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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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zu mustern. Die Hitze im fensterlosen Zimmer ist unglaublich. Der Geruch nach feuchten Polizisten ist überwältigend.
    »Was wissen Sie über diese Frau?«
    »Ich habe sie bei einer Strandparty in Thekkady in Kerala kennengelernt. Ich habe ihr bei einem Asthmaanfall geholfen. Ich mochte sie, sie wollte nach Norden reisen, ich habe sie begleitet.«
    Tom Hanks blättert eine Seite im Aktenordner auf dem Schreibtisch um und gibt vor, einen Textabschnitt zu lesen.
    »Sir, sie hat eine Einheit Aufstandsbekämpfungsroboter mit einer Handbewegung aufgehalten.«
    »Ist das ein Verbrechen?«
    Stuhlschaukler schießt nach vorn. Die Stuhlbeine scharren über den von Schuhen polierten Betonboden.
    »Awadhi-Luftkampfdivisionen haben soeben den Kunda-Khadar-Damm besetzt. Die gesamte Garnison hat kapituliert. Auch wenn es vielleicht kein Verbrechen ist, müssen Sie zugeben, dass der Zufall ... außergewöhnlich ist.«
    »Das ist ein verdammter Witz. Glauben Sie etwa, sie hätte irgendetwas damit zu tun?«
    »Ich mache keine Witze, wenn es um die Sicherheit meines Landes geht«, sagt Tom Hanks. »Ich weiß nur, was in diesem Bericht steht und dass Ihre Reisegefährtin Alarm ausgelöst hat, als sie versuchte, auf die Nationale DNS -Datenbank zuzugreifen.«
    »Ich muss mehr über diese Anomalien wissen.«
    Tom Hanks wirft Stuhlschaukler einen Blick zu.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Sie sind Professor Thomas Lull.«
    »Meinen Sie nicht, dass ich viel besser geeignet wäre als Sie, eine Hypothese über diese Sache abzugeben? Wenn ich wüsste, worum es geht.«
    Stuhlschaukler konferiert in kurzem, abgehacktem Hindi mit Tom Hanks. Thomas Lull kann nicht sagen, wer von beiden der Ranghöhere ist.
    »Nun gut, Sir. Wie Sie wissen, befinden wir uns in erhöhter Alarmbereitschaft, weil wir ein Problem mit unserem Nachbarn Awadh haben. Also ist es nur logisch, dass wir versuchen, uns vor einem Cyberkrieg zu schützen. Deshalb haben wir an wichtigen Positionen Scanner installiert, um langsame Drohnen, Infiltratoren, Agenten und dergleichen aufzuspüren. Identitätsdiebstahl ist ein bekanntes Werkzeug für Undercover-Agenten, also wurde auch das Archiv routinemäßig mit Überwachungseinrichtungen ausgestattet. Die Scanner im DNS -Archiv registrierten im Schädel dieser Frau Strukturen, die Proteinschaltkreisen ähnlich sind.«
    Inzwischen kann Thomas Lull nicht mehr unterscheiden, was Spiel ist, was real ist und was über beides hinausgeht. Er denkt an den Schock, mit dem Kij im Zug reagiert hat, als er sie mit den Lügen konfrontierte, aus denen ihr Leben bestand. Sie hat ihm diesen Schock zehnfach heimgezahlt.
    Tom Hanks schiebt Thomas Lull einen Palmer über den Tisch zu. Er will es nicht sehen, er will nichts von den fremdartigen Dingen in Kijs Kopf wissen, aber er zieht das Gerät näher heran. Es zeigt ein Falschfarben-Pseudoröntgenbild, das aus Infraschall-Scans zusammengesetzt wurde. Ihr hübscher Schädel ist hellblau. Die Augenhöhlen, die verschlungenen Fasern des Sehnervs, die geisterhaften Kanäle der Nebenhöhlen und die Blutgefäße sind grau vor grauerem Hintergrund dargestellt. Kij ist ein Geist ihrer selbst, und ihr Gehirn ist am gespenstischsten. Irgendwo im Netz aus Nervenfasern spukt ihr Intellekt herum. Und es gibt einen Geist innerhalb des Geistes, Linien und Elemente aus Nanoschaltkreisen, die sich durch ihren Schädel winden. Die Tilaka ist ein schwarzes Gateway in der Stirn wie die Darwaz einer Moschee. Davon ausgehend ziehen sich Ketten und Netze aus Proteinleitungen durch den Frontallappen und die Zentralfurche bis in den Parietallappen, Verzweigungen reichen in den Balken, schmiegen sich eng um das limbische System, tauchen tief in das Rückenmark, während Wicklungen aus Proteinprozessoren den Okzipitallappen umschließen. Kijs Gehirn ist von Schaltkreisen durchdrungen.
    »Kalki«, flüstert er. Dann wird das Zimmer schwarz. Völlige Lichtlosigkeit. Keine Beleuchtung, kein Notstrom, nichts. Thomas Lull tastet nach seinem Palmer und zieht ihn aus der Tasche. Im Korridor rufen Stimmen auf Hindi, immer eindringlicher.
    »Professor Lull Professor Lull, nicht bewegen!« Tom Hanks’ Tonfall ist verärgert und verängstigt. »Zu Ihrer eigenen Sicherheit befehle ich Ihnen zu bleiben, wo Sie sind, während ich nachsehe, was geschehen ist.«
    Die Stimmen im Korridor werden lauter. Ein Kratzen, ein Blitz, Stuhlschaukler hat ein Streichholz entzündet. Drei Gesichter in einer Blase aus Licht, dann wieder Dunkelheit.

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