Da haben wir den Glueckssalat
Mann Wert darauf legt, eine Frau zu sehen, wird ihn eine Kleinigkeit wie das Mitbringen von ungeladenen Gästen nicht davon abhalten.
» Nein, das ist, weil… oh, vergiss es. Das ist genau wie damals in der Highschool«, sagt sie und läuft die Treppe hoch.
» Coco!«, rufe ich ihr hinterher. » Möchtest du darüber reden?«
» Nein!«, ruft sie zurück. » Ist gut, ehrlich!«
Dann knallt sie ihre Tür oben zu.
Und ich dachte, ich wäre der einzige Loser hier, ich dachte, dass alle, die ich kenne, ein perfektes Leben führen… dass sie glücklich sind und etwas aus ihrem Leben machen, so wie sie sich das immer gewünscht haben.
Schätze, das war ein Irrtum.
Vielleicht müssen wir alle erst herausfinden, was für ein Leben wir uns vorstellen und wie wir es verwirklichen können. Und wir müssen uns gegenseitig helfen. Wir hängen alle gemeinsam drin– in diesem Leben, in dieser Zeit, in dieser Existenz. Und plötzlich ist mir sonnenklar, was ich will. Es geht nicht nur um das SchlankMobil. Es geht nicht nur um meine Eltern.
Ich möchte besser darin werden, ich zu sein, falls das einen Sinn ergibt. Ich möchte in meinem Leben mit harter Arbeit vorankommen. Und mit Ehrlichkeit. Und mit Fairness. Und dem ganzen anderen positiven Zeugs. Und nicht mit bedeutungslosem Sex und Almosen und Eddie-bedingtem Komasaufen. Und auch nicht damit, dass ich mache, was ich will, ohne die Folgen zu berücksichtigen. Ich möchte die bestmögliche Version von mir selbst sein. Eine neue, bessere Pia.
Und ich bin die Einzige, die das verwirklichen kann.
Schritt eins: das Löschen aller Beweisfotos von dem Überfall auf Bianca heute Abend. Ihr einen Streich zu spielen, ist eine Sache, ihr Geschäft zu sabotieren, eine andere. Wir haben Biancas Truck mit Sprühfarbe umbenannt, vielleicht ist das ja Rache genug.
Es wird ihr bestimmt schwerfallen, Essen aus einem Food Truck zu verkaufen, der SOLLEN DIE ANDEREN DOCH EUNUCHEN FRESSEN ! heißt.
15
Pfannkuchen sind eine wunderbare Erfindung. Sie kosten in der Herstellung sechs Cent, sind in ungefähr einer Minute gebacken, und jeder liebt sie. Aus diesem Grund sind sie das perfekte erste (und vorerst einzige) Angebot auf meiner Frühstückskarte. Innerhalb eines Tages habe ich meinen normalen Umsatz damit verdoppelt.
Folglich bin ich richtig gut drauf, während Toto und ich durch Manhattan fahren an diesem sonnigen Dienstagmorgen. Ich singe laut mit zu Totos wie von Zauberhand gelenkter Musikauswahl im Radio, das sich nun auf Lets’get loud von Jennifer Lopez eingestellt hat, ein Song, zu dem Angie und ich einen total kranken Tanz erfunden haben, als wir zehn waren. Das war wahrscheinlich das letzte Mal, dass Angie uncool war. (Natürlich ist es im Alter von zehn Jahren extrem cool, einen Tanz zu erfinden.)
Und ich habe Lina vorhin eine SMS geschickt, um ihr Bescheid zu geben, dass ich heute mit dem SchlankMobil vor ihrer Firma stehe. Auf ihrer Visitenkarte lese ich, dass sie Vizepräsidentin für strategische Entwicklung bei Carus International ist, was immer das heißen mag.
Fröhlich vor mich hinsummend, parke ich den Wagen, twittere meinen Standort, öffne kurz darauf die Luke und rufe: » Pfannkuchen! Frühstückspfannkuchen, glutenfreie Pfannkuchen!«
Ja, das ist zugegebenermaßen schwach, aber es funktioniert. Sobald sich eine Schlange gebildet hat, kann ich aufhören zu schreien. Für einen Food Truck sind Kunden mit glücklichen Gesichtern und vollem Mund die beste Werbung.
Angie hat mir gestern Abend geholfen, neue Salatideen auszutüfteln. Ich habe diese Woche fünf neue, viel raffiniertere Varianten in die Speisekarte aufgenommen, allesamt sehr knackig und schmackhaft– inklusive einer Extraportion Kohlenhydrate mit niedrigem Glyx in Form von Quinoa und Naturreis und inklusive hautnährender Omega Fettsäuren in Form von Mandeln und Avocado… Ich werde auch immer erfinderischer mit Kräutern: Dill, Rosmarin, Basilikum, Minze… damit kann man einen Salat richtig aufpeppen. Und ja, ich habe gerade den Ausdruck » einen Salat aufpeppen« verwendet.
Wie gestern stehen innerhalb von wenigen Minuten fünf Leute an für Pfannkuchen.
» Sie sollten auch fettfreie Ersatzsahne anbieten«, sagt eine klapperdürre Frau.
» Ich glaube, da ist ziemlich viel Chemie drin«, antworte ich so höflich wie möglich. » Wir verwenden hier nur natürliche Zutaten.«
» Aber sie hat null Fett!«, entgegnet sie schrill und stakst auf ihren spindeldürren Beinen
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