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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Burgess
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schwarzer Blazer, schwarze Pumps. Perfekt. Professionell, schick und stilvoll. Die Haare elegant und schlicht, sehr dezentes Make-up.
    Ich werfe einen letzten Blick in meinen Schrankspiegel, bevor ich aus dem Haus gehe. Das ist es, denke ich. Das ist deine Chance, um etwas wahrzumachen.
    Was immer dieses » etwas« ist.
    Ich erreiche die Siebenundvierzigste Straße, Ecke Lexington Avenue eine halbe Stunde zu früh. Auch heute ist der Himmel wolkenverhangen und unheilvoll grau. O Gott, ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen.
    Ich tigere nervös durch die nähere Umgebung, gehe die Siebenundvierzigste Straße in westliche Richtung und biege dann rechts in die Fifth Avenue. Ich betrachte gedankenverloren und mit schwirrendem Kopf die Schaufenster und versuche, mir nicht wie besessen Sorgen darüber zu machen, was mich gleich erwartet.
    Nun stehe ich an der Ecke Fifth Avenue und Neunundvierzigste Straße und warte darauf, dass die Fußgängerampel grün wird, während ich den Blick über die Ansammlung von Anzugträgern und Touristen schweifen lasse, die auf der anderen Straßenseite stehen.
    Und das ist der Moment, in dem ich sie entdecke.
    Meine Eltern.
    Sie stehen vor Saks. Ich habe meine Eltern seit Anfang des Sommers nicht mehr gesehen, als ich für einen einwöchigen Pflichtbesuch in Zürich war, bevor ich weiter zu Angie geflogen bin. Meine Eltern sehen so aus wie immer. Meine Mutter sucht gerade etwas in ihrer Handtasche und schnattert ohne Punkt und Komma. Mein Vater raucht eine Zigarre und blickt stirnrunzelnd in die Ferne, das Geplapper ignorierend.
    Ich mache eine schnelle Kehrtwende und verschwinde rasch in dem Laden hinter mir. Für ein paar Minuten heuchle ich Interesse an stinklangweiligen Schuhen. Als ich wieder einen Blick nach draußen riskiere, sind meine Eltern weg.
    Warum zur Hölle sind sie schon hier? Tja, das ist wohl offensichtlich, nicht? Sie wollten mich überrumpeln und haben so einen zusätzlichen Tag, um dafür zu sorgen, dass ich New York verlasse. Das passiert gerade wirklich. Ich werde von Brooklyn Abschied nehmen müssen und von den Mädels und von dem Leben, das ich mir endlich, vielleicht, hoffentlich gerade aufbaue…
    Okay, atme, Pia. Atme. Sie wissen nicht, wo genau du wohnst, sie haben keine Kontaktdaten von den Eltern der anderen. Sie wissen nichts über deine Freundinnen, über dein Leben an sich, Pia, tatsächlich wussten sie nie etwas. Gott sei Dank.
    Wie kann ich sicherstellen, dass ich meinen Eltern heute nicht zufällig über den Weg laufe? Okay: Normalerweise übernachten sie im Carlyle Hotel. Es ist halb zehn, wahrscheinlich machen sie gerade ihren obligatorischen Verdauungsspaziergang nach dem Frühstück (etwas, zu dem ich als Kind jeden Samstag und Sonntag und jeden Tag im Urlaub gezwungen wurde, obwohl die beiden immer nebeneinander marschierten und ich hinter ihnen gehen musste und sie nicht einmal mit mir redeten). Meine Mutter shoppt gern im Bergdorf Goodman, mein Vater kehrt gern auf einen Drink in die King Cole Bar im St. Regis Hotel ein, und beide lieben einen Spaziergang durch den Central Park, wo sie immer abfällige Blicke auf Leute mit Hunden werfen.
    Meine Eltern können mich morgen wieder anrufen. Dann werde ich mich um sie kümmern. O Gott, jetzt ist mir richtig schlecht. Das kommt zu meiner vom Kaffee begünstigten Nervosität noch dazu.
    Ich werde meine Eltern heute einfach aus meinem Kopf streichen. Das sollte nicht so schwierig sein. Ich habe schließlich seit meinem sechsten Lebensjahr Übung darin. Ich muss mich auf das Meeting konzentrieren. Ich muss das Beste daraus machen, was auch immer Lina plant.
    Ich kaufe mir in einem Imbiss eine Banane und einen Bagel mit Cream Cheese und schlendere kauend weiter, hin und wieder mache ich eine Dreihundertsechzig-Grad-Drehung, um mich zu vergewissern, dass meine Eltern mir nicht folgen.
    Dann, um Punkt neun Uhr fünfundvierzig, mache ich mich auf den Weg zu Linas Firma.

32
    Vier Stunden später sitze ich immer noch in der Lobby von Carus International und warte.
    Lina kam gleich um zehn herunter und sagte geheimnisvoll: » Unser Timing ist perfekt. Aber ich kann für nichts garantieren. Können Sie sich ein wenig gedulden?«
    Gegen elf schickte sie mir dann eine SMS , in der sie schrieb: Tut mir so leid, bitte gehen Sie noch nicht!
    Und dann die nächste um eins, in der sie schrieb: Gehen Sie was essen, wir sind noch in der Besprechung.
    Und jetzt ist es zwei Uhr. Und ich bin immer noch hier. Nun gut, die

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