Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
nur.
Francesca nahm es hin, dass sie keine Antwort auf ihre Frage bekommen würde, und versuchte es mit der nächsten Frage. »Hat er dich, seitdem du das letzte Mal hier warst, noch mal aufgesucht?«
Franni schüttelte heftig den Kopf, grinste jedoch. Francesca glaubte, sie würde kichern.
Francesca nahm ihren ganzen Mut zusammen und sprach langsam und gelassen, wie alle es taten, wenn sie mit Franni sprachen. »Franni, ich wollte nur sicherstellen, dass du deinen Gentleman nicht mit Chillingworth verwechselt hast. Ich …«
Sie unterbrach sich, als Franni erneut den Kopf schüttelte und vor Lachen beinahe geplatzt wäre. »Nein, nein, nein !« Franni wirbelte herum, um Francesca anzusehen: ihre Augen tanzten - sie lachte beinahe. »Ich habe nichts verwechselt! Mein Gentleman hat einen anderen Namen. Er geht mit mir spazieren, hört mir zu und redet mit mir. Und er ist nicht Chillingworth. Nein, nein, nein. Chillingworth ist ein Graf . Er hat dich wegen deiner Ländereien geheiratet.«
So etwas wie ein boshafter Glanz war in Frannis blauen Augen zu erkennen. »Ich bin nicht wie du. Der Graf hat dich wegen deiner Ländereien geheiratet. Ich habe keine geeigneten Ländereien, aber mein Gentleman möchte mich heiraten - ganz bestimmt will er das.«
Sie wirbelte davon und hüpfte über die Terrasse.
»Er wird mich heiraten, du wirst es sehen. Am Ende.«
Francesca sah, wie sie fortging, dann ging sie ins Haus.
Der Gentleman war nicht Chillingworth und war es nie gewesen. Wer war er dann?
Nach dem Frühstück machte Franni einen Spaziergang im Park, ein Lakai dicht auf ihren Fersen. Nachdem sie mit ihren Haushaltspflichten fertig war, ging Francesca zu Ester in den Familiensalon.
Ester sah lächelnd von ihrer Stickerei auf.
Francesca erwiderte ihr Lächeln. »Ich freue mich, einen Augenblick mit dir alleine zu sein, Tante Ester.« Sie ging zum Kamin hinüber und sank in den Sessel, der daneben stand. Ester sah sie mit hochgezogenen Brauen an.
»Hast du irgendwelche Probleme?«
»Nein, ich nicht.« Francesca sah in Esters Augen, die genauso blau waren wie Frannis und trotzdem so anders. »Das ist ziemlich schwierig, denn Franni hat mir in einer Art von Vertraulichkeit etwas erzählt, obwohl sie nicht so denkt.«
»Nein, Liebes, das tut sie nicht. Und wenn diese Sache etwas mit Franni zu tun hat, solltest du mir unbedingt davon erzählen, Vertrauen hin oder her.«
In Esters Stimme schwang eine solche Entschlossenheit mit, dass Francesca alle Vorbehalte beiseite legte. »Im Gasthaus auf dem Weg nach Lambourn …«
Sie erzählte alles, was Franni ihr gesagt hatte, sowohl im Gasthaus als auch am Morgen auf der Terrasse. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass es Chillingworth sein könnte, er ist zweimal mit ihr spazieren gegangen. Aber er sagt, er hat kaum ein Wort mit ihr gesprochen, daher erscheint es merkwürdig, dass sie das gesagt hat, aber …«
»Bei Franni weiß man nie.« Ester nickte. »Ich verstehe, warum du das angenommen hast, wenn man an ihre Reaktion während der Hochzeit denkt. Aber wenn sie sagt, dass er es nicht war, dann …«
»Genau. Dann könnte es jemand anders sein, jemand, der ihr begegnet ist, während sie in Rawlings Hall umherwanderte. Sie kann das nicht ohne weiteres tun, ohne gesehen zu werden. Schließlich wird sie Onkel Charles’ Grundbesitz erben.«
»In der Tat.« Ester hatte die Lippen zusammengekniffen. »Meine Liebe, ich danke dir, dass du mir das erzählt hast, du hast genau das Richtige getan. Überlass mir die Sache. Ich werde mit Charles reden, und wir werden uns der Angelegenheit annehmen.«
Francesca lächelte erleichtert. »Danke. Ich hoffe wirklich, dass alles gut wird.«
Ester gab keine Antwort. Mit gerunzelter Stirn widmete sie sich wieder ihrer Stickerei.
»Ist dies dein Versteck?«
Erschrocken fuhr Gyles herum. Er stand am Fenster auf der Galerie der Bibliothek und sah Prozessunterlagen durch. Francescas Cousine, die an der Tür stand, lächelte ihn selbstgefällig an.
»Du hast ja eine Menge Bücher.«
Sie kam herein und sah sich um.
»Das müssen Abertausende sein.«
»Ja, das ist richtig.«
Sie blieb stehen und sah ihn mit gesenktem Kopf an. Ihr Blick schien von weit her zu kommen. Nach einer Weile sagte sie: »Hier oben ist es sehr still.«
»Ja.« Als sie nichts weiter sagte und einfach dastand und ihn abwesend betrachtete, fragte er: »Hast du deinen Spaziergang genossen?«
»Ja, aber ich würde gerne noch mehr vom Schloss sehen.
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