Cyberspace
Händler und Panflöten vom Atlas zu hören waren. Es werde ein Sicherheitsapparat errichtet in Marrakesch, meldete er uns. Fox nickte. Hosaka.
Nach nicht einmal einem Dutzend Anrufen sah ich die Ver- änderung bei Fox, ein Gespannt-und abstraktes Wegge-tretensein. Oft sah ich ihn am Fenster stehen und aus dem dreiundfünfzigsten Stock in den kaiserlichen Park starren; was ihn beschäftigte, damit wollte er nicht herausrücken.
Frag ihn nach mehr Details, sagte er nach einem solchen Anruf. Er glaubte, ein von unserem Kontaktmann beim Betreten des Labors beobachteter Gast sei Moenner, Hosakas führender
Gentechniker.
Das war Moenner, sagte er nach dem nächsten Anruf. Nach einem weiteren Anruf glaubte er,
Chedanne erkannt zu haben, der Hosakas Protein-Gruppe leitete. Keiner der Herren war seit über zwei Jahren außerhalb der Konzern-Arcologien gesehen worden.
Mittlerweile wurde offensichtlich, daß sich Hosakas führende Forscher klammheimlich in der Medina rummelten und die schwarzen Lears der Firmenleitung auf Glasfiberflügeln flüsterleise den Flughafen von Marrakesch frequentierten. Fox schüttelte den Kopf. Er war ein Profi, ein Spezialist, und sah diese Häufung von EXTRAS erster Garnitur in der Medina als gravierenden unternehmerischen Fehlschlag.
Herrgott, sagte er und goß sich einen Black Label ein, die haben im Moment ihren ganzen
biologischen Bereich dort versammelt. Eine Bombe genügt. Er schüttelte den Kopf. Eine Granate zur rechten Zeit am rechten Ort ...
Ich erinnerte an die Sättigungsmethode, die der Sicherheitsapparat von Hosaka derzeit offenbar betreibe. Hosaka hatte direkte Verbindungen ins Parlament, und das massenhafte Einschleusen von Agenten nach Marrakesch konnte nur mit Billigung und Unterstützung der marokkanischen Regierung erfolgen.
Laß gut sein, sagte ich. Es ist vorbei. Du hast ihnen Hiroshi verkauft. Jetzt vergiß ihn!
Ich weiß, was los ist, sagte er. Ich weiß. Hab das schon mal erlebt.
Er sagte, es gebe einen gewissen Unsicherheitsfaktor in der Laborarbeit. Das extra EXTRA, nannte er's. Wenn einem Forscher ein Durchbruch gelingt, sind andere zuweilen nicht in der Lage, die Resultate des Entdeckers nachzuvollziehen. Dies war um so wahrscheinlicher bei
Hiroshi, dessen Arbeit der einschlägigen Forschung gegen den theoretischen Strich ging. Die Lösung bestand oft darin, den Neuerer von Labor zu Labor innerhalb des Konzerns zu fliegen zur rituellen Handauflegung. Ein paar sinnlose Änderungen in der Apparatur, und schon klappte das Verfahren. Verrückte Sache, sagte er. Keiner weiß, warum es jetzt klappt, aber so ist das halt. Er grinste.
Sie gehn ein Risiko ein. Schweine sagten uns, sie wollten Hiroshi isolieren, ihn raushalten aus dem zentralen, vorwärts-strebenden Forschungsbetrieb. Diese Säcke. Ich wette um meinen
Arsch, da läuft irgendein Machtkampf ab in der Forschung von Hosaka. Jemand Mächtiges fliegt seine Lieblinge ein und schart sie alle um Hiroshi. Wenn Hiroshi die Fundamente der Gentechnik zum Einsturz bringt, stehn die Mannen in der Medina bereit.
Er trank seinen Scotch und zuckte die Achseln.
Geh ins Bett, sagte er. Du hast recht, die Sache ist gelaufen.
Ich ging ins Bett, aber das Telefon weckte mich. Wieder Marrakesch, das grelle Rauschen der Satellitenverbindung, ein ängstlicher portugiesischer Wortschwall.
Hosaka sperrte unser Guthaben nicht, sondern löste es schlicht in Nichts auf. Trügerisches Gold.
Eben noch Millionäre in der härtesten Währung der Welt, waren wir nun bettelarm. Ich weckte Fox.
Sandii, sagte er. Hat sich kaufen lassen. Die Maas'schen Detektive haben sie in Wien umgepolt.
Herrgott!
Ich sah zu, wie er seinen zerbeulten Koffer mit einem Schweizer Offiziersmesser aufschlitzte. Da waren drei Goldbarren mit Superkleber drin befestigt. Glatte, flache Barren, von der
Münzanstalt irgendeiner untergegangenen afrika-nischen Regierung geprüft und gestempelt.
Ich hätte es sehen müssen, sagte er tonlos.
Ich sagte nein. Ich glaube, ich sagte deinen Namen.
Vergiß sie! sagte er. Hosaka will uns kaltmachen. Sie werden denken, wir haben sie reingelegt.
Schnapp dir das Telefon und ruf unsern Kontostand ab!
Unser Konto war nicht mehr. Mir wurde erklärt, keiner von uns beiden habe je eins gehabt.
Ab die Post, sagte Fox.
Wir rannten davon. Einen Personaleingang hinaus mitten ins Verkehrsgewühl von Tokio und
runter nach Shinjuku. Da kapierte ich zum ersten Mal, welch weitreichenden Zugriff Hosaka eigentlich hat.
Wir
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