Cyboria - Die geheime Stadt
Conte Liguana, »aber regen Sie sich nicht auf. Es nutzt sowieso nichts. Was geschehen ist, ist geschehen! Das ist sicher nicht die wichtigste Frage, mit der wir uns beschäftigen müssen, oder?« Er wandte sich Otto zu.
»Den Schlüssel!«
»Vergessen Sie es.«
»Wie du willst.« Liguana machte mit zwei Fingern der linken Hand ein Zeichen. »Calibano … könntest du Medea bitte die gleiche Behandlung zukommen lassen wie dem Roboter?«
Der Gigant schnellte nach vorne und packte Medea, noch bevor sie »Nein!« schreien konnte.
Otto war geschockt. »Tante!«
»Vater! Hör auf!«, brüllte Jago. »Lass sie auf der Stelle los, sonst …!«
»Sonst was, du Jammerlappen? Du willst ihr helfen? Und wie, wenn ich fragen darf?« Der Blick des Conte fiel wieder auf Otto. »Sag mir, wo der Schlüssel ist, und ihr wird nichts geschehen. Wenn du weiter den Helden spielen willst, musst du deine Tante leiden sehen, wenn Calibano ihr das Herz herausreißt … Ich fürchte, das ist eine sehr, sehr schmerzhafte Angelegenheit.«
»Du bist ja verrückt!«, stammelte Otto und versuchte die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken.
»Otto, glaub ihm nicht«, rief Medea, während sie sich unter Calibanos mächtigen Pranken wand, »kümmere dich nicht um mich, er blufft nur! Das wagt er nicht! Nein … au!«
Calibanos Finger legten sich um ihren Hals.
»Unterschätzen Sie mich nicht, meine Liebe …«, zischte der Conte, »seit mehr als hundert Jahren sind mein Vater und ich auf der Suche … und jetzt, so kurz vor dem Ziel, wird uns nichts und niemand mehr aufhalten. Jedenfalls keine Archäologin ohne Herz.«
Medea wimmerte leise, während Calibanos Eisenklauen langsam zudrückten.
Jago sprang nach vorne: »Vater!«
»Schluss jetzt mit dem Gejammer!«
Otto spürte, wie sein Magen vor Angst und Ekel revoltierte. »Der Schlüssel ist im Nebenzimmer«, flüsterte er.
»Otto, nein! Sag nichts!«
»Wo sagtest du, mein Junge?«
»Im Nebenzimmer«, wiederholte Otto, »befreien Sie mich von den Fesseln und ich hole ihn.«
Gier blitzte in den Augen des Conte auf. »Lass ihn frei.«
Der Eisenkoloss ließ Medea zu Boden sinken, griff nach der Pistole und richtete sie auf die klebrige Masse um Ottos Handgelenke. Aus der Mündung zischte ein Wärmestrahl, und die Fesseln lösten sich. Otto spürte, wie seine Haut verbrannte, aber er biss die Zähne zusammen und gab keinen Schmerzenslaut von sich.
Als die Hände befreit waren, richtete Calibano die Waffe auf die Fußgelenke.
»Und jetzt zeig mir den Weg, mein Junge«, murmelte der Conte.
Otto schwankte ein wenig, als er den Raum betrat, den er den Heizungsraum getauft hatte. Galenos leblosen Körper neben dem Eingang ignorierte er.
Der Conte war ihm dicht auf den Fersen. Vor dem Kommandostand machten sie Halt.
»Da!«
»Zur Seite!«, schrie der Conte, packte das Ikosaeder und zog mit aller Kraft. »Es klemmt!«
Otto seufzte, während ihm eine Idee in den Kopf schoss. »Kein Wunder. Die Batterie ist leer.«
»Leer? Was meinst du mit leer?« Ein Büschel seiner nach hinten gegelten Haare löste sich und stand wie ein Fragezeichen vom Kopf ab. Mit zitternden Händen strich er über die Instrumente und Schaltknöpfe, er musste sich zwingen, nicht sofort darauf zu drücken. »Wozu dient diese … Maschine?«, fragte er mit heiserer Stimme.
»Das wissen wir noch nicht, denn ohne Batterie …«, log Otto.
Der Conte nickte bedächtig: »Die Batterie, sicher. Das legendäre Lumen. Ich glaube, ich weiß jetzt Bescheid. Mein Vater …«
»Es gibt hier ein Depot mit Lumen-Batterien. Im Keller.«
-2
Ein Haus auf Wanderschaft
S ie gingen zu dritt hinunter.
Der Conte, Otto und Calibano, der ihnen wie ein unheilvoller Schatten folgte.
Als sie unten angekommen waren, schaltete Otto wieder die Lampen ein, bläuliches Licht flammte auf. Die Augen des Conte glitzerten vor Begierde, als sie die Regalreihen entlangschritten. Ottos Hirn arbeitete auf Hochtouren, aber die Angst lähmte seine Gedanken. Jedes Mal, wenn Calibano einen Fuß auf die Erde setzte, zuckte er zusammen.
»Hunderte …, nein, Tausende Lumen-Batterien …«, flüsterte der Conte heiser und blieb hin und wieder stehen, um einen Behälter aus dem Regal zu nehmen. »Genug für die ganze Welt.« Er fuhr zärtlich über die eingeprägten Ziffern. »Die anderen hielten mich für einen Fantasten, eine solche Energie könne es nicht geben, sie sei nicht stabil genug. Aber sie … sie haben sie stabilisiert. Und ihre Erfindung
Weitere Kostenlose Bücher