Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
Francesca kurz ansah: »Meine Liebe, erlaube mir, dir Lady Herron vorzustellen.«
Francesca stand wartend da, ihre Miene war heiter, ihr Kopf hoch erhoben. Einen Augenblick später war die Röte in Lady Herrons Wangen gestiegen. Halbherzig machte sie einen Knicks. »Lady Chillingworth.«
Francesca lächelte kühl, neigte den Kopf und wandte den Blick ab.
Leider in Lord Albemarles Richtung.
»Meine liebe Lady Chillingworth, ich glaube, die Musiker beglücken uns mit einem Walzer. Wenn Sie bitte …«
»Tut mir Leid, Albemarle.« Gyles sah den überraschten Blick Seiner Lordschaft. »Dieser Walzer«, er betonte das Wort, damit Albemarle verstand, »gehört mir.«
Er nickte Albemarle und Lady Herron kurz zu und trat einen Schritt zurück. Mit einem hochmütigen Kopfnicken in Richtung Seiner Lordschaft folgte Francesca ihm und schenkte Lady Herron keinerlei Beachtung.
In dem Moment, als Gyles Francesca in seine Arme zog, wusste er, dass ihnen Ärger bevorstand. Dank Lord Albemarle fühlte er sich wie ein Barbar, und von seiner zivilisierten Maske war nicht mehr viel übrig. Ein Blick in Francescas Augen mit dem verächtlichen Glitzern darin reichte aus, und er wusste, dass sie die Beziehung zwischen ihm und Louise Herron durchschaut hatte. In seiner Hand, die auf ihrem Rücken lag, spürte er die Spannung, die durch sie hindurchlief, spürte die Wellen, als ihre Wut entbrannte.
Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und schwor in seinem Innern, dass er, was immer sie auch sagen würde, sie nicht im Stich lassen würde; in dieser Umgebung würde er nicht darauf reagieren.
Sie blickte auf, und in ihren Augen war hochmütige Entrüstung zu erkennen. »Diese Frau hat kein Benehmen.« Ihr Blick senkte sich auf seine Lippen: eine Sekunde verging, dann sah sie Gyles an. Ihre Empörung war wie weggeblasen, und etwas anderes, etwas wie Besitzgier, flammte in ihren grünen Augen auf. »Meinst du nicht auch?«
Gyles rang mit sich. In Gedanken verwarf er die Vorstellung, dass sie ihm wegen seiner verflossenen Beziehung eine Szene machte, und versuchte zu begreifen, dass sie zwar verärgert war, aber nicht über ihn. Und diese Verärgerung hatte in diesem Fall Anlass zu Absichten einer anderen Art gegeben.
Seine Reaktion darauf war überaus heftig, so dass er seinen Griff um sie verstärkte. Ohne zu blinzeln trat sie näher. Ihre Brüste streiften seinen Mantel, und sie erschauderte und drückte sich noch enger an ihn.
Er hätte darum beten sollen, dass alle Zuschauer mit Blindheit geschlagen wären: stattdessen wirbelte er mit ihr langsam das Parkett hinunter, während das Feuer in ihren Augen ihn gefangen nahm.
Francesca hatte plötzlich begriffen und griff instinktiv nach dem, was sie brauchte. Besitzgier, Eifersucht - beides hatte sie in ihm gesehen, sie hätte jedoch nie geglaubt, dass dieses Gefühl auch sie ergreifen würde. Die Spannung hielt beide gefangen, breitete sich aus und wurde stärker. Schließlich legte sie die Hand an seinen Nacken und ließ ihre Nägel durch sein kurzes Haar fahren; bei einer Drehung presste er sie so eng an sich, dass ihre Körper aneinander rieben und fast miteinander verschmolzen, bevor sie sich wieder voneinander lösten.
Das enge Satinkleid schnürte sie plötzlich ein, und sie hatte das Gefühl, als müsse sie es ablegen. Ihr Atem war flach und ging zu schnell, als die Musik aufhörte.
»Komm.« Mit unbewegtem Gesicht ergriff er ihre Hand, drehte sich herum und drängte sie zum Ausgang.
»Warte.« Francesca warf einen Blick zurück. »Ich bin doch mit deiner Mutter und Henni gekommen.«
Er blieb unter dem Türbogen stehen und sah auf sie hinunter. »Sie werden sich schon denken, dass du mit mir weggegangen bist.«
Es lag keine Frage in seinen Augen, nur eine Herausforderung. Francesca zögerte keine Sekunde, mit einem Kopfnicken ging sie hinter ihm her.
Gyles war in der Stadtkutsche gekommen. Er half ihr beim Einsteigen, rief dem Kutscher kurz »nach Hause« zu und stieg zu ihr in die Kutsche. Kaum hatte sich die Tür geschlossen und die Kutsche sich in Bewegung gesetzt, streckte sie die Arme nach ihm aus.
Und er griff nach ihr.
Sie umfasste sein Gesicht, und ihre Lippen trafen sich, verschmolzen miteinander. Sie öffnete ihre Lippen und lud ihn ein, stachelte ihn an, sie zu nehmen. Und er nahm sie. Genauso gierig und hungrig wie sie. Ihre Zungen berührten sich, spielten miteinander. Sie presste sich enger an ihn, legte die Finger über seine Brust und öffnete den Knopf
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