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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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auch immer –, weil wir die Kosten der medizinischen Versorgung nicht in die Höhe treiben? Für uns werden keine Klinikbetten und Operationssäle benötigt. Und wir beanspruchen die natürlichen Ressourcen weit weniger als zu Lebzeiten. Ist die Technik erst genügend weit fortgeschritten, dann wird man, ökologisch gesehen, für die reichste aller Kopien immer noch viel weniger Aufwand treiben müssen als für den genügsamsten Asketen irgendwo in der Wüste. Wer wird da noch die Moral für sich in Anspruch nehmen wollen? Wir werden das ökologische Gewissen der Welt sein.«
    Durham lächelte – Durhams Marionette. »Sicher, und es könnte leicht noch auf einige andere paradoxe Situationen dieser Art hinauslaufen. Aber selbst der geringe Schaden für die Umwelt wird niemanden überzeugen, wenn dieselbe Rechenleistung dazu benutzt werden könnte, Zehntausende Menschenleben durch das geplante Wetterkontrollsystem zu retten.«
    »Kaum eine meiner befreundeten Kopien hat die Auswirkungen von Projekt Schmetterling zu spüren bekommen – wenn überhaupt, dann nur geringfügig. Ich selbst war nicht betroffen.«
    »Dieses Projekt ist nur der Anfang … ein wenig Krisenmanagement für einen winzigen Teil des Planeten. Bedenken Sie, wieviel Rechenkapazität man bräuchte, um den regelmäßig wiederkehrenden Dürrekatastrophen in der Sahel-Zone vorzubeugen.«
    »Warum sollte ich das bedenken, wenn auch die einfachsten Modellrechnungen bisher versagt haben? Und angenommen, das Wetterkontrollsystem würde sich als machbar erweisen – man könnte jederzeit neue Hardware bauen. Das Ganze ist doch keine Frage von Kopien auf der einen und Überschwemmungsopfern auf der anderen Seite.«
    »Aber fehlt es nicht gerade hier und heute an Rechenkapazität? Natürlich wird man Computer bauen – aber der Bedarf an Rechenleistung wird wegen der wachsenden Zahl der Kopien und der Bedürfnisse der Wetterkontrollen schneller wachsen, als man ihn decken kann. Lange bevor wir jenes Utopia erreichen, in dem der Tod besiegt ist, werden wir in einen gefährlichen Engpaß geraten – und es wird eine Zeit kommen, davon bin überzeugt, in der Kopien für illegal erklärt werden. Weltweit! Menschenrechte, die man ihnen bis dahin zugesprochen hat, werden suspendiert werden. Man wird das Vermögen von Stiftungen und Treuhandgesellschaften einziehen, die Hardware von der Polizei überwachen lassen. Man wird die Scanner vernichten und die gespeicherten Scan-Dateien aller Kopien dazu. Möglicherweise dauert es noch vierzig Jahre, bis es soweit ist – vielleicht auch weniger. Auf jeden Fall sollten Sie darauf vorbereitet sein.«
    Thomas blieb gelassen. »Wenn Sie eine Anstellung als Futurologe im Auge haben, muß ich Sie schon wieder enttäuschen: Auch solche Mitarbeiter gehören bereits zu meinem Stab – gute Leute, die nichts anderes tun, als jeden erdenklichen Trend aufzuspüren und seinen Einfluß auf den Lauf der Dinge zu analysieren. Glücklicherweise bestätigt mich alles, was ich von ihnen höre, in meinem Optimismus – und selbst wenn sie sich irren sollten: Soliton ist auf eine ganze Reihe von Eventualitäten vorbereitet.«
    »Was wird sein, wenn ihre Stiftung durch die Staatsgewalt aufgelöst wird? Welche Gewähr haben Sie, daß auch in diesem Fall Ihre Scan-Dateien an einem sicheren Ort gelagert werden können – um nach hundert Jahren oder mehr voller politischer Unruhen wieder zum Leben erweckt zu werden? Ein Tresor voller ROM-Chips tief in einem Bergstollen – das könnte sich als eine Reise ohne Wiederkehr erweisen, eine kleine Zugabe für künftige geologische Formationen.«
    Thomas lachte. »Ja, wer weiß – und morgen wird ein Riesenmeteorit die Erde treffen und diesen Computer einschließlich aller Sicherungskopien zerstören und alles organische Leben noch dazu, auch Ihres … die ganze Welt. Sicher, es könnte zu einem Umsturz kommen, der für mich und meinesgleichen das Ende bedeutet. Unwahrscheinlich, aber es ist nicht ausgeschlossen. Es ist auch nicht auszuschließen, daß eine Seuche oder Umweltkatastrophe alles organische Leben auslöscht, ohne die Kopien im mindesten zu tangieren. Garantien gibt es für niemanden von uns.«
    »Aber eine Kopie hat viel mehr zu verlieren.«
    Riemann wurde pathetisch, denn das hier war ein Teil seines persönlichen Glaubensbekenntnisses: »Ich habe die Chance, mein Leben zu verlängern, niemals als etwas mißverstanden, was es mit Sicherheit nicht ist: eine Garantie auf die

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