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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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befürchte, er ist noch nicht fertig damit und will es gewiß nicht hergeben. Und da ich nicht möchte, daß es in Stücke gerissen wird, überlasse ich es ihm zeitweilig.«
    Der Soldat zeigte sich weder beschämt, noch machte er Anstalten für eine nachträgliche Entschuldigung.
    »Niemand«, verkündete der Soldat, »darf sich hier niederlassen, außer er pemmt, hemmt - hämmt - eine Geschichte über Skiriom, Spyrion, Cyripom. Versteht Ihr?«
    »Ich verstehe in der Tat«, antwortete der Gelehrte. »Eine Fähigkeit, die Ihr allmählich zu verlieren scheint.«
    »Ha?«
    »Aber ich kenne tatsächlich eine Geschichte über Cyrion, falls mein Gastgeber Wert darauf legt.«
    »Warum nicht«, sagte Roilant niedergeschlagen. »Es scheint alles zu sein, was mir gewährt ist.«
    Lärm ertönte hinter dem Vorhang, Schritte, Gelächter und das herrische Dröhnen des Gongs.
    Unwillkürlich blickte Roilant zum Eingang und wurde von einem Massenandrang belohnt, dem der Wirt und zwei neue Sklaven dichtauf folgten. Roilants Gesicht zog sich nicht eben in die Länge, aber seine Enttäuschung war zu ahnen. Zu den Neuankömmlingen gehörten drei Kaufleute in farbenfroher Kleidung, in Begleitung von zwei überaus lebhaften Damen, bei denen es sich gpwiß weder um ihre Ehefrauen noch Schwestern handelte, die aber jung genug waren, um als ihre Enkeltöchter zu gelten. Außerdem noch ein Karawanenbesitzer - nach seinen Bemerkungen zu urteilen -, der sehr aufgebracht zu sein schien und eine ganze Menge Staub mit hereinbrachte. Keine dieser Personen war auch nur blond, ganz zu schweigen von der geschmeidigen, quecksilbrigen Eleganz, die Roilant inzwischen mit der Hauptperson der Geschichten in Verbindung brachte.
    »Nur Mut«, sagte der Gelehrte sanft, »habt Vertrauen. Hat Euer Schicksal Euch bestimmt, ihn hier zu finden, wird er hier herkommen. Oder Ihr werdet ihm anderswo begegnen.«
    »Ich muß ihn heute treffen.« Roilant schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht länger warten.«
    »Es scheint, daß Ihr seine Dienste dringend benötigt.«
    Roilant biß sich auf die Lippen.
    »Ich wollte nicht in Euch dringen. Nehmt einen Rat von mir an. Selbst aus Geschichten kann man vieles lernen. Allein die Tatsache, daß er zur Hauptperson so vieler Mythen geworden ist, verrät viel über Cyrion. Und wer weiß, die Geschichten könnten wahr sein. Ich habe gelernt, an Zauberei zu glauben, ebenso wie ich an Gott glaube. Und Gott ist der Herr des Gleichgewichts. Wenn es das Böse in der Welt gibt, muß es auch Männer mit der natürlichen Fähigkeit geben, das Böse zu besiegen. Wie sonst könnten wir überleben?«
    Roilant stimmte höflich zu. Der Soldat rülpste und bemerkte, es wäre Essenszeit.
    An einem Tisch in der Mitte lachten die Kaufleute grölend, und die Mädchen quiekten und klimperten mit ihren Ohrringen und Ketten. Über dem Lärm war noch die Stimme des Karawanenbesitzers zu verstehen, der dem Wirt etwas über verlorenen Weizen und einen diebischen Aufseher erzählte, der mit der Hälfte seiner Gewinne und mit seiner Sklavin durchgebrannt sei.
    Plötzlich schoß der weise Mann in seiner Nische in die Höhe. Er deutete auf die beiden Begleiterinnen der Kaufleute und kreischte: »Unrein und abscheulich! O Verführerinnen der Männer! O Kühe der Verschlagenheit! O Töchter des Satans! Mögen all eure Tage von Weinen und Elend erfüllt sein, und möget ihr auch im Grab keine Ruhe finden!«
    Die beiden Frauen kicherten unbehaglich. Einer der Kaufleute, der größte, sprang auf und brüllte. Der Wirt eilte beschwichtigend herbei, und der Weise sackte wieder auf seinen Stuhl. Man brachte ihm Milch, wahrscheinlich von einer Ziege, passend zu seinem Duft.
    Der Gelehrte murmelte: »Schon wieder ein falsches Zitat, fürchte ich.«
    »Schidat«, pflichtete der Soldat ihm bei.
    »Lamm, mit Honig«, sagte Roilant zu einem der neuen Sklaven. »Für drei Personen«, fügte er matt hinzu.
    »Wart Ihr je«, fragte der Gelehrte Roilant, »in Teboras.?«
    Für eine Nacht…
    »Geht nicht weiter! Ihr müßt uns begleiten.«
    Die Stimme kam so rau aus der blütenschweren Dunkelheit wie ein scharfes Schwert aus einer weichen Hülle und veranlaßte den Vorübergehenden tatsächlich, stehenzubleiben. Doch wandte er sich nicht um. Er war in einen Kapuzenumhang aus feinster askandrischer Seide gekleidet, der sowohl sein Aussehen als auch seine Haltung verbarg. Seine Stimme, die wohlklingend und überaus sanft war, erkundigte sich: »Und warum muß ich das?«
    Ein

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