Da haben wir den Glueckssalat
für die Person, die rechts von ihm sitzt, ein Lied aus), als ein Typ mit perfektem Lidstrich seine Interpretation von It’s in his kiss zum Besten gibt. Das Publikum tobt.
» Ich hasse Karaoke«, sagt Angie.
» Jeder hasst Karaoke«, zische ich. » Julia hat sich das gewünscht. Du wirst es überleben.«
Angie zieht eine Grimasse, und ich wende mich den anderen zu.
» Bereit?«
Julia dehnt die Arme, als würde sie sich auf ein großes Spiel vorbereiten. » Bereit.«
Der geschminkte Typ auf der Bühne beendet seinen Auftritt. » Und vergesst nicht!«, ruft er. » Sollen die anderen doch Eunuchen fressen!«
Was?
» Hat er gerade gesagt…?«, murmelt Coco.
Ich passe den Typen ab, als er an mir vorbeikommt. » Hast du gerade gesagt… sollen die anderen doch Eunuchen fressen?«
» Ja!«, sagt er. » Das ist dieser Food Truck, den ich heute Morgen in der Early Show gesehen habe. Der ist klasse!«
» Meinst du die Early Show… auf NBC ?«
» Gestern war auch ein Bericht in der Post. Die verkaufen hauptsächlich Kuchen, aber die sind so was von gesund!«, erklärt sein Freund, ein großer Blonder mit einem Lederhalsband. » Außerdem macht der Truck Werbung für die Travestiebar von Dodie, das ist ein Kumpel von meinem Freund Bobby.«
» Inzwischen hat sich eine christliche Elterngruppe zu Wort gemeldet, die sich furchtbar darüber aufregt, zum Schreien komisch«, sagt Lidstrich.
» Ich habe gehört, es gibt jetzt sogar T-Shirts mit der Aufschrift ›Sollen die anderen doch Eunuchen fressen!‹ Die bieten übrigens auch einen Partyservice an– für fünfhundert Dollar plus die Kosten für den Kuchen«, sagt Lederhalsband. » Den werde ich für meine Bar-Mizwa buchen.«
» Äh… du bist zweiunddreißig«, sagt Lidstrich.
» Halt’s Maul, Schlampe!«
Die beiden gehen weiter in Richtung Bar, während wir ihnen mit offenem Mund hinterherstarren.
» Es stimmt«, sagt Angie, die mit ihrem iPhone beschäftigt ist. » Ich habe sie gerade gegoogelt… Sie ist überall in den Nachrichten.«
» Sie wird ein Riesengeschäft machen«, sage ich stöhnend. » Gottverdammt!«
» Das war’s dann mit unserer Mission.« Julia rülpst. » Ups. Sorry. Die nächste Runde geht auf mich!«
» Mach dir heute Abend keine Gedanken deswegen, Pia«, sagt Madeleine. » Du kannst sowieso nichts daran ändern.«
Ich seufze. » Tja, wenn es eins gibt, in dem ich gut bin, dann ist das, meine Probleme zu ignorieren.«
» Braves Mädchen.«
Die Stimme des Ansagers schallt aus den Lautsprechern. » Coco Russotti!«
» Ich? Als Erste? O nein…« Coco macht so ein ängstliches Gesicht, dass ich einen Augenblick lang vergesse, an Bianca zu denken. » Ich kann nicht… ich kann nicht…«
» Du kannst das, Coco«, sage ich energisch. » Ich glaube an dich.«
Coco geht zögernd zum Mikrofon, während Madeleine, Julia, Angie und ich sie anfeuern. Sie macht ein Gesicht, als würde sie vor ein Erschießungskommando treten, dabei braucht sie sich keine Sorgen zu machen: Angie hat ihr ein Lied ausgesucht, und es ist Baby I love you von den Ramones. Die Zuschauer singen mit, und zum Schluss erhält Coco Standing Ovations.
» Yep, Coco!«, brüllt ein Kerl neben mir. » Total geil!«
Angie und ich wechseln einen Blick, und plötzlich wird mir klar: Das muss Eric sein. Wer sollte es sonst sein? Er sieht ganz süß aus, auf seine nicht-groß-genug-und-etwas-pickelig-und-trotzdem-arrogante Art.
» Eric!« Coco stürzt sofort zu ihm. » Ich wusste gar nicht, dass du…«
» Wir waren im Tonic East. Hab deine SMS bekommen und dachte, wir schauen mal vorbei!«
Coco lächelt ihn bewundernd an, und Eric stellt ihr seine Kumpels Tad und Wilcox vor. Tad ist einer dieser klassischen Typen mit ausgeprägtem Geltungsdrang und trägt Schweißbänder um Handgelenk und Kopf. Und Wilcox ist ein angehender Yuppie (Polohemd, hochgeschlagener Kragen) und entweder sehr schüchtern oder sehr betrunken, weil er einem nicht in die Augen sehen kann.
» Ich gehe an die Bar«, sagt Tad.
» Die Runde geht auf mich!«, sagt Julia und bahnt sich einen Weg zu Tad. » Ich hab heut Geburtstag«, fügt sie hinzu, knabbert an ihrem Strohhalm und sieht Tad mit klimpernden Wimpern an.
Los, Julia!
» Danke, schon kapiert«, erwidert er und wendet sich von ihr ab, ohne zu lächeln. Was für ein Arsch. Ich muss mich beherrschen, um ihm nicht einen Schlag auf den Hinterkopf zu geben.
Julia lächelt tapfer und dreht sich um, wobei ihr Blick auf Angie fällt. »
Weitere Kostenlose Bücher