Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
Ohren baumelten goldene Ohrringe, und um ihren Hals hing eine einfache Goldkette. Und inmitten der Goldtöne leuchteten ihre Augen intensiv wie zwei Smaragde.
Sie sah Gyles an.
»Du siehst umwerfend aus.« Gyles hob ihre Hand an seine Lippen, und sein Blick begegnete ihrem.
»Das Abendessen ist serviert, Mylord.«
Wie eine Einheit drehten sie sich um. Zusammen mit Lady Elizabeth, Henni und Horace gingen sie in den kleinen Speisesaal.
Gegen acht Uhr dreißig an jenem Abend war Gyles zerstreuter, als er es in der letzten Woche gewesen war. Er stand neben Francesca auf der oberen Treppe, die in den Ballsaal führte, und reckte den Hals, um die Reihe der Gäste zu überblicken, die darauf warteten, sie begrüßen zu können.
Er konnte das Ende der Schlange nicht sehen.
Francesca stieß ihn an. Er richtete sein Augenmerk auf die ältere Lady, die darauf wartete, ein Wort mit ihm zu wechseln. Er ergriff ihre runzelige Hand und zerbrach sich den Kopf, wie sie hieß.
»Cousine Helen ist von Merton heraufgekommen, um heute Abend bei uns zu sein.«
Gyles sah Francesca dankbar an und murmelte Cousine Helen freundliche Worte zu. Diese ließ ihn kurz darauf mit einer Stimme, die einem Oberfeldwebel alle Ehre gemacht hätte, wissen, dass sie stocktaub war.
Sie tätschelte seine Hand und ging weiter, dann die Treppe hinunter. Gyles bemerkte Francescas flüchtiges Grinsen, während sie sich umwandte, um die nächsten Gäste zu begrüßen.
Es mussten ungefähr dreihundert sein, dreihundert Rawlings plus einer Auswahl an anderen Gästen. Gyles war erleichtert, als er Devil und Honoria begegnete.
Honoria nickte majestätisch, das Zwinkern in ihren Augen sagte ihm, dass es sinnlos war, sein Erstaunen zu verbergen.
»Ich hätte nie gedacht, dass es so viele sind.«
»Du hast die Macht der Neugier unterschätzt. Welche Lady, die einigermaßen bei Verstand ist, würde eine Einladung der neuen Gräfin ausschlagen?«
»Ich habe nie behauptet, den Verstand von Ladys zu verstehen.«
»Sehr klug.« Honoria warf einen Blick auf den jetzt von Menschen wimmelnden Ballsaal. »Aus dem zu schließen, was Devil mir von deinem Stammbaum erzählt hat, gibt es wahrscheinlich mehr Rawlings als Cynsters.«
Devil wandte sich rechtzeitig von Francesca ab, um es mitzukriegen; er schaute sich um und nickte. »Das ist gut möglich.«
»Gott bewahre!«, brummte Gyles mit gedämpfter Stimme.
Honoria warf ihm einen missbilligenden Blick zu. Devil grinste, dann besann er sich wieder, und sein Blick begegnete Gyles’. »Es scheint eine ausgezeichnete Gelegenheit zu sein, unsere Aktivitäten voranzubringen.«
Dieser Gedanke war Gyles auch schon gekommen. Einer der anwesenden Gäste würde sicherlich wissen, wo Walwyn sich aufhielt. »Du fängst an. Ich schließ mich dir an, wenn ich frei bin.«
Devil nickte.
»Was für Aktivitäten?«, fragte Honoria.
»Ich habe dir doch erzählt, dass wir Leute suchen, die unseren Gesetzesentwurf befürworten.« Devil führte sie über das Parkett des Ballsaals.
Gyles wandte sich um, um die nächsten Gäste zu begrü ßen; noch entferntere Cousins und Verbindungen, sie alle waren Francescas Einladung mit einem Eifer gefolgt, den er sowohl entwaffnend als auch beunruhigend fand. Als hätten sie auf die Gelegenheit gewartet, die in den letzten Jahrzehnten entstandene Distanz durch einen größeren Zusammenhalt wettzumachen, einen stärkeren Gemeinschaftssinn, der auf familiären Banden beruhte.
Abgesehen von ihrer großen Anzahl lenkte Gyles dieses Gemeinschaftsgefühl ab.
Die Schlange wurde langsam etwas kürzer, als ein typischer, hoch gewachsener schlaksiger Rawlings mit einer gro ßen, einfach gekleideten Lady am Arm auf sie zukam. Sein Gesicht war voller Furchen und wettergegerbt, seine Kleidung unauffällig und nicht gerade modisch. Der Mann lächelte Francesca an und machte eine steife Verbeugung. Diese Steifheit war eher darauf zurückzuführen, dass er sich nicht häufig verbeugte, als darauf, dass er überheblich war.
»Walwyn Rawlings, meine Liebe.«
Francesca lächelte und reichte ihm die Hand.
Gyles war kurz davor, sie zu packen und sie hinter sich zu stoßen.
Walwyn fuhr fort: »Und dies ist meine Frau Hettie. Wir haben schon vor über einem Jahr geheiratet, aber ich muss gestehen, dass ich die Familie noch nicht darüber informiert habe.« Er nickte Gyles zu und lächelte freundlich, dann schaute er auf das Gedränge im Ballsaal. »Es sieht so aus, als könnte ich es heute Abend allen
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