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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Beine statt sechs, und der Körper war deutlich in fünf Segmente unterteilt: Ein Kopf, dann Segmente, die die Vorderbeine trugen, die Flügel, die Hinterbeine und der Schwanz. Durham gestikulierte mit der Hand, und die Ansicht drehte sich. Der Kopf war glatt, nicht wirklich symmetrisch, und besaß zwei große Augen – wenn es Augen waren: leuchtende blauschimmernde Scheiben ohne erkennbare Strukturierung. Der Rest des Körpers war von feinen Haaren bedeckt, die in einem komplexen symmetrischen Muster verliefen, das Maria an die Tätowierung von Maoris erinnerte. Fühler – ertasteten sie Vibrationen oder waren es Geruchsorgane?
    Sie sagte: »Sehr schön, aber Sie haben den Mund vergessen.«
    »Sie nehmen ihre Nahrung durch eine Einbuchtung direkt unter den Flügeln auf.« Er drehte das Bild und zeigte ihr die Stelle. »Die Nahrung klebt an den Borsten hier fest und wird von ausgeschiedenen Enzymen verflüssigt. Man sollte meinen, daß sie herunterfällt, aber das geschieht nicht – nicht bevor sie fertig sind und die Nährstoffe absorbiert haben. Dann verändert sich ein Protein der Borsten, und sie kleben nicht mehr. Der gesamte Magen ist nichts anderes als ein kleines klebriges Loch, das auf der einen Seite offen ist.«
    »Sie hätten sich eine etwas plausiblere Geschichte ausdenken können.«
    Durham lachte: »Genau.«
    Das einzelne Paar Flügel war von einem durchsichtigen Braun und erweckte den Eindruck, als bestünde es aus einer dünnen Schicht des gleichen Materials wie das Exoskelett. Die vier Beine besaßen nur ein Gelenk und endeten in federartigen Auswüchsen. Das Schwanzsegment trug schwarzbraune Markierungen – wie eine Zielscheibe, aber ohne Zentrum –, und aus seiner Unterseite kam ein dunkler schlauchartiger Fortsatz hervor, der in einer nadelartigen Spitze endete.
    »Die Lambertianer besitzen diploide Chromosomen, aber nur ein Geschlecht. Sie können paarweise ihre DNA-Sätze in bestimmte Fortpflanzungszellen von Pflanzen injizieren, und die Gene übernehmen die Steuerung der Zelle und verwandeln sie in ein Zwischending aus Zyste und Ei. In der Regel suchen sie sich eine bestimmte Stelle am Stamm einer bestimmten Buschart aus. Ich weiß nicht, ob Sie das parasitär nennen würden – oder ob es nur eine Art Nestbau auf molekularer Ebene ist. Die Pflanze ernährt das Embryo und überwacht die gesunde Entwicklung des Vorganges – und nachdem die Jungen geschlüpft sind, revanchieren sie sich für ihre Pflege, indem sie die Samen verbreiten. Ihre Vorfahren haben vor einer Milliarde Jahren ein paar Kontrollmechanismen von einem Pflanzenvirus gestohlen. Es gibt eine ganze Reihe weiterer genetischer Austauschphänomene wie dieses. Die Reiche von Pflanzen und Tieren sind sich biochemisch sehr viel ähnlicher, als sie auf der Erde gewesen sind.«
    Maria wandte sich vom Schirm ab. Das Dumme war, daß sie noch immer den Wunsch hatte, ihm Fragen zu stellen, Einzelheiten aus ihm herauszuquetschen. Sie sagte: »Was kommt als nächstes? Sie vergrößern noch weiter und erklären mir die Anatomie der Wesen, die Zellstruktur der Insekten, die Proteine, Atome, die Zellen des Autoversums? Oder lassen Sie die Zeit weiterlaufen, das Ding frei herumfliegen – um mir zu beweisen, daß kein echter Computer einen so komplexen Organismus, auf einer so tiefen Ebene modelliert, zustande bringen kann? Als könnte ich alleine verifizieren, daß jedes Segment seiner Flügel einer gültigen Sequenz von einigen Milliarden organisierten Zellzuständen entspricht? Ich sehe keinen Unterschied zu den Lösungen der Gleichungen von vorhin. Ich kann nichts überprüfen.«
    Durham nickte zögernd. »In Ordnung. Was, wenn ich Ihnen einige andere Spezies zeigen würde? Oder die Evolutionstheorie? Die paleogenetischen Aufzeichnungen? Wir haben eine vollständige Datenbank jeder einzelnen Mutation seit dem Jahre Null. Möchten Sie sich damit hinsetzen und überprüfen, ob es Ihnen authentisch erscheint?«
    »Nein. Ich will ein funktionierendes Terminal. Ich will, daß Sie mich mit meinem Original sprechen lassen. Ich will mit ihr reden – vielleicht können wir gemeinsam entscheiden, was ich als nächstes unternehmen soll – wenn ich nur erst aus diesem verfluchten Irrenhaus und in meine eigenen SNV-Dateien gelangen könnte.«
    Durham sah verwirrt aus – und für einen Augenblick glaubte sie, daß sie endlich zu ihm durchgedrungen war. Aber dann sagte er: »Ich habe Sie aus einem bestimmten Grund aufgeweckt. Wir werden bald Kontakt

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