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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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von Cyboria und das lateinische Motto »Excitat Auroram«, »Ruf die Morgenröte«. Otto nahm einen Brief heraus. Der Poststempel vom 8. Februar 1941 stammte aus Madrid.
    Dann sah er sich weiter um. Galeno war währenddessen zu dem umgestürzten Bücherstapel gegangen und betrachtete ihn misstrauisch.
    Sosehr er sich auch anstrengte, er sah nichts und niemanden. Er ging um die gestapelten Briefe und die Kupferrohre herum und warf einen Blick auf die Galerie. Auch dort war nichts zu sehen. Außer einem Tisch mit einer Schreibmaschine, einigen Packen weißem Papier und etwa einem Dutzend aufgestapelter Bücher. Daneben standen ein Sessel mit einer Lampe und ein Bett. Vor der rückwärtigen Wand waren unzählige Lumen-Batterien aufgeschichtet, eine über der anderen, wie ein Holzstapel.
    »Ich sehe niemanden, junger Herr Otto.«
    »Sei weiter wachsam und halte die Augen offen.«
    »Das Einzige, was sich bewegt, ist das Feuer im Ofen.«
    »Was wird denn da verbrannt?«
    Der Roboter ging zum Ofen und begutachtete den Bücherstapel daneben. »Bücher.«
    »Und welche?«
    »Die Brüder Karamasow« , las Galeno, » Anna Karenina , Krieg und Frieden … und …«
    Er ging zu einem anderen Stapel und las weiter: »De Agostinis Geographischer Weltatlas, nebst Straßenkarten.«
    »Kontrolliere doch mal, aus welchen Jahren die Bücher stammen!«
    »Und wie mache ich das?«
    Otto sah selbst nach. Es waren Bücher zu den unterschiedlichsten Themen, allesamt ältere Ausgaben: 1909, 1921, 1930. Bücher auf Italienisch, Französisch und Englisch, und er musste nicht lange überlegen, wer sie wohl mitgebracht hatte. Es waren die Nationalitäten der drei Gründer.
    Aber warum wurden sie verbrannt?
    Und vor allem, wer verbrannte sie?
    Die Bücherstapel waren systematisch angeordnet: Russische Literatur, Atlanten, Gedichte …
    »Ich verstehe nicht, wozu dieser Ofen wirklich da ist …«, murmelte Otto und kratzte sich am Kopf.
    »Ich nehme an, um die Wolkenmaschine anzutreiben«, antwortete Galeno.
    Tatsächlich befand sich der Kamin des Ofens auf der Seite, wo sich der eiförmige Bau anschloss, aus dem der weiße Dampf aufstieg und wo die künstlichen Wolken produziert wurden.
    Otto verstand immer noch nicht. Und das Regal? Was stand in dem riesigen Regal? Auch Bücher zum Verbrennen? Und warum waren sie alle gleich?
    Er ging um das Metallgeländer herum und beugte sich nach vorne, um eines der Bücher herauszuziehen. Alle waren gleich, sie hatten einen weißen Rücken, mit einer schwarzen Aufschrift und einer schwarzen Fackel. Er blätterte das Buch durch.
    »Was ist denn das? Das wird ja immer rätselhafter.«
    »Was denn, junger Herr Otto?«
    »Das sind gar keine echten Bücher!« Otto zeigte auf das Regal. »Das sind Zusammenfassungen. Das sind Tausende von Zusammenfassungen verschiedener Bücher!«
    Unvermittelt schlug die Tür des Observatoriums zu.
    Dieses Mal hatte Otto wirklich etwas gesehen: eine weiße Gestalt, die aus dem Gebäude stürzte. Er warf das Buch auf den Boden und rief Galeno zu: »Er ist rausgerannt! Ich habe ihn gesehen! Ich habe ihn gesehen!«
    Sie nahmen die Verfolgung auf.
    »Was hast du gesehen, junger Herr Otto?«
    Otto wich einem Kupferrohr aus, sprang über Briefstapel und rannte weiter. »Es sah aus wie ein Mann!«
    »Was für ein Mann?«
    »Jemand in weißer Kleidung!«
    Sie standen jetzt draußen vor dem Observatorium. Otto ging nach links, Galeno nach rechts Richtung Wolkenmaschine. Der Junge ließ suchend den Blick in alle Himmelsrichtungen schweifen, aber er sah nichts, nur die Blumenwiese, die Dächer Cyborias, das bleigraue Meer. Er schaute um die Ecke. Nichts.
    Er ging weiter und bog um die nächste Ecke. Wieder nichts.
    Dann noch einmal.
    Jetzt sah er die Wolkenmaschine und anschließend Galeno, der darauf zuging.
    »Galeno!«
    Der Roboter gab ihm ein Zeichen, stehen zu bleiben.
    Aber Otto lief weiter die Wiese hinunter, Galeno war etwa fünfzig Schritte hinter ihm. Der Roboter spiegelte sich in der glatten Oberfläche des eiförmigen Bauwerks. Ein Bauwerk ohne Türen und Fenster, eine glatte Hülle mit einer einzigen Öffnung: das Rohr, aus dem der Dampf drang. Und dann geschah es, plötzlich, ohne jede Vorwarnung. Ein blauer Blitz zuckte aus den Wolken und schlug in Galenos Metallkörper ein.
    Otto war wie gelähmt. Der Blitz hatte sich in den Körper des Roboters gebrannt, ätzender Brandgeruch lag in der Luft und Galeno lag reglos im Gras.
    Bevor Otto noch irgendetwas entscheiden konnte,

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