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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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an.
    »Die Lösung ist richtig«, schnarrte der Roboter, »ich erwarte Anweisungen, Bürger Otto, bitte.«
    Otto konnte seine Begeisterung kaum zügeln, ihm wurde regelrecht schwindlig. Aber sobald er sich wieder gefangen hatte, jubelte er: »Der Zug des Südens! Ruf ihn sofort!« Dann drehte er sich zu Medea und Jago um, die reglos im Hintergrund standen und kein Wort gesagt hatten.
    »Welche Zahl hast du gedrückt?«, wollte Jago völlig verwirrt wissen.
    »Die Goldene Zahl«, antwortete Otto, »auch Phi genannt, nach einem griechischen Architekten und Bildhauer namens Phidias, der die Zahl zum ersten Mal benutzt hat, um seine monumentalen Statuen zu schaffen.«
    Jago massierte sich die Schläfen: »Wenn ich ehrlich bin, habe ich wirklich keine Ahnung, meine Lieben.«
    In der Zwischenzeit begann Galeno wieder gegen die Gleise zu klopfen, dieses Mal aber kräftiger als zuvor. Dann hielt er inne und lauschte, er wartete auf die Antwort: »Er kommt.«
    »Er kommt? Und von wo?«
    »Aus südlicher Richtung«, antwortete Galeno, stand auf und reckte sich gegen den nachtschwarzen Himmel.

1
Der Zug des Südens
    J etzt konnten sie aus der Ferne ein Dröhnen hören, das immer näher kam.
    Das Geräusch eines in die Jahre gekommenen Verbrennungsmotors, mit abgenutzten Elektrokontakten, ausgeleierten Ventilen und gläsernen Steuerungsdioden, die zu zerplatzen drohten.
    Der Zug des Südens bestand eigentlich nur aus einem überdimensionierten Waggon, der mit ausgeschalteten Scheinwerfern langsam näher rollte. Er rumpelte über die Weichen, stieß eine Dampfwolke aus und hielt kurz vor Galeno an.
    Otto, Medea und Jago wurden eingenebelt, der Funkenflug der Bremsen sprühte ihnen ins Gesicht.
    Aus dem Motorraum drang ein seltsames bläuliches Leuchten.
    Sie starrten den Waggon an: ein stählerner Koloss, viel größer als ein normaler Eisenbahnwaggon. Vorne und hinten war er mit Messingornamenten verziert und mit stilisierten Drachenflügeln bemalt, die bis zu den Fenstern reichten.
    Konzentrische Kreise und emaillierte Metallspiralen schmückten die schwarzen Seitenwände, die von schmalen, schießschartenartigen Fenstern durchbrochen wurden. Wie eine Gallionsfigur prangte vorne am Zug eine von einem Kreis umrahmte Fackel, darunter eine Aufschrift in Großbuchstaben, typisch für das frühe 20. Jahrhundert:
    CYBORIA
    ZUG DES SÜDENS
    1939
    ZISCH + D’ URÒ + BUWLER - LYTTON
    »Der Zug nach Cyboria …«, murmelte Otto und ging an dem Waggon entlang.
    Als er die Fackel und die goldene Aufschrift sah, wies er Medea darauf hin. »Zisch, D’Urò und Buwler-Lytton, das sind die Namen der drei Gründer, und wie Galeno sagt …«
    »Im Jahre 1939«, fiel ihm Medea ins Wort, »das bedeutet, dass Ettore Zisch nicht auf dem Dampfschiff vor Sardinien ertrunken ist.«
    »Aber er muss sich irgendwo versteckt haben«, folgerte Otto, »wie Atamante schon sagte.«
    Jago kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Immer wieder kratzte er sich verlegen am Kopf und brummelte vor sich hin: »Das … das kann nicht wahr sein. Das ist nicht wahr. Und weißt du, was mich dabei am meisten ärgert? Dass mein Vater … recht hatte.«
    »Recht hatte? Womit?«, fragte Medea und ging zu ihm.
    »Er hat gesagt, du wärst eine gefährliche Frau.«
    »Und woher wollte er das wissen?«
    Jago verschränkte die Hände im Nacken und betrachtete den riesigen Eisenbahnwaggon auf den Schienen. »Und was passiert jetzt?«
    Medea lächelte: »Was meinst du?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber … ich fürchte … dass ich nicht mehr die Zeit haben werde, das Auto umzuparken, oder?«
    Galeno näherte sich dem Zug und streckte den Arm aus, um eine unsichtbare Verriegelung aufspringen zu lassen. Mit einem zischenden Geräusch glitt die Tür auf einer gut geölten Schiene zur Seite. Eine kleine Messingtreppe erleichterte den Einstieg.
    Ohne zu zögern stieg Otto in den Zug, er drehte sich nicht einmal um.
    Galeno stand vor Medea und Jago, er erinnerte an einen Kontrolleur. Otto sagte bestimmt: »Sie kommen mit!« Erst da sagte Galeno: »Bitte!« und ließ sie einsteigen. Als Letzter bestieg er selbst den Zug, klappte die Treppe wieder ein, schloss die Tür und aktivierte die Verriegelung. Dann ging er ins Führerhaus, das vom Passagierraum des Waggons mit einer schmalen Holztür abgetrennt war. Er setzte sich, klemmte beide Arme in die Rillen auf dem Kommandostand und betätigte mehrere Porzellanschalter.
    »Einsteigen, bitte!«, verkündete er mit schnarrender Stimme. »Wir

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