Da haben wir den Glueckssalat
gekommen?«
» Das lag für mich auf der Hand. Die Menschen brauchen mittags eine gute, schnelle Mahlzeit, die keinen Blutzucker-Crash verursacht oder einen Heißhunger auf Kohlenhydrate. Die New Yorker sollten nicht wählen müssen zwischen einem vollen Magen und einem tollen Hintern. Man kann gut und günstig und fettarm essen an einem Food Truck– solange es meiner ist.«
Becca grinst. » Das haben Sie gut gesagt.«
Plötzlich höre ich ein schrilles Lachen.
Becca dreht den Kopf zur Seite. » O… mein… Gott…«
Es hämmert an die Hecktür. Nicht schon wieder! Dieser Banh-Mi-Up-Typ hat sie nicht mehr alle! Ich lasse die Verkaufsklappe herunterknallen und öffne.
» Was wollen Sie jetzt schon wieder?«, schreie ich, als ich die Tür aufschwinge.
Aber er ist es nicht.
Es ist Bianca. In ihrem aggressiven Punkster-Look, mit halb rasiertem Schädel, angezogen wie eine Blinde. Und hinter ihr steht Darth Vader mit seiner neuen Aufschrift.
Ich kann nicht anders: Ich lache unkontrolliert los.
» Das warst du, nicht?«, brüllt sie mich an. » Ich habe es erst in der Mittagspause gemerkt, als jemand mich gefragt hat, wie viel es kostet, mich einen Eunuchen fressen zu sehen!«
Ich lache so sehr, dass ich mich an der Heckklappe festhalten muss.
» Gib es zu! Gib es zu!«, kreischt sie.
» Ist das Ihr Truck?«, platzt Becca, die Bloggerin von Grub Street, dazwischen.
» Ja«, antwortet Bianca. » Und wer zum Teufel sind Sie?«
» Wie reizend!«, murmelt Becca und zieht eine Augenbraue hoch. » Ich bin von Grub Street. Eine interessante Marketing-Idee, die Sie da haben.«
Es ist, als würde plötzlich die Sonne in Biancas Gesicht aufgehen. » Ach, hallo! Ich bin Bianca, und das ist mein Food Truck. Ich habe mich der gesunden Backkunst verschrieben!«
Mit einem breiten Grinsen steige ich wieder in meinen Wagen und applaudiere mir im Stillen. Unsere Mission war ein voller Erfolg.
16
Wenn ein Fremder ein Freund ist, dem man nur noch nicht begegnet ist, dann ist ein Fremder in einer Karaoke-Bar eine Rock-Diva, die man nur noch nicht abgeklatscht hat nach ihrem Solo von Bohemian Rhapsody. Das stelle ich gerade fest in einer wahnsinnig lauten, aber einladenden Karaoke-Bar in SoHo, in der wir in Julias dreiundzwanzigsten Geburtstag hineinfeiern.
Wir haben den Abend mit ein paar Drinks zu Hause eingeläutet, dann sind wir in Chinatown essen gegangen. Ich muss jetzt noch über den Namen des Restaurants kichern (Big Wong King… ich bitte euch!). Aber niemand scheint in Feierlaune zu sein außer mir.
Angie trinkt viel und spricht wenig, Coco starrt wie besessen auf ihr Handy (Eric hat sich noch nicht gemeldet), Madeleine ist nervös wegen eines Typen, der später zu uns stoßen soll (eins ihrer Internet-Dates, von denen wir nichts wissen dürfen), und Julia malmt vor Anspannung mit dem Kiefer. Es ist, als wären wir alle in unserer eigenen Gedankenwelt gefangen… Kommt schon, würde ich am liebsten rufen, es ist Samstagabend! Seit ich in New York lebe, habe ich so viele ruhige Wochenenden verbracht wie nie zuvor!
Mein altes Ich wäre gegangen, um sich woanders zu amüsieren, aber heute möchte ich das nicht tun. Vielmehr wünsche ich mir aufrichtig, dass die Mädels einen schönen Abend haben. Vor allem Julia, da ich weiß, dass sie an ihrem Geburtstag immer an ihre Mutter denkt und traurig wird. Sie verdient– nein, sie braucht – einen tollen Geburtstag. Aber im Moment schauen wir nur passiv den anderen auf der Bühne zu. Wir unterhalten uns nicht einmal.
» Also schön!«, sage ich, als eine Frau mit einer heiseren Stimme Careless whisper von Wham beendet. » Jetzt gibt es erst mal eine Runde Hochprozentigen!«
Alle sehen mich an. Niemand sagt Ja, niemand sagt Nein.
Ich gehe an die Theke. » Gott, wenn diese Geburtstagsfeier ein Patient wäre, würde ich einen Defibrillator bestellen«, murmle ich.
» Kommt sofort«, sagt der Barkeeper.
Huh?
Zwei Minuten später kehre ich mit fünf Gläsern Defibrillator zurück zu den Mädels. Es handelt sich um 5- cl-Schnaps gläser, gefüllt mit Champagner, Wodka, Tequila und Zitronensaft.
» Okay, compadres «, sage ich. » Auf ex.«
Die Mädels greifen gehorsam zu und kippen das Zeug in einem Zug hinunter. Dann folgen ein kollektives Keuchen und Husten, die übliche Routine nach einem starken Drink. Nur Angie nickt anerkennend.
» Gimme five!«, schreit Jules und beginnt, uns nacheinander abzuklatschen.
Wir beschließen, Kettenkaraoke zu machen (jeder sucht
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