D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
Arbeitsuniform. Den Zwirn behalten wir uns für die ganzen Partys vor, zu denen wir sicher eingeladen werden. Die High Society wird uns betrachten wollen, da bin ich mir sicher.«
Skepz überhörte die Bitterkeit in Thrax’ Worten bewusst. Sie wollte sich nicht in diese Stimmung hinunterziehen lassen. Es würde so schon schwer genug werden, denn egal wie korrekt die Einschätzung von Spoons rhetorischen Fähigkeiten war, auch Kommandant Thrax neigte nicht immer zu angemessener Feinfühligkeit. Vor allem dann nicht, wenn austauschbare Anzugträger seine Gegenüber waren.
Dann war alles gesagt. Thrax hatte eingesehen, dass sie ein klein wenig Respekt zu zeigen hatten, egal welch willenlose Unterlinge die Menschen in dieser Epoche wirklich waren. Er und Skepz hatten sich ihre besten Anzüge angezogen, und sauber waren sie dazu. Sie sahen richtig gut aus, zumindest für die eigenen Maßstäbe. Dass beide in stillem Einverständnis das kleine Band mit den militärischen Ehrenzeichen ebenfalls angelegt hatten, sprach eher für ihre Unsicherheit als für alles andere. Es war etwas, an dem sie sich festhielten, auch wenn diese Belobigungen heute wahrscheinlich niemanden mehr interessierten.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann standen sie im Freien, atmeten die Luft der Erde, suchten nach einem Geruch, der ihnen vertraut war, nur um festzustellen, dass die fehlende Vertrautheit darin bestand, dass es nicht so furchtbar stank wie zu ihrer Zeit. Dies war ein sauberer Raumhafen mit einem angenehmen Klima, ausgelöst vor allem dadurch, dass hier herzlich wenig los war.
Drei Personen standen vor ihnen, alle drei in die gleichen, unauffälligen Anzüge gekleidet, auch die eine Frau. Der Wortführer stand etwas weiter vorne, ein angenehm wirkender Mann Ende der 50 mit einer sehr ordentlichen Frisur, einer makellosen Gesichtshaut, großen, braunen Augen und feingliedrigen Händen, die er locker an seinen Seiten herabhängen ließ. Der andere Mann wirkte nicht ganz so fein, war muskulöser und füllte den Anzug gut aus, sein Gesicht wirkte kantiger und sein forschender Blick ließ in Thrax und Skepz sofort die Alarmglocken aufleuchten. Der hier war der Soldat, kamen sie unabhängig voneinander zum gleichen Schluss.
Die Frau schließlich, eine etwas jüngere Blondine mit knabenhafter Figur, wollte offenbar keinerlei Gefühlsregung zeigen und starrte sie nur an, nicht unfreundlich, aber auch nicht sehr willkommen heißend. Allein der Wortführer lächelte sie an, und es war ein gut einstudiertes Lächeln, das Vertrauen erwecken sollte. Thrax und Skepz kannten diese Mimik nur zu gut, sie entsprach dem, was sie regelmäßig bei den vorgeschriebenen psychotherapeutischen Sitzungen zu sehen bekamen. Es war die Maske eines rein professionellen Interesses, das letztlich nichts mit ihnen zu tun hatte.
Warum, fragte sich Thrax etwas bitter, war er darüber jetzt nicht überrascht?
Der Mann schaute Thrax an, als wolle er sich vergewissern, es mit der richtigen Person zu tun zu haben, dann verbreiterte sich sein Lächeln unmerklich. Thrax bekam Meldungen seiner Implantate, dass alle drei Personen vor ihm aufgerüstet waren: die Frau und der Wortführer mit Daten- und Prozessorinlays am Gehirnstamm und der Soldat mit Akzelerationssoftware für Nerven und Sinneswahrnehmungen. Nichts Besonderes, aber ein Hinweis darauf, dass diese Technologie auch unter der Hondh-Herrschaft weiter genutzt wurde.
»Kommandant Thrax, wenn ich richtig liege«, sagte der Mann, und seine Stimme war erwartungsgemäß angenehm, volltönend und vertrauenerweckend. Er hielt Thrax die Hand zum Gruß hin, und dieser ergriff sie. Das Fleisch fühlte sich warm an, der Druck kam kräftig, aber nicht anmaßend.
»Ich bin Mediator Manoldi. Ich darf Ihnen meine Begleiter vorstellen: Vize-Mediatorin Randhii und Adjukator Merlin. Wir dürfen Sie im Name der irdischen Protektoratsregierung herzlich willkommen heißen.«
»Protektorat?«, fragte Thrax unwillkürlich.
»Wir werden Ihnen alles gerne in Ruhe erklären. Lieutenant Skepz, wenn ich mich nicht irre?«
Auch Skepz schüttelte die dargebotene Hand.
Manoldi machte eine einladende Bewegung.
»Wir haben Räumlichkeiten in der Hafenverwaltung vorbereitet. Sollten Sie Bedarf oder den Wunsch haben, können Sie sich dort auch einer medizinischen Untersuchung unterziehen lassen. Was wir auf jeden Fall durchführen müssen, ist ein allgemeiner Medscan. Sie haben dafür sicher Verständnis.«
»Das ist
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