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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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es offensichtlich unangenehm war, dass man ihn fotografierte. Seine Finger schienen die Finger der Frau zu berühren, die als einzige Person im Profil aufgenommen war, der Rand ihres kecken Hütchens bildete die Konturen ihrer wohlgeformten Nase nach.
    Otto konnte sich nur schwer von diesem Bild lösen, und als er es schließlich doch tat, klopfte ihm das Herz bis zum Hals, als hätte er der Vergangenheit ein Stückchen Wahrheit geraubt.
    Nachdem er die Batterie der Spieluhr ausgewechselt hatte, ging Otto wieder zum Aufzug, zog kurz an der Kette und fuhr nach oben.
    Durch die Fenster des über den Pfeilern der Eisenfachwerkkonstruktion hängenden Appartements flutete das letzte Abendlicht herein.
    Ein atemberaubendes Ambiente an einem magischen Ort auf verschiedenen Ebenen; man hatte den Eindruck, als sei alles in Bewegung. Hinter schwarz lackierten Türen erkannte man eine skurril eingerichtete Küche, ein kleines Bad und ein Schlafzimmer. An den Wänden standen Bücherregale mit Einlegeböden aus Metall, und dazwischen hingen weitere Schwarz-Weiß-Bilder.
    Galeno war im Erdgeschoss geblieben und bewachte die Eingangstür. Medea betrachtete die Fotos, während Jago den Hörer eines in die Jahre gekommenen Bakelit-Telefons abgenommen hatte.
    »Wen rufst du an?«, fragte Otto.
    »Niemanden. Ich wollte nur sehen, ob es funktioniert.«
    »Und?«
    Medea pfiff durch die Zähne. »Seht euch das mal an! Das ist Gustave Eiffel, der Erbauer des Eiffelturms!«
    Jago steckte einen Finger in die Wählscheibe und wählte eine Nummer. »Wartet mal, ich höre etwas … eine Grammofonstimme. Eine Bandansage.«
    »Und was sagt sie?«
    Jago hörte eine Weile zu, dann legte er auf. »Ah, sehr gut.«
    »Was?«
    »Die Stimme sagte, wir sollen warten. Die Störung auf der Strecke ist bekannt, sie sind schon unterwegs und werden sie so schnell wie möglich beheben.«
    »Wer ist unterwegs?«
    »Und um welche Strecke geht es?«
    »Keine Ahnung! Es war eine Bandansage, das habe ich dir doch gesagt!«
    »Und wie lange wird es dauern?«
    »Sie bemühen sich, den Schaden so schnell wie möglich zu beheben.«
    »Das heißt alles und nichts«, meinte Medea.
    Dann betrachtete sie mit Otto zusammen die Fotos. Meist waren Baustellen darauf zu sehen: Arnauld mit Arbeitern, Arnauld vor dem Hochofen, Arnauld neben einem mächtigen Eisenträger, Arnauld hoch oben auf einem Gerüst.
    Die Bücher in den Regalen waren nach einem merkwürdigen System geordnet: Bücher, die ich schon immer lesen wollte, aber für die ich noch keine Zeit hatte; Bücher, nach denen ich jahrelang überall gesucht habe; Bücher, die ich um keinen Preis der Welt verleihen würde; Bücher, die ich getrost zur Seite legen, verschenken oder verleihen kann; Bücher mit interessanten Themen; Bücher, deren Themen mich nicht besonders interessieren; Bücher, die mir aus nichtigen Gründen geschenkt wurden; Bücher, die gut im Regal aussehen.
    Die Küche war mit Standardgeräten ausgestattet, der Herd wurde mit Lumen beheizt, ein Kühlschrank enthielt etwa ein Dutzend Flaschen Champagner.
    Das Bad wurde von Spiegeln dominiert. Die horizontale Dusche verteilte das Wasser über eine Vielzahl von Brausedüsen in alle Richtungen. Die vertikale Badewanne war in eine Glaskapsel integriert, in der man seine Körpergröße angeben musste, damit nicht zu viel Wasser eingefüllt wurde und man nicht Gefahr lief, zu ertrinken.
    Zuletzt kamen sie zu einer Art Heizungsraum, von wo aus man eine atemberaubende Aussicht auf die Dächer von Paris hatte. Der Raum wurde von einer Art Kommandostand beherrscht: Auf der einen Seite befand sich ein Armaturenbrett mit runden Anzeigen für Druck und Geschwindigkeit (was hatte das in einem Heizungsraum zu suchen?). In der Mitte gab es eine längliche Vertiefung und auf der anderen Seite drei Druckknöpfe: ZANG , TUMB und TUMB .
    Den Druckknopf ZANG aktivieren.
    Es schien ganz einfach zu sein.
    Otto drückte auf den Druckknopf ZANG . Der eingerostete Mechanismus knarrte ein wenig, mehr geschah aber nicht. Er nahm das Ikosaeder aus der Hosentasche und klemmte es in die Vertiefung.
    Zisch.
    Medea und Jago tauchten auf.
    »Und jetzt?«
    Plötzlich zitterte und bebte das ganze Haus, Bücher fielen aus den Regalen und das Geschirr in den Küchenschränken klirrte.
    »Aufhören! Schalte das sofort wieder aus!«, schrie Medea verängstigt.
    »Ich hab doch gar nichts angeschaltet!«
    »Dann nimm das Ding da weg!«
    Otto versuchte das Ikosaeder aus der Vertiefung zu ziehen,

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