Cyber City
Form von Software.«
Maria öffnete den Mund, doch dann fiel ihr ein, daß jede weitere Entschuldigung sie nur noch dämlicher dastehen ließ. Sie tröstete sich damit, daß der rechtliche Status einer Kopie eine derartige Farce war, daß jeder vernünftige Mensch damit seine Schwierigkeiten haben mußte.
Hayden sprach weiter. »Man könnte Durham des Betrugs an den Vermögensverwaltern der Kopien anklagen – er hat irreführende Daten in die Software eingegeben, von der sie sich bei ihren finanziellen Entscheidungen leiten lassen. Es gibt Präzedenzfälle; seine Tat ist vergleichbar dem Verbreiten falscher Informationen, mit denen man wertpapierüberwachende Software zum Kauf eigener Papiere verleitet. Die Beweise stehen allerdings noch aus. Wir können die betroffenen Kopien befragen – als informelle Informationsquelle, als Hilfe bei unseren Ermittlungen –, aber nichts von dem, was sie sagen, kann vor Gericht verwendet werden.«
Maria mußte an eine Folge aus »Eine unordentliche Familie« denken, in der ein ähnliches Problem aufgetaucht war. Babette und Larry hatten erfahren, daß sich jemand an fremden Bankkonten zu schaffen machte … als Eigentümer erwiesen sich, irgendwie und unerklärlicherweise, eine Gruppe von Eisskulpturen in einem kybernetischen Hinterhof einer kybernetischen Stadt. Maria wußte nicht mehr, wie die Geschichte ausgegangen war – aber wahrscheinlich hatte sich der zehnjährige Knirps Klein-Leroy wieder einmal einen Trick ausgedacht, der dazu führte, daß die Diebe unwissentlich eine dicke Fährte für die Polizei hinterlassen hatten …
Sie sagte: »Ich weiß nicht, was Sie von mir hören wollen. Schließlich hat Durham nicht mich betrogen. Was die Kopien betrifft, so weiß ich nicht das mindeste von seinen Plänen.«
»Aber Sie arbeiten doch daran.«
»Das müßte ich wissen!«
Ganz ruhig sagte Hayden: »Sie entwerfen einen Planeten für ihn. Wozu soll das Ihrer Meinung nach gut sein?«
Maria starrte sie einen Augenblick lang mit leerem Gesicht an, dann hätte sie fast losgelacht. »Entschuldigen Sie … Ich glaube, ich habe Ihnen das nicht ganz richtig erklärt: Ich entwerfe einen Planeten, der im Autoversum existieren könnte, wirklich nur könnte. Gemeint ist damit die rein theoretische Möglichkeit. Aber er ist natürlich zu groß, um auf einem der heutigen Computer simuliert zu werden. Es handelt sich nicht um irgendeine Art Virtueller Realität …«
»Ich weiß«, unterbrach sie Detektiv-Sergeantin Hayden. »Ich weiß das sehr gut, doch ich bezweifle, daß Durhams Klienten den Unterschied verstanden haben. Die technischen Details des Autoversums gehören nicht unbedingt zur Allgemeinbildung.«
Wie wahr. Maria zögerte. Dann sagte sie:
»Es ergibt noch immer keinen Sinn. Erstens: All diese Leute haben Berater, konsultieren Fachleute, von denen sie als erstes hören, daß jeder, der ihnen einen Autoversum-Planeten verspricht, ein Schwindler ist. Warum sollte Durham so etwas anbieten – einen Planeten im ersten Stadium der Entstehung von Leben –, wenn er ihnen jede denkbare VR-Umgebung verkaufen könnte, die tausendmal attraktiver und dazu vertraut ist?«
»Ich glaube, daß er ihnen beides anbietet. Er beschäftigt einen Designer, der eine virtuelle Umwelt entwirft.«
»Aber warum beides? Warum nicht nur die virtuelle Umgebung? Sie können nicht eine einzige Kopie im Autoversum unterbringen – sie würde auf der Stelle sterben. Man müßte noch mindestens fünfzig oder sechzig Jahre lang forschen, wenn man die menschliche Biochemie auf das Autoversum übertragen will.«
»Das wissen diese Leute nicht.«
»Sie würden es innerhalb von zehn Sekunden herausfinden. Dazu braucht man keinen Stab von Experten, die Anfrage bei einer Datenbank würde genügen. Für nicht mehr als fünf Dollar hätte man die Antwort. Wer erzählt schon Lügen, die so leicht aufzudecken sind? Welchen Vorteil bietet denn – vom Standpunkt einer Kopie betrachtet – ein Autoversum-Planet verglichen mit dem üblichen VR-Stückwerk?«
Hayden blieb unbeeindruckt. »Sie sind die Expertin für das Autoversum. Sagen Sie's mir!«
»Ich weiß es nicht.« Maria stand auf. Langsam bekam sie Platzangst. Sie haßte es, Fremde in ihrem Haus zu haben. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee? Tee?«
»Danke, nein. Aber lassen Sie sich von mir nicht davon abhalten …«
Maria schüttelte den Kopf und setzte sich wieder; sie hatte das Gefühl, daß sie nicht wieder zurückkommen würde,
Weitere Kostenlose Bücher