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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Boden.
    »Oh, und vielleicht tue ich das.«
    Die Morgendämmerung, Spiegelbild des Sonnenuntergangs, strömte von Osten heran, setzte das Wasser der Oase in Flammen und verwandelte Cyrions nicht länger rußgeschwärztes Haar in silbrig schimmerndes Gold, als er bäuchlings in den Sand geschleudert wurde.
    Einer von Ysemids Höflingen setzte seinen Fuß auf Cyrions Rücken und hielt ihn nieder. Ein anderer erleichterte den niedergeworfenen Mann um seinen Waffengürtel. Noch andere standen dabei und lächelten, ein grimmiges Lächeln, das absolut nichts mit Lustigkeit zu tun hatte.
    »Dreht ihn auf den Rücken!« Die befehlende Stimme von Ysemid höchstpersönlich. Hände packten Cyrion an silbrigem Haar und schwarz umhüllten Armen und drehten ihn gehorsam herum. Er landete in einer Wolke aus Sand wieder auf dem Boden, und Ysemid sagte: »Jetzt nehmt ihm das Gewand unseres Volkes ab, die Löwenhaut, in der er sich zu verbergen sucht, dieser Schakal. Sucht nach Beweisen für sein Verbrechen.«
    Schlaff wie eine Puppe und völlig ausdruckslos, ließ Cyrion die wenig sanfte Behandlung über sich ergehen. Nur Minuten und das Nomadengewand war verschwunden, das Seidenhemd auch, und er lag da in den engen Hose und weichen Lederstiefeln der Westländer - ein Anblick, bei dem Ysemids Männer aus alter Gewohnheit in höhnisches Gelächter ausbrachen.
    »Oh, halb so wild«, sagte Cyrion. »Wenn euer Herr erst in Heshbel lebt, werdet auch ihr -«
    Und ein Schlag auf dem Kopf brachte ihn zum Schweigen.
    Außer dem tödlichen kleinen Dolch hatte die Durchsuchung eine verkorkte Phiole zutage gefördert. Diese zeigte Ysemid vor seinen Gefolgsleute und denen herum, die sich, angelockt von dem Lärm, bei Cyrions Zelt versammelt hatten.
    »Seht ihr? Das gehörte zu seiner Zauberei.« Er beugte sich zu Cyrion hinab. »Welche Wirkung hat es?«
    Cyrion sah ihn an und Ysemid, dem der Blick nicht behagte, schlug ihn wieder.
    »Antworte, Hund.«
    »Das Fläschchen enthält eine Droge.«
    »Die du benutzen wolltest, um einen Mord zu begehen.«
    »Die ich brauche, um Schmerzen zu betäuben.«
    »Ah, ja. Diese Schmerzen im Kopf und die Blindheit, von der befallen zu sein du vorgibst. Teufel.« Ysemid versetzte Cyrion einen noch härteren Schlag, und Cyrion schloß wie gelangweilt die Augen.
    Ysemid sprang auf. Wieder hielt er das Fläschchen in die Höhe. In der anderen Hand hielt er noch einen Gegenstand. Langsam drehte er sich um die eigene Achse und das Schweigen, das sich herniedersenkte, war so hart wie der Sand.
    »Seht ihr?« fragte Ysemid das Volk. »Eine kleine Figur aus Holz und hier eingeritzt der Name meines Vaters, des Vaters. Wir wissen, wofür diese Figuren benutzt werden. Dieser Unrat des Erzfeindes, dieser Auswurf des Teufels, kam zu uns mit Worten der Freundschaft, um Karuil zu töten, unseren König. Und hätte ich nicht dies in seinem Zelt gefunden, vielleicht wäre Karuil gestorben, und wir wären allein gewesen, vaterlos.«
    Dann, und erst dann kam das. leise, weiche Grollen. Cyrion verschwendete keinen Blick dafür. Wahrscheinlich wußte er, wie sie jetzt aussahen, Brüder der Löwen aus schwarzem Feuer.
    Es war nicht der beste Plan, aber wirksam. Cyrion war der Fremde und also verdächtig. Außerdem, hier nahte der endgültige Beweis.
    Der Name wurde gemurmelt: Karuil, Karuil. Dann senkte sich wieder das tödliche Schweigen herab. Und durch das Schweigen schnitt Karuil-Ysems klare Stimme wie ein Messer.
    »Ich habe einer Schlange vertraut und wäre beinahe an ihrem Gift gestorben. Mein Sohn hat mir das Leben gerettet. Nehmt diese Viper und tötet sie, wie unser Gesetz es befiehlt.« Und abschließend, so echt, als wäre er noch am Leben gewesen: »Ich befehle es.«
    Cyrion lachte leise. Diesmal brachte der Schlag, mit dem sie ihn belohnten, erlösende Dunkelheit.
    Die Nacht der Besinnungslosigkeit mündete in einen schmerzerfüllten Sonnenaufgang. Und das Licht kannte keine Gnade.
    Es war Brauch bei den Nomaden, einen Verurteilten einen Tag lang in der Mitte des Lagers festzubinden, um ihn in der Abenddämmerung aus Gründen der Reinlichkeit eine Viertelmeile weit fortzuschaffen und ihm einen Tod zu geben, den er oft inzwischen schon herbeisehnte.
    Cyrion hing halb besinnungslos in den Stricken, mit denen sie ihn an einem Pfahl gefesselt hatten. Die Zelte, die kühlen Schattentupfen unter den Palmen, das glitzernde Wasser, so blau wie ein Tropfen Himmel, all das gehörte zu einer anderen Welt. Seine Welt war ein

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