Cyrion
Blinder hin und her stolperst.«
»Jeder Mann in diesem Kreis ist nahe genug, um zu erkennen, daß ich aus ebendiesen Grund nicht kämpfen kann.«
»Dann werde ich sie weiter wegschicken. Ich werde sagen, daß du eine Hinterlist befürchtest. Daß ich dich allein und ohne List schlagen kann.«
Hastig sagte Cyrion: »Und Karuil-Ysem auch. Er soll so weit zurückgehen wie die anderen auch.«
Ysemid runzelte die Stirn. Er musterte Cyrions ausdrucksloses Gesicht, den hassenswerten Glanz, der selbst jetzt noch wie eine Maske über den Zügen lag, die suchenden, hoffnungslosen Augen.
»Warum? Was hast du dir ausgedacht? Da ist doch ein Trick - « Ysemid nickte. »Nein. Der alte Mann soll näher kommen und zuschauen. Aber nur er. Du wirst merken, daß er nicht versuchen wird, dir zu helfen. Oder weißt du das und fürchtest etwas anderes? Du brauchst nur Ysemid zu fürchten. Armer kranker Meister des Schwertes.«
Ysemid drehte sich um, entfernte sich ein Stück und rief seinen Stammesgenossen zu, was er sich ausgedacht hatte. Cyrion hörte seine Stimme und die zögernden Antworten, die aber bald in allgemeine Zustimmung mündeten. Es folgten die Geräusche, wenn auch nicht die Bilder, die verrieten, daß der Ring sich ausweitete. Als die Geräusche verstummten, konnte man abschätzen, wie weit die Zuschauer sich zurückgezogen hatten. Wenn jemand aus dem Kreis das Verlangen verspürt haben sollte, dem Mann in der Mitte zu Hilfe zu kommen, hätte er ihn kaum rechtzeitig erreicht. Aber wer wollte das schon? Nur Karuil war vom Pferd gestiegen und kam näher, wobei er sich auf die Schulter eines Knaben stützte. Karuil, der Dämon.
Ein Messer zerschnitt die Seile, und ohne ihren Halt stolperte Cyrion nach vorn. Mit einem Fluch fing Ysemid ihn auf und stieß ihn dann wieder von sich. E t was wurde in Cyrions rechte Hand geschoben. Es war ihm vertraut - ein kreuzförmiges Schwert aus dem Westen.
Als Cyrion es hob, zum ersten Mal unbeholfen, seit er gelernt hatte, damit umzugehen, griff Ysemid ihn an. Träge, tänzelnd, äffte er Cyrions Ungeschicklichkeit nach. Das Knirschen des Sandes unter seinen Füßen war auch für einen Blinden Hinweis genug - Cyrion wich aus. Sein Arm flog in die Höhe, in plumper Abwehr glitt sein Schwert an der feindlichen Klinge entlang. Die heftige Bewegung brachte ihn aus dem Gleichgewicht und wie ein Betrunkener torkelte er zur Seite. Mit der freien Hand tastete er in der dunklen, von Fackelschein erhellten Luft nach einem Halt.
Diesmal kam Ysemid schneller auf ihn zu. Seine Schritte auf dem Sand verursachten nur ein kaum hörbares, reibendes Geräusch. Cyrion horchte auf und sprang zurück, wobei er beinahe stürzte. Ysemids übermütiges Schwert sah sich um Haaresbreite um sein Opfer betrogen. Während Cyrion immer weiter zurückwich und dabei den Kopf von einer Seite zu anderen drehte, um jedes Geräusch des Sandes aufzufangen, der sein einziger Verbündeter war, begann Ysemid darin herumzustampfen und zu trampeln und amüsierte sich lautlos über Cyrions ratlose Verzweiflung.
Plötzlich warf Cyrion sich gegen ihn. Ysemid tat fein säuberlich einen Schritt zur Seite und vollführte dann, wütend über diese Kühnheit, einen Schlag, der Cyrions linke Seite treffen sollte. Der Hieb hätte sein Ziel getroffen. Nur Cyrions Unbeho lfenheit rettete ihn, denn er fiel der Länge nach hin, bevor die Klinge ihn erreichte. Als er sich aufzurichten versuchte, hätte er beinahe in den gekrümmten Stahl gegriffen, der seine Hand bis auf die Knochen zerschnitten hätte. Ein glücklicher Zufall bewahrte ihn auch davor, ein Sandhügel, der unter ihm nachgab, als das Schwert des Nomaden über ihn hinwegglitt. Jetzt amüsierte er sich nicht mehr lautlos.
Cyrion merkte, daß er Platz hatte, um aufzustehen, schien seinem Glück nicht zu trauen und sprang auf die Füße. Ysemid sah ihn an, das blonde, weit offene, verzweifelte Gesicht, das alles aus der Nacht herauszulesen versuchte, was nutzlose Augen ihm verweigerten. Ysemids Ekstase war unübersehbar.
Er machte einen Ausfall, verfehlte absichtlich die hilflose Gestalt vor sich, sein Krummschwert wurde zu einem Kreisel aus Fackellicht und singendem Metall. Es sah lächerlich aus, wie Cyrion sich ohne Grund zusammenduckte. Irgend etwas in Ysemid sprudelte über. Mit einem Schrei reinster, unbeherrschter Bösartigkeit, warf Karuils Erbe sich nach vorn und schleuderte Cyrion noch einmal zu Boden. Auch die Katze wird der Maus schließlich das Rückgrat
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