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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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dat Geschlechtliche. Nich wahr, Kalle?» Sie küsst Kalle wieder auf seinen haarigen Kopf. «Der Kalle is kastriert.»
    Himmel! Was ist das nur für ein Gespräch ?
    Sie setzt Kalle neben sich auf dem Sofa ab und steht auf. «Ich darf mich doch ma umkucken, odda?»
    Nein, eigentlich nicht.
    «Seit wann wohnze getz hier?»
    «Seit zwei Wochen.»
    Gabi schaut aus dem Wohnzimmerfenster hinaus auf den Balkon, geht in den Flur und öffnet die Schlafzimmertür. «Single, woll?», ruft sie aus dem Schlafzimmer heraus.
    Ich eile hinter ihr her. «Wie kommst du darauf?»
    «Sei nich traurich, Mädel. Dat wird schon widda. Schon morgen kann da unten ’n Prinz herreiten, und zack, hasse den anne Angel und inne Kiste. Ich kann da ’n Lied von singen. Vor meine Darmgeschichte natürlich.»
    Sie schließt die Schlafzimmertür und geht an mir vorbei zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich wieder neben Kalle aufs Sofa setzt. «Woll’n wa ’n bissken fernsehn? Donnerstachs is imma Frauentausch. Hab ich dir schon erzählt, dat ich mich da ma beworben hab?»
    Nee, aber ich kann’s mir vorstellen.
    «Die hätten mich genommen, aber dann war Schluss mit Rainer, und ohne Mann kannze da nich mitmachen, vonne Dramaturgie her.» Sie nimmt die Fernbedienung und stellt den Fernseher an. «Wo hasse dat Zweite?»
    «Auf zwei», sage ich.
    «Nee, ich mein
RTL 2

    Gabi zappt durch. Ich stehe in der Zimmertür und weiß nicht, ob ich mich zu ihr setzen oder durch das Stehenbleiben ein bisschen Unverbindlichkeit in unsere junge Beziehung bringen soll.
    «Der Rainer – abba dat sach ich dir getz nur unter uns! Der Rainer is eigentlich ’ne ganz treue Seele», schwatzt sie weiter – zapp zapp zapp. «Dat is so ’n Mann, wie man ihn sich nur wünschen kann. Abba manchma, da kricht er’s im Kopp. Dammals, als dat mit dem Frauentausch war, da war er ’ne Woche vorher im Puff. Ich mein, ich mach mir da nix draus, der kann meinetwegen in Puff gehen, wie er will, solang er’s noch mit mir macht. Aber wir hatten vereinbart, dat er dat nich macht, wenn ich im Krankenhaus liech, denn ich kann nich im Krankenhaus liegen, und neben mir schnarcht ’ne Omma, und der Rainer is im Puff. Da hab ich ihn rausgeschmissen. Und seinen Köter gleich mit. Brutus is ’n ganz Lieber. Macht auch kein Dreck. Is so ’n Schäferhundmischling.» Sie hat RTL 2 gefunden, legt die Fernbedienung auf den Wohnzimmertisch, schüttelt sich ein Kissen auf und legt es unter ihre Füße. Kalle rollt sich auf ihrem Bauch zusammen und beginnt, leise zu schnarchen. Sie klopft auffordernd mit der flachen Hand neben sich aufs Sofa: «Komm bei uns bei, dann isset gemütlicher. Oder willze noch wech?»
    Ich setze mich auf die Ecke des Sofas. Im Fernsehen züchtigt Kathleen aus Spremberg ihre Tochter Soraya mit einem Schlag auf den Po.
    «Weiß Rainer, dass du hier bist?», frage ich. «Wollen wir ihm nicht lieber einen Zettel an die Tür kleben?» Damit er sie sofort abholt, wenn er heimkommt.
    «Dat is ’ne gute Idee. Würdze dat für mich machen, ’n Zettel an meine Tür pinnen? Ich würd’s auch selber machen, abba ich weiß ja nich, wo du hier Schreibzeuch has.»
    Ich stehe auf, krame einen Zettel und einen Stift aus der Küchenschublade und schreibe: «Bitte Gabi abholen. Sie ist nebenan und hat sich ausgeschlossen.» Mit einem Klebestreifen mache ich den Zettel an Gabis Wohnungstür fest, direkt neben dem hölzernen Herzen, in das «Hier wohnen: Gabi und Rainer» geschnitzt ist.
    Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, hat Gabi sich auf dem Sofa zusammengerollt und ist eingeschlafen. Sie muss in eine Art Sekundenschlaf gefallen sein, denn ich war kaum eine Minute draußen. Kalle schnarcht vor ihrem Bauch. Ich nehme eine Wolldecke und breite sie über den beiden aus. Etwas ratlos stehe ich da. Dann schalte ich den Fernseher aus. Gabi brummt. «Lass noch», flüstert sie. Ich schalte den Fernseher wieder an.
    Ich nehme meinen Laptop vom Wohnzimmertisch, gehe ins Bett, surfe durch Blogs und über Nachrichtenseiten. Wieder macht es «pling».
    BVB joern schreibt: «hey»
    Wieder einer, der nur «hey» oder «He» oder «hi» oder «hallo» schreibt. Ein Fozzibär.
    «Hey.»
    «wie geht’s?»
    «Gut, und dir?»
    «auch gut, danke. habe in deinem profil gelesen, du kommst auch aus dortmund.»
    Subjekt, Prädikat, Objekt – mit Satzzeichen. Der Typ ist eindeutig einen Versuch wert.
    «Du auch?»
    «nee, aus essen. dort ist es noch schöner.»
    « NOCH schöner?»
    «findet du es

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