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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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hundert Jahre lang bei Laune zu halten. In diesem Punkt ist sein Angebot perfekt.«
    Maria dachte, daß es sich ein bißchen zu einfach anhörte, doch sie widersprach nicht. »Was ist mit der Hardware? Ist die auch perfekt?«
    »Keineswegs. Es wird nie eine Hardware geben. Durham wird sich aus dem Staub gemacht haben, bevor er die Rechner vertragsgemäß liefern muß.«
    »Aus dem Staub machen? Womit? Mit dem Geld, das man ihm ohne langes Zögern in die Hand gedrückt hat – ohne Sicherheiten, ohne Vorbehalt?«
    Hayden lächelte überlegen. »Mit dem Geld, das er – größtenteils völlig legitim – kassiert hat: Er hat eine VR-Stadt in Auftrag gegeben, er läßt einen Autoversum-Planeten entwerfen. Er hat das Recht, eine Provision von allen Einnahmen einzubehalten – und das ist kein Verbrechen, wenn es vertraglich vereinbart ist. In den ersten paar Monaten wird er nichts tun, was auch nur den geringsten Verdacht auslösen könnte, aber irgendwann wird er seinen Klienten sagen, daß die Planung für die Hardware angelaufen sei; Expertisen müssen eingeholt werden, um die geeignetsten Konstruktionen zu finden. Er wird Angebote vorzeigen, von denen einige echt, die lukrativsten jedoch sicher gefälscht sind. Später wird er sagen, daß der Auftrag erledigt sei und die Berater nun bezahlt werden müßten … und wenn er das Geld erhalten hat, wird man ihn nie wiedersehen.«
    Maria sagte: »Das vermuten Sie alles nur – Sie wissen nicht, was er tatsächlich plant.«
    »Wir kennen keine Einzelheiten, aber es wird auf etwas in dieser Art hinauslaufen.«
    Maria lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Also gut, und wie geht es nun weiter? Was soll ich tun? Durham anrufen und ihm sagen, daß die Sache für mich gestorben ist?«
    »Ganz im Gegenteil! Sie machen weiter, als wäre nichts geschehen – aber sprechen Sie so oft mit ihm wie irgend möglich. Denken Sie sich tausend Gründe aus, warum Sie ihn anrufen müssen. Versuchen Sie sein Vertrauen zu gewinnen, bringen Sie ihn zum Reden: über seine Arbeit, seine Klienten, das ›Sanktuarium‹.«
    Maria war indigniert. »Ich erinnere mich nicht, Ihnen meine Mitarbeit als Informantin angeboten zu haben.«
    Hayden blieb gelassen. »Das liegt ganz bei Ihnen. Wenn Sie nicht mit uns kooperieren, erschweren Sie uns nur unsere Arbeit …«
    »Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Kooperation und unbezahlter Spionage!«
    Hayden lächelte schwach. »Wenn Sie sich wegen der Bezahlung Gedanken machen – Sie haben eine viel bessere Chance, an ihr Geld zu kommen, wenn Sie uns dabei helfen, Durham zu überführen.«
    »Wie denn das? Soll ich versuchen, ihn zu verklagen, nachdem er das erschwindelte Geld zurückgegeben hat und pleite ist?«
    »Sie müssen ihn nicht verklagen. Das Gericht wird Sie mit einiger Sicherheit als eines der Opfer einstufen und Ihnen eine Entschädigung zusprechen – besonders dann, wenn der Fall mit Ihrer Hilfe abgeschlossen werden kann. Es gibt einen Fundus für solche Fälle, der aus Geldstrafen finanziert wird. Ob Durham am Ende noch zahlungsfähig ist, spielt keine Rolle.«
    Maria dachte nach. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, das Ganze stank einfach zum Himmel. Am liebsten hätte sie ihren Verlust in den Wind geschrieben – wenn sie ungeschoren davonkommen könnte. So tun, als wäre nichts geschehen.
    Und danach? Aden auf den Knien um das Geld bitten, das sie so dringend brauchte? Niemand hatte ihr eine andere Arbeit angeboten. Sie konnte es sich einfach nicht leisten, die Anstrengungen der letzten drei Monate abzuschreiben. Ein paar tausend Dollar würden nicht reichen, um den Scan für Francesca zu finanzieren – aber ganz ohne Lohn würde sie ihr Haus wahrscheinlich schon viel früher verkaufen müssen, als sie gehofft hatte.
    Sie sagte: »Was ist, wenn er Verdacht schöpft, weil ich mit einem Mal anfange, ständig neue Fragen zu stellen?«
    »Sie dürfen es nicht übertreiben. Neugier ist in so einem Fall doch nur natürlich. Sie haben einen sehr merkwürdigen Auftrag, und es wäre doch wohl eher verdächtig, wenn Sie gar keine Fragen stellen. Ich weiß, daß Ihnen seine anfänglichen Erklärungen plausibel erschienen, was aber nicht heißen muß, daß Sie nicht weiter nachdenken und neue Fragen haben – Probleme, die Ihnen anfangs nicht aufgefallen sind.«
    Maria sagte: »Nun gut, ich werde es tun.« Hatte sie je eine andere Wahl gehabt? »Aber erwarten Sie nicht, daß er mir die Wahrheit sagt. Er hat mich zu Beginn belogen, warum sollte er

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