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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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Anden.
    Pling. Ein Mann namens «bochum 81 » schreibt: «guten abend. so spät noch online?» Begrüßung, ganzer Satz und ein Fragezeichen, das ist beachtlich.
    «So spät ist es ja noch nicht», schreibe ich zurück. «Oder bist du Frühaufsteher?»
    «ja, sehr. und du? nachteule?»
    «Schon eher. Wann stehst du immer auf?»
    «manchmal schon um 5 , wenn ich auf eine expedition gehe.»
    «Expedition?»
    Er schreibt mir, dass er Höhlen erforscht, dafür müsse man bisweilen früh aufstehen, die eine oder andere Tierart sei tagsüber im Tiefschlaf, da entgehe einem das meiste.
    Ich erzähle, dass ich während eines Kanaren-Urlaubs schon mal in einer Höhle war, sonst aber eher selten in einer bin.
    Wir wechseln das Thema zu Urlauben, zum Ruhrgebiet, zu Bochum, er ist redselig und wortgewandt, das genaue Gegenteil von Fozzibär. Er fragt mich, ob ich ihn am Samstag treffen möchte, ich denke: «Warum nicht?», und ehe ich mich’s versehe, bin ich verabredet: nächsten Samstag, Bahnhof Langendreer in Bochum.
    Es klingelt an meiner Wohnungstür. Ich sehe durch den Spion. Eine Frau mit strähnigen langen Haaren und einem Yorkshire-Terrier steht vor meiner Tür. Ich öffne.
    «Hi», sagt sie. «Ich bin Gabi von nebenan.» Sie streckt mir ihre freie Hand entgegen. Ich schüttle sie und sage auch: «Hi.»
    «Kann ich ’n Moment reinkommen? Ich hab grad ’n Problem.»
    Ich trete zur Seite und lasse Gabi herein. Um ihre schmalen Hüften schlabbert eine ausgeleierte Nicki-Hose. Obenherum trägt sie ein pinkes T-Shirt mit der Aufschrift: «Frauen lieben die einfachen Dinge des Lebens: Männer!» Gabi bemerkt meinen Blick und sagt: «Sorry, ey. Ich hab heut Schlumperhosentach. Ich wollt auch nur ma kurz mittem Hund raus, da is die Tür hinter mir zugefallen.» Sie deutet mit ausladender Bewegung auf die Wohnungstür hinter sich. «Abba mein Freund kommt gleich nach Hause, der kann mir aufschließen. Nach seine Spätschicht, so gegen elf, woll.»
    Es ist jetzt neun Uhr.
    «War der Hund denn schon draußen?», frage ich und versuche Anzeichen urinaler Not an ihm zu entdecken. Doch er gähnt nur.
    «Nee, der muss nich so doll», sagt Gabi. «Datt is nur wegem Schlafengehen. Wenn der vorm Einpennen nich nomma am Baum war, träumt er imma, datt er noch pinkeln muss, und strullert mir die Bude voll. Wenn datt vor Mitternacht passiert und ich datt ers am nächsten Morgen merk, is imma dat ganze Laminat aufgequollen.» Sie geht vor mir her, lässt sich aufs Sofa plumpsen und sieht sich mit in den Nacken gelegtem Kopf um.
    «Möchtest du etwas trinken?», frage ich.
    «Hasse ’ne Cola?»
    «Nur Wasser und Apfelsaft.»
    «Dann nehme ich ’n Saft. Wasser muss ich schon imma trinken, wenn ich im Krankenhaus bin, woll.»
    Ich hole ein Glas Apfelsaft und setze mich zu ihr aufs Sofa. Im Fernseher fliegt ein Adler über eine ausladende Bergkette. Ich stelle leiser.
    «Dat mit dem Krankenhaus is ’ne lange Geschichte», sagt sie, ohne dass ich sie danach gefragt habe
    «Mir is nämlich der Darm anne Bauchdecke festgewachsen.» Sie nimmt einen Schluck Saft.
    «Ich hatte da so ’n paar Operationen inne Vergangenheit, anne Verdauungsorgane und so Frauensachen, und nach all diese Operationen is dat allet miteinander verwachsen. Seit Jahren ess ich nur noch Brei. Und weil ich sogga diesen Brei nich mehr richtich verdauen kann, muss ich zwischendurch so Astronautennahrung essen. An manche Tage hab ich von dem Zeuch solche Blähungen, datt ich denk, gleich fliecht datt Dach wech.»
    Ich stelle mir Gabi vor, wie sie in ihrer Schlumperhose auf ihrem Sofa liegt und so undamenhaft laut furzt, dass er Hund Reißaus nimmt. Der hingegen gähnt noch einmal mit ausgestreckter Zunge und schmatzt leise. «Dat is übrigens Kalle», stellt Gabi ihn vor. «Is ’n ganz Lieber. Nich wahr, Kalle?» Sie beugt sich hinab und küsst den Hund auf den Kopf. Der gähnt erneut. Er muss wahnsinnig müde sein. Liegt vielleicht an den Gasen in seinem Zuhause.
    «Und dein Freund? Was macht er beruflich, dass er so lange arbeiten muss?»
    «Der mag mich so, wie ich bin», antwortet Gabi. «Ich mein, mit diese Darmgeschichte und diese Frauensachen – ich will da getz nich ins Detail gehen, abba ich sach et ma so: Wo wat reinmuss, muss auch ’n Loch sein. Und zwar eins, datt gut ausgebaut is, zumindest im Fall von Rainer, wenn du verstehst, wat ich mein. Abba der Rainer hat von Anfang an gesacht: Gabi, poppen is nich so wichtich. Wat zählt, is ers der Charakter und dann

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