Cyberspace
Anzügen strahlten wie Leuchttürme. Das Demo war nach Los Angeles
gegangen. Das wußten sie.
»Und du bist Lise?« sagte sie, während sie durch Rubins aufgetürmten *RPL stakte. »Du wirst bald sehr berühmt sein, Lise. Wir haben viel zu bereden ...«
Und Lise stand, vom Polykarbonat gestützt, da und hatte den gleichen Gesichtsausdruck, den ich in der ersten Nacht in meiner Wohnung gesehen hatte, als sie mich fragte, ob ich mit ihr ins Bett gehen wolle. Falls der Junioragentin das auffiel, so ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken. Sie war ein Profi.
Ich sagte mir, daß ich auch ein Profi sei.
Cool bleiben, sagte ich mir.
In den Abfallkörben auf dem Markt brennen Feuer. Es schneit noch, und Kinder kauern um die Flammen wie gichtige Krähen und hüpfen von einem Bein aufs andere, während der Wind an
ihren dunklen Mänteln zerrt. Droben im provisorischen Slum-Verhau von Fairview ist die
Wäsche an der Leine gefroren; pinkfarbene Betttücher leuchten aus der düstren Kulisse mit ihren Satellitenantennen und Solaranlagen. Die quirlige Windmühle irgendeines Alternativen dreht und dreht sich immerfort und deutet im Vorbeihuschen auf die Hydrozuchten.
Rubin stapft in lackbeklecksten Gummistiefeln Marke L.L. Bean dahin, den Kopf in die
übergroße Drillichjacke eingezogen. Während wir so marschieren, zeigt hin und wieder einer der kauernden Teenies auf ihn: der Typ, der das verrückte Zeug bastelt, die Roboter und den ganzen Scheiß.
»Weißt du, was dein Problem ist?« sagt er, als wir, Richtung Fourth gehend, unter die Brücke kommen. »Du bist einer, der VWHWV GLH $QOHLWXQJ OLHVW Alles, was konstruiert wird, jedes Stück Technik dient einem bestimmten Zweck. Dient einem Zweck, den schon jemand erfaßt hat. Aber wenn es 'ne neue Technik ist, eröffnet sie Möglichkeiten, an die noch keiner gedacht hat. Du studierst die Bedienungsanleitung, Mann, und probierst nicht rum, nicht auf so'ne Art. Und dir wird ganz komisch, wenn jemand anders Verwendungen findet, an die du gar nicht gedacht hast.
Wie Lise.«
»Sie war nicht die erste.« Der Verkehr braust über uns hinweg.
»Nein, aber sie ist hundertpro die erste, GLH GX kennst, die loslegte und sich in ein
festverdrahtetes Programm übersetzen ließ. Hattest du schlaflose Nächte, als vor drei, vier Jahren dieser Dingsda, der Franzose, der Autor, das brachte?«
»Hab echt nicht groß darüber nachgedacht. Reklametrick. PR ...«
»Er schreibt nach wie vor. Das Verrückte dran ist, er ZLUG schreiben, bis jemand sein Mainframe in die Luft jagt ...«
Ich zucke zusammen, schüttle den Kopf. »Aber das ist nicht HU klar? Ist nur'n Programm.«
»Interessanter Aspekt. Schwer zu sagen. Bei Lise wird es sich zeigen. Sie schreibt nicht.«
Sie hatte es längst intus; .LQJV steckte in ihrem Kopf, wie sie in diesem Hautskelett steckte.
Die Agenten verschafften ihr ein Label und holten ein Produktionsteam von Tokio rüber. Sie sagte ihnen, sie wolle, daß ich die Bearbeitung besorge. Ich lehnte ab. Max zerrte mich in sein Büro und drohte mir mit fristloser Kündigung. Falls ich nicht die Sache in die Hand nähme, gäbe es keinen Grund, die Studioarbeit bei Pilot zu erledigen. Vancouver war alles andere als das Zentrum der Welt, und die Agenten wollten sie in Los Angeles haben. Es war für ihn viel Geld im Spiel, und Autonomie Pilot würde damit vielleicht auf die Liste kommen. Ich konnte ihm nicht erklären, warum ich abgelehnt hatte. Es war mir zu verrückt, zu persönlich; sie würden sie voll reinbuttern. So dachte ich damals zumindest. Aber Max meinte es ernst. Er wollte unbedingt und ließ mir keine große Wahl. Wir wußten beide, daß mir so schnell kein anderer Job zufliegen würde. So gingen wir gemeinsam raus und sagten den Agenten, wir hätten uns geeinigt: ich sei dabei.
Die Agenten zeigten ordentlich Zähne.
Lise zog 'nen Inhalator voller Wizz raus und pumpte sich mächtig voll. Ich glaubte zu sehen, wie die Agentin eine makellose Augenbraue hochzog; mehr Tadel kam von ihrer Seite nicht.
Nachdem die Verträge unterschrieben waren, tat Lise mehr oder weniger, was sie wollte.
Und Lise wußte stets, was sie wollte.
Die Rohfassung von .LQJV war in drei Wochen im Kasten. Ich fand alle möglichen Gründe,
Rubin zu meiden, glaubte zum Teil sogar selber dran. Sie wohnte noch bei ihm, obwohl die
Agenten nicht allzu glücklich darüber waren, weil der Laden das totale Sicherheitsrisiko
darstellte. Wie Rubin mir später erzählte, mußte er VHLQHQ
Weitere Kostenlose Bücher