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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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dramatische Note verleiht, wie in einem Agententhriller. Eine Illusion. Das Leben ist kein Drama. Die Höhepunkte und Wendungen der Handlung sind zufällig oder beabsichtigt. Der Held könnte stürzen. Im letzten Akt können alle Guten plötzlich sterben. Niemand von uns würde ein Kinodrama überleben. »Ich wusste nicht, wohin ich mich sonst wenden sollte«, gesteht sie matt. Kurz danach geht er. Die schließende Tür drückt einen Schwall heißer Luft, schal von Schweiß und Räucherstäbchen, durch die Zimmer. Die hängenden Netze und Vorhänge blähen sich um die Gestalt, die in embryonaler Haltung zusammengerollt daliegt. Najia kaut auf schuppender Haut an ihrem Daumen und fragt sich, ob sie überhaupt in der Lage ist, irgendetwas richtig zu machen.
    Erneut spürt sie das Knacken der Rippen des Thuggee, als sie ihn rammte, den Rückstoß, der durch den Rahmen des Mopeds und ihre Hüften geht, während der Karsevak über den Bahnsteig zurückgeschleudert wird. In dem stickigen, düsteren Raum fängt sie an zu zittern. Sie kann sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie sucht einen Stuhl und setzt sich, schlingt die Arme um sich, gegen die Kälte, die von innen kommt. Es ist der reine Wahnsinn, und du bist mitten hineinmarschiert. Ein Neut und eine junge schwedische Reporterin. Du könntest zwischen den zehn Millionen Menschen in Varanasi verschwinden, und niemand würde es bemerken.
    Sie dreht sich mit dem Stuhl herum, damit sie gleichzeitig die Tür und das Schlafzimmerfenster im Blick hat. Sie kippt die Holzlamellen der Lüftung des Fensters, um nach draußen sehen zu können, aber so, dass es einem bösen Menschen schwerfallen wird, hereinzuschauen. Sie setzt sich und beobachtet, wie die Lichtstreifen über den Boden wandern.
    Najia schreckt plötzlich aus dem Schlaf hoch. Geräusche. Bewegung. Sie erstarrt, dann stürmt sie in die Küche zu den französischen Küchenmessern. Sie reißt die Tür auf, eine Gestalt am Kühlschrank wirbelt herum, schnappt sich ein Messer. Er. Ys.
    »Tut mir leid, tut mir leid«, sagt ys mit sys seltsamer Kinderstimme. »Gibt es hier etwas zu essen? Ich habe großen Hunger.«
    Es gibt nur halbe Sachen, Naschzeug und eine Flasche Champagner in Bernards Kühlschrank. Natürlich. Das Neut schnuppert daran, sucht die Regale ab.
    »Entschuldigung«, sagt ys. »Ich habe Hunger. Die Hormone ... ich habe mich zu sehr aufgeputscht.«
    »Kann ich Ihnen einen Tee machen?«, fragt Najia. Die Heldin und Retterin braucht eine Rolle, die sie übernehmen kann.
    »Chai, ja, Chai, wunderbar.«
    Sie setzen sich mit den kleinen Gläsern auf die Matratze. Ys mag ihn nach europäischer Art, schwarz und ohne Zucker. Najia erschrickt über jeden Schatten auf den Rollläden.
    »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken ...«
    »Ich habe gar keinen Dank verdient. Ich habe Sie schließlich erst in die Sache reingeritten.«
    »Das sagten Sie schon am Bahnhof, ja. Aber wenn nicht Sie, dann hätte es jemand anders getan. Vielleicht ohne schlechtes Gewissen. War es schlechtes Gewissen?«
    Najia Askarzadah war einem Neut noch nie so nahe. Sie weiß über sie Bescheid, was sie sind, welche Entwicklung sie hinter sich haben und was sie mit sich selbst machen können. Sie hat sogar eine gewisse Vorstellung, was sie aneinander genießen, und sie steht ihnen mit angemessen kühler skandinavischer Toleranz gegenüber, aber dieses Thal riecht anders. Sie weiß, dass es an den Dingen liegt, die sie mit ihren Hormonen und ihrer Neurochemie machen können, aber sie befürchtet, Thal könnte es spüren und es für Neutrophobie halten.
    »Ich habe mich erinnert«, sagt sie. »Ich habe die Fotos gesehen und mich erinnert, wo ich Sie schon einmal gesehen habe.«
    Thal runzelt die Stirn. Im goldenen Dämmerlicht zwischen den Gazewedeln wirkt dieser Gesichtsausdruck zutiefst fremdartig.
    »Bei Indiapendent«, hilft sie ys auf die Sprünge.
    Thal hält den Kopf in den Händen, schließt die Augen. Najia findet sys lange Wimpern sehr schön.
    »Das alles tut mir weh. Ich weiß nicht, was ich denken soll.«
    »Ich hatte Lal Darfan interviewt. Satnam hat mich herumgeführt. Satnam hat mir die Fotos gegeben.«
    »Der Trishul!«, ruft Thal. »Chuutya! Er hat uns beide hereingelegt. Ai!« Ys fängt an zu zittern, Tränen treten ys in die Augen, ys hebt die Hände wie lepröse Klauen. »Meine Mama Bharat! Sie dachten, sie hätten mich erwischt ... das falsche Apartment ...« Das Zittern steigert sich zu heftigen Schluchzern, zerrissen von

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