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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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verschlingen! Wir wollten uns ihnen als Brüder nähern und mit ihnen über unsere Sicht der Dinge diskutieren – nicht als Götter, die göttliche Wahrheiten enthüllen.
    Ich bitte die Versammlung zu beraten, ob diese beiden gleichermaßen ehrenvollen Anliegen nicht in Redlichkeit und Demut miteinander in Einklang zu bringen sind. Mr. Repetto hat uns berichtet, daß die Lambertianer bereits die Eigenschaften der chemischen Elemente erschlossen haben – Elemente, die unsichtbar und mysteriös bleiben und sich nur in kunstvollen Phänomenen ihrer natürlichen Welt zeigen. Es erscheint vollkommen klar, daß die Lambertianer ein Talent zur Entdeckung verborgener Muster und versteckter Erklärungen besitzen. Wie viele Jahrhunderte mag es unter diesen Umständen noch dauern, bevor sie die Wahrheit hinter ihrer eigenen Kosmologie entdecken?
    Ich schlage deshalb vor, das wir mit der Kontaktaufnahme noch warten, bis die Lambertianer selbst die Hypothese für unsere Existenz aufgestellt und sorgfältig erforscht haben. Bis sie selbst ganz alleine herausgefunden haben, welche Bedeutung wir für sie besitzen, und bis sie sich darüber einig geworden sind – ganz genau so wie wir hier in diesem Augenblick –, wie sie am besten mit uns in Kontakt treten sollten.
    Wenn die Erde zu der Zeit von Aliens besucht worden wäre, als die Menschen zum ersten Mal zum Himmel blickten und noch nicht imstande waren zu begreifen, was da geschah – die Aliens wären als Götter begrüßt worden. Wenn sie im einundzwanzigsten Jahrhundert erschienen wären – nachdem die Menschen schon seit Jahrzehnten ihre Existenz vorausgesagt hatten und sich über die Fragen eines Kontaktes einig geworden waren –, wären sie als Gleiche begrüßt worden. Erfahrener, geschickter, fortgeschrittener, aber letzten Endes nichts anderes als ein erwarteter Bestandteil eines wohlgewogenen, wohlbekannten Universums.
    Ich meine, wir sollten genau diesen Augenblick in der lambertianischen Geschichte abwarten: Wenn die Lambertianer schon ungeduldig auf den Beweis unserer Existenz warten – und wenn unsere weitere Abwesenheit schwerer zu erklären sein wird als unsere ersehnte Ankunft. Wenn sie erst beginnen, Verdacht zu schöpfen, daß wir jedes einzelne ihrer Worte belauschen könnten, dann wäre es unehrenhaft, wenn wir weiter im Verborgenen blieben. Und bis dahin sind wir ihnen schuldig, sie so viele Antworten alleine finden zu lassen, wie sie ohne uns nur können.«
    Sanderson nahm wieder Platz. Ein Teil der Zuhörer applaudierte zurückhaltend. Träge brachte Peer ihr Auftreten und die Reaktionen miteinander in Korrelation – sie schien der dritten Generation aus der Seele gesprochen zu haben, aber diese Leute waren bekannt dafür, daß sie hämisch und falsch waren.
    Kate sagte: »Wünschst du nicht, du könntest an der Diskussion teilnehmen?« Halb sarkastisch, halb selbstmitleidig.
    Peer erwiderte belustigt: »Nein. Aber wenn dich das Autoversum so sehr interessiert, dann schlage ich vor, du kopierst es dir und machst deinen eigenen Erstkontakt mit ihnen – oder läßt sie in unberührter Unwissenheit. Was immer du möchtest.«
    »Du weißt, daß ich nicht genügend Platz dafür habe.«
    »Und du weißt, daß es vollkommen egal ist. In der Zentralbibliothek gibt es eine Kopie von der ursprünglichen Saat und der Biosphäre. Die vollständige Beschreibung der komprimierten Welt. Du könntest sie dir kopieren und dich so lange deaktivieren, bis du genügend Platz hast, um sie zu entfalten. Das ganze Ding ist deterministisch – jeder einzelne Lambertianer würde seine Flügel vor dir auf genau dieselbe Weise ausbreiten, wie er es für die Elysianer getan hat. Bis hin zum Augenblick des Erstkontakts.«
    »Und du meinst allen Ernstes, daß die Stadt eines Tages so groß sein wird? Daß sie sie nach einer Milliarde Jahren nicht eingemottet und etwas Neues errichtet haben?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es gibt immer noch eine zweite Alternative: Du könntest ein völlig neues TVC-Universum starten und dir all den Platz schaffen, den du brauchst. Ich komme mit dir, wenn du möchtest.« Er meinte es ehrlich. Er würde ihr überall hin folgen. Sie mußte es nur sagen.
    Sie blickte weg. Er verzehrte sich danach, sie glücklich zu machen, aber sie hatte die Wahl: Wenn sie unbedingt glauben wollte, daß sie draußen vor der Tür stand – oder treffender: lebendig eingemauert war – und den Elysianern nur zusehen konnte, wie diese in der Wirklichkeit schwelgten,

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