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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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mißtrauisch an. »Woher soll ich denn eines nehmen? Sie wissen doch, daß man für alte Autos kaum Ersatzteile kriegt.«
    Jessie merkte, daß sie einen Fehler begangen hatte, und versuchte ihn rasch mit einem Lächeln und einer Schmeichelei auf den lateinamerikanischen
machismo
zu korrigieren: »Ich bin nur eine Frau«, sagte sie. »Was verstehe ich schon von Autos?«
    Es wirkte prompt. »Na ja«, lächelte er hingerissen, »aber Sie sind jedenfalls eine sehr hübsche Frau.«
    Pitt interessierte das Süßholzgeraspel wenig. Er ging um den Wagen herum und besah ihn sich. Dann warf er auch einen Blick in die offene Motorhaube. »Ein 57er Chevy«, sagte er bewundernd auf englisch. »Verdammt schönes Auto. Frag ihn, ob er ein Messer und etwas Isolierband hat.«
    Jessie fiel fast das Kinn herunter.
    Der Autofahrer sah ihn unsicher an. Dann fragte er in gebrochenem Englisch: »Sie sprechen nicht Spanisch?«
    »Ja, was glauben Sie denn?« sagte Pitt und warf sich in die Brust. »Haben Sie vielleicht noch nie einen Iren gesehen?«
    »Warum trägt ein Irländer eine kubanische Uniform?«
    Pitt, der froh war, daß er rechtzeitig diese Kleidungsstücke »organisiert« hatte, antwortete:
    »Weil ich Major Paddy O’Hara bin, Irisch-Republikanische Armee, verpflichtet als Berater bei eurer Milizarmee, deshalb.«
    Das Gesicht des Kubaners hellte sich wie unter einem Kamerablitz auf. Pitt bemerkte mit Befriedigung, daß der Mann so beeindruckt war, wie es sich gehörte.
    »Herberto Figueroa«, stellte er sich vor und streckte die Hand aus. »Ich habe Englisch vor vielen Jahren gelernt, als Amerikanos hier waren.«
    Pitt schüttelte seine Hand und nickte Jessie zu. »Das ist Korporal Maria Lopez, meine Adjutantin und Führerin. Sie übersetzt auch mein gebrochenes Spanisch.«
    Figueroa verbeugte sich vor ihr und entdeckte dabei ihren Ehering am Finger.
    »Senora Lopez«, korrigierte er Pitt. »Sie versteht Englisch?« Seine englische Aussprache war mindestens so grausam wie Pitts spanische.
    »Ein bißchen«, nickte Pitt. »Also gut, geben Sie mir ein Messer und etwas Isolierband, dann wollen wir mal sehen.«
    »Einen Moment, einen Augenblick«, rief Figueroa eilfertig. Er holte ein Taschenmesser aus seinem Handschuhfach und fand tatsächlich auch einen kleinen Rest einer Isolierbandrolle im Werkzeugkasten.
    Pitt schnitt sich aus den Leitungen im Motor, die lang genug waren, einige Stücke Kabel heraus und klemmte alle Enden wieder richtig zusammen. Dann flickte er die herausgeschnittenen Stücke aneinander und machte daraus ein neues Zündkabel. »Okay, versuchen Sie’s.«
    Und Figueroa brauchte nur zweimal den Anlasser vergeblich zu betätigen. Schon beim drittenmal sprang der große V8-Motor aufheulend an, weil Figueroa das Gas voll durchgetreten hatte.
    »Magnifico« rief er. »Wenn ich Sie vielleicht mitnehmen kann?«
    »Wie weit fahren Sie denn?«
    »Bis Havanna. Da wohne ich. Der Mann meiner Schwester ist in Nuevitas gestorben. Ich war bei seiner Beerdigung. Jetzt bin ich wieder auf dem Heimweg.«
    Pitt nickte Jessie zu. Man konnte wirklich nicht sagen, daß sie heute kein Glück hatten. Er dachte daran, daß Havanna wohl an die zweihundert Meilen Luftlinie nordöstlich lag, was sicher gut dreihundert auf der Straße bedeutete.
    Er hielt den Vordersitz nach vome, während Jessie hinten einstieg. »Wir sind Ihnen sehr dankbar, Herberto. Mein Dienstwagen ist nämlich vor zwei Meilen auch stehengeblieben. Das Öl ist ausgelaufen. Wir müssen zu einem Trainingslager östlich von Havanna. Wenn Sie uns am Verteidigungsministerium absetzen könnten, werde ich mich natürlich darum kümmern, daß Sie für Ihre Bemühungen entsprechend entschädigt werden.«
    Jessie blieb wieder der Mund offenstehen, und sie sah Pitt völlig entgeistert und mit dem Ausdruck absoluter Mißbilligung an. Er bemerkte es wohl, hielt es aber nicht für nötig, darauf einzugehen.
    »Ihr Pech ist mein Glück«, sagte Figueroa, dem die Aussicht, auch noch Pesos verdienen zu können, gar nicht unangenehm war.
    Er fuhr so scharf an, daß der Kies unter den Reifen wegfegte, und schaltete zügig hoch, bis er den Wagen auf respektable hundert Stundenkilometer Geschwindigkeit gejagt hatte, die er flott beibehielt. Der Motor lief ganz ruhig, aber die Karosserie schepperte an einem Dutzend Stellen und durch den vom Rost schon ziemlich durchlöcherten Boden drangen auch Auspuffgase herein.
    Pitt beobachtete Jessie im Rückspiegel. Sie schien sich sehr unbehaglich zu

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