Cyclop
daß er ein raffinierter Geheimdienstmann ist. Er hat die Anlage nicht befestigt und mit einem Minengürtel umgeben, weil er dafür einen einfachen Grund hat: Er braucht es gar nicht. Sie und Colonel Kleist haben eine sehr optimistische Vorstellung von der Sache, wenn Sie sich darauf verlassen, mit einem U-Boot einfach seine Überwachung unterfahren zu können.«
Quintana zog die Augenbrauen zusammen. »Weiter.«
»Ich tippe auf Unterwassersensoren«, erklärte Pitt.
»Velikow wird die ganze Insel mit Sensoren auf dem Meeresgrund umgeben haben, die jede Bewegung eines Unterwasser-Angreifers sofort entdecken.«
»Aber unser Spezial-U-Boot ist genau darauf konzipiert worden, solche Systeme unbemerkt zu passieren.«
»Das funktioniert nicht, wenn Velikows Fachleute die Sensoren im Abstand von weniger als fünfzig Metern aufgestellt haben. Nicht einmal ein Schwarm Fische könnte unbemerkt dort hindurchkommen. In der Garage von Velikows Zentrale habe ich mehrere Militärtansporter gesehen. Nach einer Vorwarnung hat Velikow innerhalb von zehn Minuten den Strand mit Soldaten besetzt, die jeden niederschießen können, der einen Fuß auf die Insel setzt. Ich schlage vor, daß Kleist seine elektronischen Kriegsspiele entsprechend neu programmieren läßt.«
Quintana schwieg längere Zeit. Der genau ausgearbeitete Landungsplan löste sich vor seinem inneren Auge in Nichts auf. »Unsere Computer hätten daran denken sollen«, meinte er bitter.
»Sie können nichts bedenken, was man ihnen nicht eingegeben hat«, erwiderte Pitt philosophisch.
»Sie begreifen natürlich, daß wir unter diesen Umständen die ganze Aktion abblasen müssen.
Ohne das Element der Überraschung haben wir nicht die geringste Chance, die Anlage zu zerstören und Mrs. LeBaron und Ihre Freunde zu retten.«
»Da möchte ich widersprechen.«
»Sie glauben, daß Sie cleverer als unsere Computer sind?«
»Ich bin von Cayo Santa Maria entkommen, ohne entdeckt zu werden. Auf dem gleichen Weg kann ich auch Ihre Leute auf die Insel bringen.«
»Mit einer Flotte von Badewannen?« erkundigte Quintana sich sarkastisch.
»Ich dachte an eine etwas modernere Variation.«
Quintana musterte Pitt neugierig.
»Sie haben eine Idee, wie wir es trotzdem schaffen?«
»Die habe ich allerdings.«
»Und in unserer Zeitplanung bleiben können?«
»Ja.«
»Und Erfolg haben?«
»Soll ich Ihnen erst eine Versicherungspolice unterschreiben?«
Quintana spürte, wie sehr Pitt von seiner Sache überzeugt war. Er wandte sich ab und marschierte in Richtung des Lagers davon. »Kommen Sie mit, Mr. Pitt. Es ist wohl an der Zeit, daß wir Sie ein wenig arbeiten lassen.«
50
Fidel Castro saß entspannt in dem Anglerstuhl am Heck des dreißig Meter langen Kabinenkreuzers. Lässig holte er die Angelschnur ein, um sich ganz der Unterhaltung mit seinem Bruder zu widmen, der sich neben ihm auf dem Deck niedergelassen hatte. Castros muskulöse Figur wirkte im Alter weicher und fülliger, das lockige Haar und der stachelige Bart waren von zahllosen grauen Strähnen durchzogen, aber das revolutionäre Feuer in den dunklen Augen brannte noch so hell wie in jenen Tagen, als er vor dreißig Jahren von den Bergen der Sierra Maestra aus seine Revolution begonnen hatte.
Rauls Stimme hatte einen leicht vorwurfsvollen Klang. Fidels jüngerer Bruder stand dem Ministerrat vor und hatte seine Besorgnis über die russischen Aktivitäten oft genug zur Sprache gebracht. »Wie sollen wir in den Verhandlungen mit den Amerikanern weiterkommen, solange du einfach nur hier angelst und dich keinen Verhandlungen stellst?«
Fidel zündete sich eine Zigarre an, bevor er antwortete. »Inzwischen dürfte der Präsident begriffen haben, daß unser Angebot, die Verbindungen zu den Sowjets abzubrechen und uns auf ein Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten einzulassen, ehrlich gemeint ist. Aber wenn wir jetzt zu sehr auf Verhandlungen drängen, wird er nur die Bedingungen hochschrauben. Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, als seien wir auf ihn angewiesen.
Laß ihn noch eine Weile schmoren. Wenn er verstanden hat, daß ich nicht über die Schwelle des Weißes Hauses gekrochen komme, wird er realistische Vorschläge besser aufnehmen.«
»Die Verhandlungsbereitschaft des Präsidenten wird sich noch steigern, wenn er erst im Detail erfährt, wie Antonows Leute unsere Regierung zu übernehmen gedenken.«
Fidel unterstrich die nächsten Sätze, indem er mit zackigen Bewegungen mit seiner Zigarre
Weitere Kostenlose Bücher