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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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Haktan hier auftauchten, steckte er in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Am Sonntag, dem 18. Mai 2008, war Mert vormittags allein, als es an der Tür des Sözdener Apartments klingelte. Als er öffnete, stand Haktan vor ihm. Der Besucher sagte kein Wort, sondern drängte sich grob an Mert vorbei und schloss die Tür hinter sich. Mert erklärte fröhlich, er habe ihn schon erwartet. Haktan starrte ihn an. »Moment«, sagte er. Dann öffnete er die Tür, und Çağatay kam herein. Merts Gesichtsfarbe wechselte von Rot über Violett zu Weiß.
    Çağatay stieß Mert in einen Sessel und ging langsam vor ihm auf und ab, wobei er monoton »Mert … Namert … Mert … Namert« intonierte – ein türkisches Wortspiel mit den gegensätzlichen Begriffen mert (mutig) und namert (feige).
    Dann fand Mert sich auf dem Fußboden liegend wieder und wurde in Bauch, Brust und Beine getreten. Zwei weitere schwere Burschen kamen herein, warfen ihm eine Decke über den Kopf, so dass er sie nicht erkennen konnte, und schlugen ebenfalls auf ihn ein. Hin und wieder erhaschte Mert einen Blick auf eine Pistole, die auf seinen Kopf gerichtet war.
    Er wurde ohnmächtig. Als er wieder zu sich kam, lag er immer noch auf dem Fußboden, aber er bemerkte eine Videokamera, die alles filmte. Mit dem Trojaner, den Cha 0 auf Merts Laptop geschleust hatte, hatte er sich nicht nur Informationen über die Beziehung zu Lucy Hoover verschafft, sondern er hatte auch entdeckt, dass Mert (wenn auch nur mit begrenztem Erfolg) vom staatlichen Geheimdienst geführt wurde.
    »Na gut«, sagte Çağatay, der als Zeremonienmeister fungierte, und drückte auf den Aufnahmeknopf. »Du wirst uns jetzt die ganze Geschichte von Anfang bis Ende erzählen.« Also ging Mert seine ganze Traumgeschichte noch einmal durch. Gegen drei Uhr morgens war er fertig. Sie wollten alles wissen – über die Spione, den Kartenbetrug mit Sadun, die Erkundung von DarkMarket, die Freundin. Kein Detail wurde ausgelassen.
    Schließlich gingen die Gangster schlafen; nur einer war immer wach und sorgte dafür, dass Mert jedes Mal, wenn er einnickte, mit Tritten und Schlägen wieder geweckt wurde.
    Am Montagmittag rief Şahin an, und Çağatay stellte das Telefon laut. Merts Wille war mittlerweile gebrochen. Er ging davon aus, dass man ihn töten würde. Deshalb wunderte es ihn auch nicht, dass Şahin sagte, er solle alles, was er bereits erzählt hatte, noch einmal wiederholen. Alles wurde gefilmt. Am Ende ergriff Şahin das Wort. »So, jetzt ist es Zeit für deine Strafe«, sagte er ohne Ironie. »Ich will, dass du alles machst, was Çağatay dir sagt, und dann werde ich das Ergebnis beurteilen.«
    Çağatay befahl Mert, aufzustehen und sich zu entkleiden. Aus Angst, jetzt werde eine Massenvergewaltigung folgen, begehrte Mert auf. »In Gottes Namen, schießt mir doch einfach eine Kugel in den Kopf«, betete er. »Was um alles in der Welt habt ihr mit mir vor?«
    »Halt die Klappe«, gab Çağatay zurück. »Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind keine Bande von Sittenstrolchen. Behalte die Unterhose an und nimm deine Strafe auf dich!« Während Şahin immer noch am Telefon war, kritzelte Çağatay den berüchtigten Zettel, der Kier oder Mert Ortaç als Verräter und Spitzel brandmarkte. So entstand der Mythos von Kier. Der Journalist von Haber7 hatte Merts Namen auf einer Website zusammen mit dem Nickname »Kier« gefunden. In Wirklichkeit hatte Mert diesen Namen nie benutzt und würde ihn auch in Zukunft nicht benutzen – sein wirklicher Nickname lautete SLayraCkEr. Aber nachdem Çağatay das Foto gemacht hatte, bezeichneten Journalisten, Polizisten und Carder auf der ganzen Welt Mert Ortaç als Kier, obwohl man ihn zuvor in seinem ganzen Leben noch nie so genannt hatte.
    Nachdem sie ihn fotografiert hatten, wurde Mert wieder zu Boden gestoßen, und man warf ihm die Decke über den Kopf. »Du bleibst jetzt noch eine halbe Stunde hier, dann kannst du gehen«, sagte Çağatay. »Wir lassen dir deine Kleider hier, und dein Geld rühren wir nicht an. Du kannst auch einen Personalausweis haben. Von jetzt an und für den Rest deines Lebens solltest du nie mehr daran denken, den Namen Cha 0 zu schreiben. Wenn du das tust, hast du meine Hände am Hals, bevor du noch einmal Luft holen kannst.« Schließlich konnte Çağatay nicht der Versuchung widerstehen, noch eine persönliche Bemerkung hinzuzufügen: »Wenn es nach mir ginge, hätte ich dich hier und jetzt umgebracht. Aber der Mann mag dich. Sei

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