Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
zufrieden wäre, eine leidenschaftliche und dauerhafte Liebe.
Was wäre jedoch, wenn das nicht sein Ziel war?
Was würde geschehen, wenn er auf einer Ehe ohne Gefühle bestand und keineswegs nachgeben würde? Es war ein gro ßes Risiko. Der Mann war weder formbar, noch ließ er sich kontrollieren. Sie würde lediglich das bekommen, was er zu geben bereit war.
War sie bereit, das Risiko und die möglichen Konsequenzen auf sich zu nehmen?
Wenn es ihr nicht gelang, das von ihrer Ehe zu bekommen, was sie brauchte, würde Chillingworths Antrag es ihr immerhin ermöglichen, über ihr Schicksal selbst zu entscheiden und außerhalb ihrer Ehe nach der Liebe zu suchen, die sie benötigte. Dies war zwar nicht ihre erste Wahl, aber das Leben hatte sie bereits gelehrt, sich mit den jeweiligen Gegebenheiten abzufinden und wo immer sie konnte nach dem zu suchen, was sie brauchte.
Entweder mit Chillingworth oder, wenn dies nicht möglich war, mit einem anderen Mann würde sie sich vom Leben nehmen, was sie brauchte.
Morgen Nachmittag würde sie seinen Antrag annehmen. Nein, sie würde ihren Onkel beauftragen, ihn anzunehmen, falls Chillingworth es unbedingt so wollte.
Aus dem Wald wehte eine kühle Brise herüber. Francesca verließ ihren Platz am Fenster und steuerte auf ihr Bett zu.
Er war, wer er war, egal was er sagte, in seinem Herzen konnte er einfach keine kaltblütige Beziehung ohne jede Liebe wollen, schon deshalb nicht, weil er ihr begegnet war und sie geküsst hatte. Vielleicht würde er weiterhin hartnäckig auf der Rolle bestehen, die er für sich geschrieben hatte. Vor ihr und Charles, ja vor sich selbst würde er vielleicht an dem Märchen festhalten. Aber das konnte nicht das sein, was sein wahres Ich wollte.
Francesca blieb vor ihrem Bett stehen, neigte den Kopf und dachte über ihre Zukunft, über ihn nach. War dies eine Herausforderung?
Sie presste die Lippen aufeinander, legte ihren Umhang beiseite und schlüpfte unter die Laken.
Die Möglichkeit bestand durchaus, dessen war sie sich sicher, aber sie brauchte wesentlich mehr als das, was er ihr bisher angeboten hatte.
Sie brauchte sein Herz.
Wollte, dass er es ihr freiwillig und ohne Vorbehalte schenkte.
Würde er jemals dazu bereit sein?
Seufzend schloss sie die Augen und übergab ihr Schicksal in die Hände der Götter. Sie träumte, dass sie auf dem Rücken einer flinken arabischen Stute durch das Hügelland preschte, das, wie sie gelesen hatte, nördlich von seinem Schloss lag. Er war an ihrer Seite.
Auf der anderen Seite des Waldes saß Gyles in seinem Sessel und starrte in die Nacht hinaus. Mit einem Glas Weinbrand in der Hand erforschte er seine Seele, dachte darüber nach, was er wollte. Und was zum Vorschein kam, gefiel ihm nicht, die Möglichkeiten stellten ihn einfach nicht zufrieden.
Die Zigeunerin war gefährlich. Zu gefährlich, um sie zu verführen. Ein kluger Mann wusste, wann er der Versuchung widerstehen musste.
Er hatte beschlossen, einen weiten Bogen um sie zu machen. In dem Moment jedoch, in dem er sie gesehen hatte, hatte er die Verfolgung aufgenommen. Ohne zu überlegen und ohne zu zögern.
Die Zigeunerin war ganz nach seinem Geschmack.
Aber was er in dem Augenblick, als sie vom Pferd gefallen war, gefühlt hatte …
Er hatte um Francesca Rawlings’ Hand angehalten. Morgen würde er nach Rawlings Hall fahren und ihr Jawort in Empfang nehmen. Er würde die Hochzeitsvorbereitungen in die Wege leiten und seine perfekte, sanftmütige Marionette so schnell wie möglich heiraten.
Dann würde er sie verlassen.
Er hielt das Glas umklammert, leerte den Inhalt und stand auf.
Und die Zigeunerin würde er nicht mehr treffen.
4
Wie versprochen, redete Francesca mit Charles. Sie hatte Verständnis für Chillingworths Besorgnis, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass sie das Reiten einfach brauchte.
Charles hatte gesagt: »Warum sollst du nicht bis zu deiner Heirat weiterhin meine Jagdpferde reiten, solange du angemessene Vorsicht walten lässt. Danach kann er dir ein passendes Pferd besorgen. Schließlich reitest du schon zwei Jahre durch den Wald, ohne dass etwas passiert ist.«
Das war auch Francescas Meinung. Am nächsten Morgen, viel früher als sonst, schwang sie sich auf den braunen Wallach und ritt einen Pfad hinunter, der Kilometer von ihrer täglichen Strecke von Hall nach Lyndhurst entfernt war. Sie hatte gute Laune, und ihr Herz war leicht. Sie hatte kein bisschen Schuldgefühle, denn sie hatte alles getan,
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