Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
lag Gyles da und lauschte den leisen Atemzügen seiner Ehefrau.
Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, starrte er zum Baldachin hinauf und fragte sich, was zum Teufel er da tat und in welche Richtung er steuerte.
Sie steuerten.
Darin lag das Problem. Er konnte die Zukunft nicht länger nur von seinem Blickwinkel aus betrachten. Egal, welche Richtung er einschlug, sie würde immer bei ihm sein.
In Wahrheit war ihr Glück jetzt wichtiger als das seine, weil er davon abhing.
War es daher verwunderlich, dass er so hart kämpfte?
Es wäre leichter gewesen, wenn sie irgendwelche Forderungen an ihn gestellt hätte. Stattdessen überließ sie ihm die Wahl und ging somit der größten Herausforderung, nämlich ihren Willen seinem Willen gegenüberzustellen, aus dem Weg. Er war auf solche Schlachten vorbereitet; das Resultat wäre prompt und eindeutig gewesen.
Und er würde jetzt nicht völlig verunsichert daliegen.
Sie hatte ihre Position klar gemacht. Er regierte, er traf die Entscheidungen - und wenn ihr das missfiel, würde sie ihre eigenen Wege gehen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie das tun würde. Im Innern war sie hartnäckig und von einer unerschütterlichen Hingabe an ihre Sache.
Eine Hingabe, die er für sich begehrte. Nicht nur für seine politischen Ambitionen, nicht nur für seine Ehe, nicht für die Wirkung, die solch eine Hingabe auf sein Leben gehabt hätte.
Er wollte, dass sie sich ihm hingab.
Er wollte die Hingabe in ihren Augen sehen, wenn sie ihn in sich aufnahm, sie auf ihren Lippen spüren, wenn sie ihn küsste, in ihrer Berührung, wenn sie ihn streichelte. Er wollte das, was sie ihm jetzt gab, für immer haben.
Er sah auf ihr schwarzes Haar, spürte die Wärme ihres Körpers, der entspannt an seinem lag. Fühlte einen plötzlichen Drang, die Arme um sie zu legen und sie an sich zu drücken.
Er sah erneut zum Baldachin hinauf und dachte wieder über seine Probleme nach.
Er wollte ihre Liebe, ihre Hingabe, wollte, dass sie sich ausschließlich ihm widmete. Sie war bereit, ihm das zu geben. Als Gegenleistung wollte sie nur eines.
Er wollte es ihr geben, er wollte sie lieben, aber … das war wirklich das Letzte, das er wollte.
Ein absoluter Widerspruch.
Es musste eine Lösung geben, und er musste sie finden, um bei Verstand zu bleiben. Er musste eine Lösung finden, die sie zufrieden stellen, ihn jedoch nicht völlig bloßstellen und emotional verwundbar machen würde.
Eine andere Lösung gab es nicht und würde es auch in Zukunft nicht geben.
13
»Nun, meine Liebe! Die Ehe steht dir wirklich gut.«
Francesca strahlte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste Charles’ Wangen und begrüßte dann Ester. »Ich bin so froh, dass ihr kommen konntet. Euer Besuch ist noch nicht so lange her, ich weiß, aber ich habe euch sehr vermisst.«
»Wir haben dich auch vermisst, Liebes.« Ester berührte ihre Wange und ließ Franni den Vortritt.
Francesca studierte Frannis hellblaue Augen: ihre Cousine lächelte unbekümmert, trat einen Schritt nach vorne und küsste sie. Dann blickte sie um sich. »Das ist wirklich ein riesengroßes Haus. Letztes Mal habe ich nicht viel davon gesehen.«
Sie standen auf der vorderen Veranda. Charles’ Reisekutsche wurde gerade im Vorhof ausgeladen.
»Ich führe dich herum, wenn du möchtest.« Francesca blickte Ester und Charles an, denn ihre Einladung bezog sich auch auf die beiden.
»Warum eigentlich nicht?« Charles hatte soeben Gyles die Hand geschüttelt und wandte sich wieder an sie. »Ein Rundgang durch das Haus unserer Vorfahren würde mir sehr gut gefallen.«
»Lasst uns nach oben gehen, dann könnt ihr euch ein wenig frisch machen. Dann ist es auch schon Zeit für das Mittagessen, und danach zeige ich euch das Schloss.«
Francesca begann, Ester und Franni zusammenzurufen, aber Franni schlüpfte zur Seite und stellte sich vor Gyles hin. Sie machte einen tiefen Knicks. Gyles zögerte einen Moment, dann nahm er ihre Hand und hob sie.
Franni sah ihm ins Gesicht und lächelte. »Hallo, Cousin Gyles.«
Gyles nickte. »Cousine Frances.« Er ließ sie los und winkte alle herein. Franni schloss sich Francesca und Ester an und schaute neugierig umher, als sie die riesige Halle durchquerten.
»Ein riesengroßes Haus«, wiederholte Franni, während sie die Treppe hochgingen.
»Wir bleiben nur drei Nächte hier.« Charles lächelte Francesca an. Es war bereits Abend, und sie hatten sich im Familiensalon versammelt und warteten darauf, dass
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