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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Ich gebe dir mein Wort: keine außerplanmäßigen Eingriffe mehr am Modell.«
    »Danke.«
    Die Mittel nicht vorschnell aufbrauchen? Paul hatte sich bemüht, nicht an Geld zu denken. Was würde der Dschinn tun, wenn ihm die Mittel ausgingen und er Paul nicht länger betreiben konnte – immer vorausgesetzt, daß Paul durchhielt und es nicht vorzog, nach Abschluß der Experimente gelöscht zu werden? Er konnte das Modell speichern und aufbewahren, bis er genügend Geld zusammenhatte, um weiterzumachen. Auf lange Sicht müßte er einen Treuhandfonds schaffen; mehr als nur ein zeitweiliger Betrieb wäre zunächst mit den Gewinnen nicht möglich. Aber Paul würde wenigstens mit der Welt in Verbindung bleiben, einen Kulturschock in irgendeiner näheren oder späteren Zukunft vermeiden … bis die Technik eines Tages billig genug wäre, um ihn kontinuierlich leben zu lassen.
    Natürlich waren diese vertrauenerweckenden Pläne von einem Mann gemacht worden, der mehr als nur eine Zukunft vor sich hatte. Würde er tatsächlich noch ein Interesse daran haben, seine alte Kopie zu betreiben, wenn er sich einen Scan auf dem Sterbebett leisten könnte? Einen Scan, der »ihm« seine »eigene« Unsterblichkeit sichern würde?
    Zschwitt. »Können wir uns endlich an die Arbeit machen?«
    »Dazu bin ich hier.«
    Diesmal würden sie während des Experiments die Zeitauflösung von einer Millisekunde beibehalten und die Reihenfolge der Zustandsberechnungen verändern.
    Zschwitt. »Experiment Nummer zwei, erster Versuch. Einfach umgekehrte Reihenfolge.«
    Paul zählte. »Eins … Zwei … Drei …« Umgekehrte Reihenfolge. Nach einem Sprung in die Zukunft gleich zu Anfang reiste er jetzt rückwärts durch die Zeit. Es wäre eine hübsche Spielerei gewesen, wenn er die Szene von draußen auf einem Monitor hätte beobachten können – selbst etwas so Triviales wie die berühmte zerbrochene Vase, die sich aus den Scherben wieder zusammenfügt: Diesmal wäre er es, der sich rückwärts bewegte, und nicht die Filmszene selbst. Aber das war unmöglich (ganz abgesehen davon, daß es das Experiment verdorben hätte, weil die erforderliche Distanz zwischen Versuchs- und Kontrollperson aufgehoben wäre). In der wirklichen Zeit mußte als erstes der Zustand seines Quasigehirns bei Versuchsende errechnet werden – einschließlich der »Erinnerungen« an alles, was sich in den »vorausgegangenen« zehn Sekunden ereignet hatte. In diesen Erinnerungen konnten nicht die Scherben einer Vase enthalten sein, wenn noch keine Vase zerbrochen war. Man hätte den Trick in einer Simulation darstellen können – oder mit Videoaufzeichnungen der echten Szene – aber das war nicht dasselbe.
    » … Acht … Neun … Zehn.« Ein weiterer, nicht wahrnehmbarer Sprung in die Zukunft, und der Dschinn tauchte auf.
    Zschwitt. »Zweiter Versuch. Zeittakte in alternierender Folge: zuerst ungerade, dann gerade Takte.«
    Für den Beobachter draußen würde Paul bis zehn zählen, indem er jeden zweiten Takt der Modellzeit übersprang, um sogleich – als hätte er nur eben eine Zahl vergessen – zurückzuspringen und die Lücke auszufüllen.
    Was bedeutete das für ihn? Während er stetig zählte – und zwar von Anfang bis Ende –, oszillierte die Zeit zwischen zwei verschiedenen Ebenen hin und her, die sorgfältig in kleine Scheiben von siebzehn Millisekunden Länge aufgeteilt und in wechselnder Folge hintereinandergereiht wurden.
    Und … wer sah es nun richtig? Die Frage war für Paul durchaus nicht akademisch. Warum sollten nicht beide Betrachtungsweisen gelten? Seit der Relativitätstheorie gab es keine absolute Zeit mehr. Zeit war nur innerhalb eines Bezugsrahmens konstant, und sie verlief unterschiedlich schnell, wenn man annähernd lichtschnell durch den Raum reiste oder den Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs berührte. Warum sollte der Zeitablauf, wie ihn eine Kopie erlebte, in seinem Bezugsrahmen objektiv weniger richtig sein als der eines Astronauten?
    Der Vergleich hinkte natürlich. Die Zeitdilatation durch relativistische Effekte verlangsamte oder beschleunigte den Zeitablauf – je nach Perspektive; so stark die Unterschiede auch sein mochten, Sprünge machte die Zeit deshalb nicht. Sie wurde nicht in Scheiben geschnitten wie ein Laib Brot und anschließend wie ein Kartenspiel gemischt.
    »Jeder zehnte Takt, zehn Durchläufe.«
    Paul zählte – entschlossen, seine subjektive Zeitperspektive zu bewahren, sich zusammenzuhalten. Er versuchte, sich die

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