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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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waren verschiedene Leute geworden, und das war nicht mehr zu ändern. Sie hatten verschiedene Probleme und verschiedene Pläne, und es wäre das Dümmste, was er tun konnte, diese Tatsache auch nur einen Moment zu vergessen.
    Zschwitt. »Ich könnte dein Programm eine Weile unterbrechen, während ich mich mit den Vorbereitungen beschäftige. Das erspart dir die Langeweile – wenn du möchtest.«
    »Du bist wirklich zu freundlich. Aber ich würde es vorziehen, bei Bewußtsein zu bleiben. Es gibt eine Menge Dinge, über die ich nachdenken muß.«
     

7
    (Vergib nicht den Mangel)
    November 2050
     
    »Zwölf bis achtzehn Monate? Und daran gibt es keinen Zweifel?«
    Trocken erwiderte Francesca Deluca: »Was soll ich dazu sagen? Sie haben es am Modell überprüft!«
    Maria versuchte nach Kräften, sich nichts anmerken zu lassen. »Das ist eine ganze Menge Zeit. Du wirst deinen Scan bekommen, wir werden das Geld schon auftreiben. Ich kann das Haus verkaufen, und Aden – vielleicht borgt er mir etwas.«
    Francesca schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, mein Kind.« Ihr Haar war grau geworden, seit Maria ihre Erscheinung das letzte Mal bewußt wahrgenommen hatte. Aber sie wirkte keineswegs krank und hinfällig. »Wozu? Selbst wenn ich wollte – und du weißt, daß ich es nicht will – : Was nützt mir ein Scan, wenn ich kein Geld habe, ihn zu betreiben?«
    »Er wird laufen. Die Rechenzeit wird immer billiger – jeder weiß das. Tausende von Leuten haben ihre Scan-Dateien und warten nur darauf, in Betrieb …«
    »Wie viele eingefrorene Leichen wurden jemals wieder zum Leben erweckt?«
    »Das ist doch etwas ganz anderes.«
    »Wie viele?«
    »Rein physisch betrachtet, keine. Aber von einigen hat man auch eine Scan …«
    »Keine hat es unbeschadet überstanden. Alle wichtigen Leute – die Berühmtheiten, die Diktatoren – haben Gehirnschäden davongetragen. Für die anderen interessiert sich sowieso keiner.«
    »Aber ein Scan hat mit Einfrieren überhaupt nichts zu tun. Ein Scan muß auch nicht ›wiederbelebt‹ werden.«
    »Na schön, aber so oder so bin ich es nicht wert, daß man mich noch einmal ins Leben ruft.«
    Maria blickte sie ärgerlich an. »Ich werde dafür sorgen. Oder glaubst du, daß ich das Geld nicht zusammenbringen werde?«
    »Vielleicht wirst du das«, sagte Francesca, »aber es wird keinen Scan von mir geben. Also denk nicht mehr daran!«
    Maria beugte sich auf der Couch vor, als wollte sie aufspringen; sie ertrug es nicht mehr, stillzusitzen, wußte nicht, wohin mit ihren Händen. Strahlendes Sonnenlicht drang in das Zimmer und enthüllte rücksichtslos jede noch so kleine Fluse auf dem Teppich. Fast wäre sie aufgestanden und hätte die Jalousien heruntergelassen. Warum hatte Francesca das alles nicht vorher am Telefon mit ihr besprochen? Es wäre tausendmal leichter gewesen.
    Sie sagte: »Also gut, du willst nicht. Aber sicher gibt es irgendwo auf der Welt jemanden, der Nanomaschinen gegen Leberkrebs herstellt – selbst wenn sie nur für Experimentierzwecke sind.«
    »Nicht für meinen Zelltyp. Es ist ein seltener Krebs. Niemand kann sagen, welche Marker die Zellen tragen.«
    »Ach ja? Dann sollen sie es gefälligst herausfinden! Wenn man die befallenen Zellen gründlich untersucht, lassen sich auch die Marker identifizieren. Dann braucht man nur noch eine der bereits existierenden Nanomaschinen umzurüsten. Alle nötigen Informationen trägst du in deinem Körper.« Maria stellte sich die bösartigen Zellen vor: Die mutierten Proteine an der Oberfläche, die für die Metastasenbildung verantwortlich waren, leuchteten in einem scheußlichen Gelb, und die Marker ragten wie Widerhaken in alle Richtungen.
    »Natürlich könnte man das«, sagte Francesca. »Mit genügend Zeit, Geld und Forschergeist … aber so ist das nun einmal: In den nächsten achtzehn Monaten wird es nicht geschehen.«
    Maria begann zu zittern. Es begann, hörte auf und kam wieder, in immer neuen Wellen. Sie saß nur da, sagte nichts und wartete, daß es vorüberging.
    Schließlich meinte sie: »Es muß doch Medikamente geben?«
    Francesca nickte. »Die bekomme ich schon. Sie sollen das Wachstum des Primärtumors bremsen und die Metastasenbildung hemmen. Eine Transplantation macht keinen Sinn mehr, ich habe bereits zu viele Metastasen. Akutes Leberversagen ist meine kleinste Sorge, Natürlich gibt es noch einige Zytostatika und die Bestrahlungstherapie, aber ich glaube nicht, daß der Nutzen die Nebenwirkungen

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