Cyberabad: Roman (German Edition)
der Nase. Pulslaser zur Aufstandsbekämpfung drehen sich in ihrem Gehäuse und suchen Ziele. Tief unter Delhi liegen Helikopter-Jockeys auf Gelbetten und beobachten alles durch ihre Pinealaugen, bewegen die Hände einen Zentimeter hierhin, ganz kurz dorthin, um den Pilotensystemen Anweisungen zu geben. Die drei Hubschrauber drehen sich über den abgestellten Fahrzeugen in der Luft, verbeugen sich in einer Robotergavotte voreinander und gehen auf Angriffskurs. Geschützfeuer knattert unterhalb der Linie der Scheinwerfer, Kugeln treffen mit weißen Blitzen die spindelförmigen Insektenpanzer. Aus zehn Metern Höhe werfen sie ihre Kampfroboter ab, steigen wieder auf, drehen sich und eröffnen das Feuer mit den Pulslasern. Die Roboter landen auf dem Boden und greifen sofort an. Schreie. Schüsse. Männer rennen zwischen den Autos hervor auf die freie Fläche. Die Hubschrauber erfassen die Ziele und feuern. Leise Knallgeräusche, matte Blitze, Körper stürzen, kriechen. Die Pulslaser zerblitzen alles, was sie berühren, zu Plasma und pumpen es zu einer expandierenden Schockwelle auf, ob es Kleidung ist oder die mit Asche beschmierte Haut eines nackten Naga. Die Karsevaks torkeln, die Brust vom Laserfeuer entblößt. Wie etwas aus einem japanischen Comic räumen die Aufstandsbekämpfungsroboter im Nu den Bereich der Fahrzeuge und entfalten ihre Schockknüppel.
»Runter!«, brüllt Thomas Lull und wirf Kij in den Staub. Die Männer flüchten, aber die hüpfenden Roboter sind schneller, brutaler und zielgenauer. Ein Körper kracht neben Thomas Lull zu Boden, das Gesicht von einem Sonnenbrand zweiten Grades versengt. Stählerne Hufe blitzen auf, und er legt die Arme über den Kopf. Dann rollt er zur Seite, um zu sehen, wie die Maschinen über den Zug hinwegsetzen. Er wartet. Die Hubschrauber sind immer noch in der Luft. Er stellt sich tot, bis sie weiterfliegen, zierliche Schnaken, die nie dazu gedacht waren, Menschen zu tragen. »Hoch! Los jetzt! Lauf!« Ein verdächtiges Kribbeln im Genick lässt Thomas Lull aufblicken. Ein Hubschrauber wendet ihm eine Sensorstaffel zu. Ein Gatling-Pulslaser richtet sich aus. Dann quillt Rauch zwischen Mensch und Maschine empor, die Kaih verliert die Spur, und der Hubschrauber überfliegt den Zug mit stotterndem Laserfeuer. »Geh hinter die Autos, duck dich hinter ein Rad, das ist der sicherste Platz«, ruft Thomas Lull durch den Tumult. Dann erstarren beide gleichzeitig, als die Luft zwischen den Fahrzeugen zu flimmern scheint und das Licht von den vielen Scheinwerfern in fliegende Scherben zerbricht. Männer in Kampfmontur werden immer deutlicher sichtbar. Thomas Lull zieht seinen Reisepass aus der Tasche und hält ihn hoch wie ein Prediger in alten Zeiten die heilige Schrift.
»Amerikanische Staatsbürger!«, ruft er, als Soldaten vorbeilaufen, deren Anzüge mit Spiegel und Infrarot getarnt sind. »Amerikanische Staatsbürger!« Ein Subadar mit perfekt gepflegtem Schnurrbart hält inne, um Thomas Lull zu mustern. Das Abzeichen seiner Einheit zeigt das ewige Rad Bharats. Er hält entspannt ein Mehrzweck-Sturmgewehr in der Armbeuge.
»Wir haben mobile Einheiten in der Nachhut«, sagt der Subadar. »Dort wird man sich um Sie kümmern.« Während er spricht, tauchen die Hubschrauber wieder über dem Zug auf, der nun zur Hälfte in Flammen steht. »Gehen Sie jetzt, Sir.« Der Subadar rennt los. Der führende Hubschrauber richtet sein Bauchgeschütz auf ihn aus und feuert. Thomas Lull sieht die Uniform des Offiziers aufleuchten, als sie den Laser absorbiert, dann hebt der Bharati seine Waffe und feuert eine Sam ab. Der Hubschrauber steigt auf und dreht in einer Wolke aus glitzernden Teilchen ab. Die kleine Rakete rast ihm im Zickzack hinterher, eine Feuerspur am Nachthimmel. Ein Regen aus Lametta in der Farbe des brennenden Shatabdi geht auf Thomas Lull und Kij nieder. Als sie die größere Gefahr erkannt haben, hat ein Trupp Kampfroboter auf dem Dach des Zuges Stellung bezogen und versucht, die Bharati-Soldaten mit Stunlasern und Lametta abzuwehren. Der Feuerschein spiegelt sich auf den verchromten Gelenken und Sehnen. Die Menschen schalten sie einen nach dem anderen mit EMP -Salven aus. Die Roboter fallen vom Zug und lösen sich in eine Gruppe faustgroßer Sub-Drohnen auf. Sie hüpfen umher, entfalten sich zu huschenden Skarabäen, die mit rotierenden Sensendrähten bewaffnet sind. Sie umschwärmen die Soldaten. Thomas Lull sieht, wie ein Mann zu Boden geht, und dreht Kij weg, bevor der
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