Da haben wir den Glueckssalat
Erwachsenenleben.
Auf geht’s.
Während der Fahrt nach Manhattan schicke ich Julia eine SMS . Ich erreiche ihre Bank mitten in der City um halb eins. Mit überraschend wenig Mühe entdecke ich ein kleines Stück weiter auf der Straße einen Parkplatz (Ha! Leck mich, Madeleine), und gleich darauf kommt Julia angelaufen.
» O MEIN GOTT ! DAS SCHLANKMOBIL ! DER BESTE FOOD TRUCK AUF DER GANZEN WELT !«, schreit sie über die Straße.
Ich lache, ziehe die Handbremse an und klettere nach hinten in den Truck.
» Hinten anstellen!« Julia kommandiert irgendwen herum. » Los, los, hinter mich!«
Ich stelle je zehn Portionen der beiden Salatvarianten auf die Theke, staple daneben das Dressing und dann die Brownies und öffne schließlich die Verkaufsklappe. Julia greift zur Theke hoch und hilft mir, Messer und Gabeln zu arrangieren, ohne ihre Lobeshymne zu unterbrechen.
» Ich kann nicht glauben, dass ich bei der Eröffnung des SchlankMobils dabei sein darf! Das ist das Coolste, was ich jemals erlebt habe! Ich bin total aufgeregt! Sofort jemand zu mir zum Abklatschen!«
Ich versuche, ihr ein Lächeln zu schenken, aber plötzlich bin ich so nervös, dass ich kaum atmen kann. Ich habe keine Ahnung, was ich da mache. Ich kann keinen Food Truck betreiben. Was, wenn es schiefläuft? Was dann? Und wie zur Hölle will ich nach sechs Wochen die zehntausend Dollar zurückbezahlen plus einen Tausender jeden Sonntag?
» Darf ich Ihre Bestellung aufnehmen, Ma’am?«, frage ich Julia mit piepsiger Stimme.
Ich blicke über ihren Kopf hinweg auf zwei Leute, die geduldig warten. Eine kleine Schlange? Kundschaft!
Ich packe das.
» Ich nehme einen Salat mit Hähnchenbrust und das Julia-Dressing. Der Salat sieht unglaublich lecker aus. Und eins dieser fettarmen Brownies, bitte!« Sie schreit förmlich. Gott, sie ist so eine schlechte Schauspielerin. » Wow! Das wird der beste Lunch aller Zeiten!«
» Das macht dann sechs Dollar für den Salat, fünfzig Pence für das Dressing und zwei Dollar für den Kuchen, also zusammen…« Ich unterbreche mich und rechne im Kopf, so schnell ich kann, und ja, ich weiß, das ist erbärmlich, aber ich bin wirklich schlecht in Mathe. » …Acht Dollar fünfzig, Ma’am.«
Sie gibt mir einen Zwanziger. » Behalten Sie den Rest.«
» Nein, das kann ich nicht machen«, widerspreche ich bestimmt. » Du kriegst dein Wechselgeld.«
» Danke schön!«, trällert sie und huscht davon, bevor ich ihr herausgeben kann. Ich höre, wie sie wieder lauthals zu schreien beginnt. » Ein Salat vom SchlankMobil! Das ist der Oberhammer!«
» Hallo«, sage ich zu dem nächsten Kunden, einem bebrillten Nerd. » Was darf es sein?«
» Einmal den Truthahnsalat mit Kim-Dressing und drei Käsestangen«, antwortet er.
Ich nehme wahr, dass sich wieder zwei Leute anstellen, und unterdrücke den Impuls, in die Luft zu boxen.
» Wie viele Kalorien hat denn der Hähnchenbrustsalat?«, fragt die nächste Kundin, eine verkniffen aussehende Frau mit krausen Haaren.
» Äh… ich… Die genauen Zahlen kriege ich heute Abend. Morgen kann ich Ihre Frage beantworten.«
» Dann komme ich morgen wieder.«
Der Nächste möchte einen Hähnchenbrustsalat und einen fettarmen Brownie. Danach verkaufe ich einen Truthahnsalat. Dann zweimal Brownies und einmal Truthahn. Plötzlich ist die Schlange fünf Leute lang.
» Wie viel Fett enthält das Dressing?«
» Wie ist Ihr Twitter-Name?«
» Sind Sie bei Facebook?«
» Haben Sie eine Homepage?«
» Nehmen Sie Vorschläge an?«
» Kann ich einen Salat ohne Käse haben?«
» Was ist das Braune hier?«, fragt eine große rothaarige Frau und zeigt auf etwas in ihrer Salatbox.
Ich sehe genauer hin. » Das ist Avocado.«
» Sie sollten sie mit Zitronensaft beträufeln. Dann verfärbt sie sich nicht. Das hier sieht ziemlich unappetitlich aus.«
» Okay…« (Wie unhöflich!) » Möchten Sie den Salat zurückgeben?«
» Nein. Der ist immer noch nahrhafter als die Sachen vom Imbiss gegenüber.«
» Vielen Dank, Ma’am«, sage ich. » Der Nächste, bitte!«
» Wo ist hier die nächste Salatbar?«
» Ist das eine ernst gemeinte Frage?«, sage ich zu dem Mann, der die Frage gestellt hat.
Es handelt sich um einen Anzugträger Mitte zwanzig, ein Exsportler, nehme ich an, die Sorte, die nach dem ersten Studienjahr mit dem Sport aufhört und fünfzig Pfund zulegt und dann versucht, Gewicht zu verlieren durch gesundes Essen. Ich kenne diese Sorte.
» Ja«, sagt er und grinst mich an.
»
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