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Cyberspace

Cyberspace

Titel: Cyberspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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rannten gegen verschlossene Türen an. Leute, mit denen wir seit zwei Jahren Geschäfte machten, sahen uns kommen und kurbelten die Eisenläden runter hinter den Augen. Wir mußten uns verdrücken, bevor sie Gelegenheit hatten zu telefonieren. Die Oberflächenspannung der Unterwelt hat sich verdreifacht, und überall stießen wir auf die gleiche zähe Membran, von der wir abprallten. Keine Chance zum Ein-und Untertauchen.
    Hosaka ließ uns fast den ganzen ersten Tag laufen. Dann schickten sie jemand, der Fox zum zweiten Mal das Kreuz brechen sollte.
    Ich sah nicht direkt zu, aber ich sah ihn fallen. Wir waren eine Stunde vor Ladenschluß in einem Kaufhaus der Ginza, da sah ich ihn im Bogen vom polierten Zwischenstock in die Waren des
    neuen Asien stürzen.
    Mich verfehlten sie irgendwie, und ich rannte einfach weiter. Fox nahm das Gold mit sich, aber ich hatte noch hundert neue Yen einstecken. Ich rannte. Den ganzen Weg bis zum New Rose
    Hotel.
    Jetzt ist es Zeit.
    Komm mit mir, Sandii! Hör das Neon an der Straße zum Narita International summen. Ein paar verspätete Nachtfalter flechten Zeitraffer-Kreise um die Flutlichtscheinwerfer, die aufs New Rose leuchten.
    Und das Komische, Sandii, ist, daß du mir manchmal einfach nicht wirklich vorkommst. Fox hat einmal gesagt, du seist Ektoplasma, ein von den wirtschaftlichen Extremen heraufbe-schworener Spuk. Der Geist des neuen Jahrhunderts, fleisch-geworden in tausend Betten der Hyatts und Hiltons dieser Welt.
    Jetzt halte ich deine Knarre in der Jackentasche, und meine Hand scheint so weit weg zu sein.
    Abgetrennt.
    Ich erinnere mich an meinen portugiesischen Geschäftsfreund, der sein Englisch vergaß und versuchte, es mir in vier Sprachen, die ich kaum verstand, klarzumachen. Ich hatte den Eindruck, er redete davon, daß die Medina brannte. Nicht die Medina brannte, sondern die Köpfe der
    besten Forscher von Hosaka. Pest, flüsterte er, mein Geschäftsfreund. Pest und Fieber und Tod.
    Der schlaue Fox kam während unsrer Flucht von selber dahinter. Ich brauchte nicht einmal zu erwähnen, daß ich in Deutschland eine Diskette in deiner Tasche gefunden hatte.
    Jemand hatte den DNS-Synthesizer umprogrammiert, sagte er. Das Gerät war bloß dafür gedacht, über Nacht entsprechende Makromoleküle zu erzeugen. Mit dem eingebauten Computer und der
    maßgeschneiderten Software. Teuer, Sandii. Aber längst nicht so teuer, wie du Hosaka
    letztendlich gekommen bist.
    Ich hoffe, du hast einen guten Preis bekommen von Maas.
    Die Diskette in meiner Hand. Regen auf dem Fluß. Ich wußte es, konnte dem aber nicht ins
    Gesicht sehen. Ich steckte den Code für dieses meningitisartige Virus in deine Tasche zurück und legte mich wieder zu dir.
    Es starb also Moenner neben weiteren Hosaka-Forschern. So auch Hiroshi. Chedanne erlitt eine permanente Hirn-schädigung.
    Hiroshi hatte keine Kontaminationsvorkehrungen getroffen. Die Proteine, die er eintippte, waren harmlos. Da surrte also der Synthesizer die ganze Nacht munter vor sich hin und bastelte ein Virus entsprechend den Angaben der Maas Biolabs GmbH.
    Maas. Klein, flink, skrupellos. EXTRA total.
    Die Straße zum Flughafen ist ein langer, schnurgerader Schlauch. Halt dich im Schatten!
    Und ich schrie auf den Portugiesen ein, um zu erfahren, was mit dem Mädchen passiert sei, Hiroshis Frau. Verschwunden, sagte er. Surren eines viktorianischen Räderwerks.
    Fox mußte also fallen, fallen mit seinen drei kläglichen Goldbarren und sich das Kreuz endgültig brechen. Auf dem Boden eines Kaufhauses der Ginza, wo die Kunden erst starrten, dann schrien.
    Ich kann dich einfach nicht hassen, Baby.
    Und Hosakas Hubschrauber ist wieder da, ganz ohne Licht jagt er mit Infrarot, tastet nach Körperwärme. Mit gedämpftem Brummen dreht er, einen Kilometer entfernt, und kehrt zurück zu uns, zum New Rose. Ein allzu schneller Schatten vor dem Lichterschein des Narita International.
    Es ist okay, Baby. Nur komm, bitte! Halt meine Hand!
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    (V regnet 'ne Menge hier oben; an manchen Wintertagen wird's überhaupt nicht richtig hell, sondern bleibt's trüb und grau. Aber dann gibt's auch Tage, wo sich sozusagen der Schleier lüftet; dann werden dir drei Minuten Sonnenschein präsentiert und die Gipfel droben als
    Markenzeichen im Vorspann von Gottes höchsteigenem Film. So war's auch an dem Tag, als aus den Eingeweiden der verspiegelten

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