Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
gehabt hatte, hatte noch nicht von ihr Besitz ergriffen.
»Er hat mir befohlen, eine arabische Stute zu reiten und hat dich einfach für irgendeine Lady gekauft.« Sie wandte sich wieder dem Kopf des Pferdes zu und streichelte seine Ohren. »Was für ein Zufall, findest du nicht auch?«
Das Pferd drehte den Kopf und sah sie an, und sie wiederum sah das Pferd an und grinste. »Das glaube ich einfach nicht.« Sie legte die Arme um den Hals des Tieres und umarmte es. »Er hat dich für mich gekauft!«
Diese Vorstellung verbesserte ihre Laune zusehends, bis sie fast an Euphorie grenzte. Sie hätte darauf wetten können, dass die Stute ein Hochzeitsgeschenk war. Noch vor wenigen Minuten war sie über Chillingworth verärgert und sich seiner nicht sicher gewesen, doch jetzt … für ein solches Geschenk und den Gedanken, der damit verbunden war, würde sie einem Mann beinahe alles verzeihen.
Auf diesem Pferd konnte sie reiten wie der Wind, und jetzt würde sie auch noch in einer Gegend leben, die für das wilde Reiten wie geschaffen war. Plötzlich sah die Zukunft viel rosiger aus. Sie hatte seit Wochen davon geträumt und sich vorgestellt, wie sie Seite an Seite mit ihm auf einer flinken arabischen Stute durch die Lambourn Downs reiten würde; dieser Traum war kurz davor, in Erfüllung zu gehen.
»Weil er dich für mich gekauft hat, nimmt er wohl an, dass ich dich auch reiten werde.« Nichts in der Welt hätte sie jetzt von ihrem Vorhaben abbringen können. »Warte hier, ich hole schnell einen Sattel.«
Gyles ritt durch die Dunkelheit nach Hause, eher geistig als körperlich erschöpft. Seine Kleidung war feucht von dem nassen Bauholz, aber es war ein Geschenk Gottes gewesen, dass er zu der zerstörten Brücke gerufen worden war, und hatte ihn davor bewahrt, völlig durchzudrehen.
Er hatte Devils Angebot, mit ihm hinauszureiten, ausgeschlagen, obwohl er seine Hilfe gut hätte gebrauchen können. Seine Nerven lagen blank, und er hätte sich nicht dazu in der Lage gesehen, Devils ständige Neckereien abzuwehren, die in dem Moment, in dem er seine Nerven verloren hätte und durchgedreht wäre, in bohrende Fragen übergegangen wären. Devil kannte ihn lange genug, um zu wissen, wie man ihm aus dem Wege ging. Und trotz Gyles’ gegenteiliger Behauptungen war Devil davon überzeugt, dass Gyles, wie alle Bar Cynster, Amors Pfeil getroffen hatte und er in seine künftige Frau verliebt war.
Devil würde die Wahrheit schon früh genug erfahren, frühestens in dem Moment, in dem er Gyles’ unterwürfige, sanftmütige Braut zu Gesicht bekam.
Er lenkte den Grauen auf den Pfad, der über das Hügelland führte, und ließ die Zügel locker, damit das Tier sein eigenes Tempo bestimmen konnte.
Gyles’ Gedanken waren auch nicht wesentlich schneller. Zumindest war es ihm gelungen, die Gästeliste auf überschaubare hundert Teilnehmer zu beschränken. In dieser Beziehung hatten er und seine Mutter widersprüchliche Ansichten. In den letzten Wochen hatte sie Francesca wütende Briefe geschrieben, aber er war davon überzeugt, dass es nicht an Francesca gelegen hatte, dass seine Mutter großen Druck machte, damit die Hochzeit ein großes Ereignis wurde. Das war jedoch nicht Teil von Gyles’ Plan gewesen.
Er fragte sich, ob seine Braut auch wirklich angekommen war. Schließlich war der Gottesdienst für elf Uhr am nächsten Morgen angesetzt. Aber letztendlich war es ihm gleichgültig: entweder sie war da oder sie würde später ankommen, und dann würde die Hochzeit zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Es war nicht von Bedeutung.
Man konnte ihn wohl kaum als ungeduldigen Bräutigam bezeichnen.
Sobald er Francescas Jawort erhalten und Rawlings Hall verlassen hatte, war nichts mehr wirklich dringend für ihn. Die Angelegenheit war unter Dach und Fach, und Francesca hatte den Ehevertrag unterschrieben. Seitdem er Hampshire verlassen hatte, dachte er kaum noch an seine künftige Braut, bis seine Mutter mit einem Brief wedelte und erneute Forderungen stellte. Sonst …
Er hatte an die Zigeunerin gedacht.
Die Erinnerung an sie verfolgte ihn, stündlich, am Tag und in den langen Nächten. Sie geisterte auch in seinen Träumen umher, und das war zweifellos am schlimmsten, denn im Traum gab es keine Beschränkungen, keine Grenzen, und nachdem er aufgewacht war, hatte er sich einen Moment lang vorgestellt …
Nichts auf der Welt konnte ihn von seiner Besessenheit abbringen. Sein Verlangen nach ihr war absolut und
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