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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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all die Jahre verborgen gehalten … Los, beweg dich! Welche Batterie brauchst du für den Schlüssel deines Großvaters?«
    Otto blieb vor der Schwarz-Weiß-Fotografie stehen: Die drei Professoren oben auf dem Eiffelturm, den Blick fest in die Zukunft gerichtet. Hinter ihnen erkannte man die Dächer des vergangenen Jahrhunderts. Otto wusste nicht genau, was er jetzt machen sollte. Wie konnte er den Bluff fortsetzen? Er fixierte den kindlich-verklärten Blick des Architekten, als ob er einen Pakt mit ihm schließen wollte, dann deutete er auf das Ende des Ganges. »Da lang«, sagte er und ging weiter.
    In der Wohnung über ihnen hatte sich Jago zu Boden geworfen und kroch in Richtung Küche.
    »Du Wurm! Du bist nichts als ein armseliger Wurm!«, giftete Medea.
    Jago antwortete nicht, sondern kroch weiter.
    »Was machst du da?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Ach, weil dein Vater nicht da ist, um dir Anweisungen zu geben?«
    »Es ist nicht meine Schuld«, jammerte Jago, während er sich keuchend am Boden wand.
    »Jetzt wirst du auch noch pathetisch.«
    »Ich habe ihn nicht informiert.«
    »Und wieso soll ich dir das glauben?«
    »Es ist mir egal, was du glaubst.« Er kroch weiter. Als er am Herd angekommen war, versuchte er trotz der Fesseln hochzukommen, quälte sich auf die Knie, drückte sich mit dem Rücken gegen den Herd und schob sich nach oben.
    »Jago?«
    Er antwortete nicht, sondern schaltete mit den Zähnen den Herd an und hielt die Handgelenke in die Hitze der bläulichen Flamme. Sie verbrannte ihm die Haut, die feinen Härchen auf seinem Arm glimmten, aber Jago zeigte keinen Schmerz. Durch die Hitze begann die Kunststoffmasse langsam zu schmelzen und löste sich schließlich ganz auf. Kaum waren seine Handgelenke befreit, setzte er sich auf einen Stuhl und hielt die Fußknöchel über die Flamme.
    »Jago …?«
    »Ich habe es fast geschafft!«, rief er mit zitternder Stimme.
    Von allen Fesseln befreit, ging er zum Küchenschrank und durchsuchte die Schubladen. Er nahm ein Messer heraus, ließ die Flamme dabei aber nicht aus den Augen.
    »Mein Vater weiß immer, wo ich bin. Ich habe einen Sensor unter dem rechten Daumennagel. Er wurde mir als Kind eingepflanzt.«
    »Jago …«
    »Damals war ich so alt wie Otto. Seitdem bewacht mich Calibano bei allem, was ich tue. Ich bin mit der Angst vor diesem … Monster aufgewachsen. Ich habe Angst vor Calibano. Ich habe Angst vor … vor meinem Vater und vor … Mercuzio, meinem Opa.«
    »Der alte Mercuzio?«, fragte Medea verblüfft. »Aber der dürfte doch schon seit fünfzig Jahren tot sein!«
    Jago atmete tief durch, dann traf er eine Entscheidung. Mit einem Ruck hielt er den Daumen der rechten Hand in die Flamme.
    Und ließ ihn dort.
    »Jago!«
    Erst als der Schmerz unerträglich wurde, zog er die Hand zurück und torkelte nach hinten, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hielt den angesengten Daumen lange unter kaltes Wasser, er ächzte und stöhnte vor Schmerz. Dann suchte er nach einem Handtuch, hielt es in den Wasserstrahl und wickelte es sich um die Hand.
    Mit der linken griff er nach dem Messer, hielt die Klinge in die Flamme und ging ins Wohnzimmer zurück, um Medea zu befreien.
    Sie war entsetzt. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie auf die umwickelte Hand, dann fragte sie: »Warum hast du das getan?«
    »Weil ich frei sein will«, stammelte er und durchtrennte die Fesseln an ihren Handgelenken.
    »Jago, ich … ich konnte das nicht ahnen. Als ich deinen Vater gesehen habe … als ich seine Worte hörte …«
    Jago hielt die verletzte Hand in die Höhe. »Glaubst du mir jetzt? Es ist nicht meine Schuld, ich konnte nichts dafür.«
    Medea spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Ja, ich glaube dir.«
    »Wir müssen uns beeilen«, fuhr er leise fort.
    »Wozu?«
    Jago gab ihr einen Kuss, dabei presste er seine zitternden Lippen fest auf die ihren.
    Als sie sich wieder voneinander lösten, schauten sie sich tief in die Augen.
    »Wir müssen diese Höllenmaschine in Gang setzen«, sagte er.
    Der Stoß kam plötzlich und unvermittelt. Der Keller erzitterte, das ganze Haus vibrierte. Die vielen tausend Batterien klirrten wie ein Meer außer Kontrolle geratener Glöckchen. Der Boden schwankte so stark, dass Otto stürzte und der Conte sich mit dem Stock abstützen musste.
    »Was geht hier vor?«, fragte der alte Mann ungehalten.
    Otto konnte es nur vermuten. Das gleiche Phänomen hatte er schon einmal erlebt, als er das Ikosaeder in die

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