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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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zögerlich ein.
    «Sex ist super. Aber Nur-Sex ist nicht super. Nicht auf Dauer. Deshalb sind Stinos die Männer der Wahl. Vor allem, wenn sie eine ernsthafte Beziehung wollen. Ich sag dann immer: Die haben die Lampe an. Stinos, die die Lampe anhaben, sind die Guten. Die Langweiligen, aber die Guten.»
    «Und was ist mit dir? Warum hast du keinen Stino?»
    «Ich erwische immer nur die Hirsche und suche wochenlang nach dem Schalter, wo das Licht angeht. Bis mir auffällt, dass gar keine Birne in der Fassung ist.»
    Nach dem Duschen stehen wir vor der Halle. Unsere Haare benässen die Rücken unserer T-Shirts, in der Ferne rauscht die Bundesstraße, im Gebüsch zirpen Grillen. Bunke hält sich ein Kühlpad gegen die Nase. Sie ist blau verfärbt, unter dem Auge hat er einen Bluterguss. Hätte es den Abend in der Hollywoodschaukel nicht gegeben, würde ich ihn fragen, wie es um sein Gesicht steht, doch so bin ich seltsam befangen. Er sieht mich nicht an, obwohl außer uns nur Willi und Iosif hier sind, die sich jedoch konspirativ tuschelnd, mit dem Rücken zu uns, unterhalten. Wir stehen also zu zweit da, zwei unbekannte und doch bekannte Waffenbrüder, die mehr durch Zufall ein gemeinsames Erlebnis verbindet.
    Ich fasse mir ein Herz und sage: «Tut’s noch weh?»
    «Er hat ganz schön draufgehauen.»
    «Zeig mal.»
    Er nimmt das Kühlpad vom Auge und neigt mir seinen Kopf entgegen. Morgen wird er ein kleines Veilchen haben. Auch die Nase ist geprellt. Als ich mich ihm entgegenbeuge, rieche ich sein Duschgel und spüre seine Wärme. Er schwitzt noch nach, der Dunst, der von ihm aufsteigt, lässt meine Wangen erröten.
    «Davon wirst du noch ein paar Tage was haben», sage ich.
    Er brummt nur und presst das Kühlkissen wieder gegen sein Jochbein. Von der Straße klingt das dumpfe Blubbern eines Dieselbusses zu uns herüber. Türen piepen und fallen schmatzend zu. Mit energischem Schwung geht die Hallentür auf, und Schnecke wirft uns ihre Sporttasche vor die Füße.
    «Na, ihr Süßen? Noch nicht wieder am Knutschen?»
    Bunke und ich sehen uns an und erröten gleichermaßen. Dann blickt er auf seine Füße, ich ziehe meine Brauen hoch und blase die Backen auf.
    «Wie? Schon vorbei, das junge Glück?» Schnecke zündet sich eine Zigarette an. «Oder habe ich was falsch verstanden?»
    Bunke zuckt mit den Schultern und starrt in den Wacholderbusch neben sich, als suche er Glühwürmchen. Ich sage nichts, denn ich habe keine Antwort auf Schneckes Frage und, um ehrlich zu sein, hat wahrscheinlich nicht nur sie, sondern habe auch ich am Wochenende etwas falsch verstanden. Ein Kuss macht noch kein Glück, zwei Küsse machen noch keine Ehe, wir haben nur geknutscht und uns, beseelt vom Flunkybier, verschämt befummelt, das kommt vor, das hat nichts zu bedeuten. Und obgleich Bunke mich fünfzig-, nein, hundertmal mehr geküsst hat als Björn, hat er nicht einmal einen halb so großen Abdruck in meinem Herzen hinterlassen wie Björns Bussi auf der Bahnhofsbrücke.
    Bunke nimmt seine Sporttasche, tippt Willi auf die Schulter und nickt mit seinem Kinn in Richtung Auto. Doch Willi bedeutet ihm, noch Geduld zu haben.
    «Hat Peppi dir die Zunge rausgehauen, oder warum biste stumm?», macht Schnecke ihn an.
    «Wo ist eigentlich deine Torfrau? Duscht die noch?», fragt Bunke.
    «Lenk nicht ab.»
    «Geht dich gar nichts an, mit wem ich knutsche.»
    «Oh, Herr Bunke mauert.»
    Bunke lässt seine Sporttasche fallen und verschränkt die Arme vor der Brust. «Halt einfach dein Maul», sagt er barsch.
    «Ich möchte nur, dass Nessy weiß, woran sie ist.»
    «Das können wir schon selbst klären.»
    «Davon merke ich nichts.» Schnecke hält lässig ihre Kippe zwischen Daumen und Zeigefinger, das eine Bein stehend über das andere geschlagen. Bunke wippt von der Fußspitze auf die Ferse, vor, zurück, vor, zurück.
    «Lass mal», sage ich.
    Schnecke nimmt einen tiefen Zug und bläst den Rauch mit zurückgelegtem Kopf in die Abendluft. «Zumindest weißt du jetzt, was du von der Torfnase hier zu halten hast. Mit Bunke brauchste dich nämlich nicht aufzuhalten. Der hat schon immer alles genommen, was bei drei nich auf’m Baum war.»
    Als Bunke und Willi weg sind, sage ich: «Jetzt fühle ich mich echt mies. Als ob ich mich vom erstbesten Hallodri verführen lasse.»
    «Ja, und? Solange du Spaß hast.»
    «Nee, ehrlich. Du hättest mir auch mal eher sagen können, dass Bunke so ein Playboy ist. Dann hätte ich mir nicht so viele Gedanken

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