Da haben wir den Glueckssalat
davon.
Magersüchtige verirren sich selten zum SchlankMobil, wahrscheinlich trauen sie meinen Kalorienangaben nicht und essen lieber zuckerfreien Wackelpeter als natürliche Lebensmittel. Auf meinem zweiten Internat gab es so viele Mädchen, die magersüchtig waren, dass es praktisch zu einem Trend wurde, so wie Schuhe von Tory Burch oder Handtücher mit eigenem Monogramm auf eine ganz und gar nicht ironische Art.
Um elf sind die Pfannkuchen ausverkauft, und es ist Zeit, den Lunch vorzubereiten. Ich schließe die Verkaufsklappe und mache sauber, als es plötzlich laut an die Hecktür klopft.
Ich öffne die Tür und strecke den Kopf hinaus. » Hallo, kann ich Ihnen helfen?«
Es ist ein Mann, Anfang dreißig, vielleicht vietnamesischer Abstammung. Er macht ein wütendes Gesicht.
» Sie stehen auf meinem Platz.«
» Wie bitte?«
Er deutet über seine Schulter, und ich sehe einen Food Truck, der in zweiter Reihe parkt. Darauf steht Banh Mi Up.
» Das ist mein Platz. Ich stehe hier jeden Montag und Freitag. Von elf bis vier. Also, verschwinden Sie.«
Ich versuche zu antworten, aber meine Stimme lässt mich im Stich. O nein, nicht schon wieder… Ich werde einfach weiterfahren, ich hasse Auseinandersetzungen. Es ist einfacher, klein beizugeben, nicht?
Dann muss ich an die neue, bessere Pia denken. Ich kann das bewältigen. Ich habe auch ein Recht, hier zu sein.
Ich hole tief Luft, und Gott sei Dank kehrt meine Stimme zurück. » Ich sehe hier nirgendwo ein Schild, auf dem Ihr Name steht.«
» Wie bitte? Hören Sie, Miss, ich stehe seit drei Jahren jeden Montag und Freitag hier. Ich bin quasi die Food-Truck-Bewegung.«
Ich steige aus, baue mich vor ihm auf und versuche, ein hochmütiges Gesicht zu machen. » Was ist Ihr Problem?«
Seine Augen werden schmal. » Sie sind mein Problem. Steigen Sie wieder in Ihre kleine erbärmliche Rostlaube und hauen Sie ab, Prinzessin, oder ich rufe die Polizei.«
» Dann rufen Sie die Polizei! Was wird die schon machen? Wenn ich etwas ganz sicher weiß, dann, dass man sich mit einem Food Truck überall hinstellen darf, wo nicht gerade absolutes Halteverbot ist. Wenn Sie jeden Tag am selben Platz Essen verkaufen wollen, dann kaufen Sie sich gefälligst ein verdammtes Restaurant.«
» Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben!«
» Sie genauso wenig!«
Banh Mi Up zeigt mir den doppelten Stinkefinger (ernsthaft?), steigt in seinen Truck und fährt mit quietschenden Reifen davon.
Ich tätschle Toto liebevoll. Was fällt diesem Kerl ein, Toto als » Rostlaube« zu bezeichnen?
» Gute Arbeit«, sagt eine Stimme.
Ich drehe mich um. Es ist Lina.
» Danke«, sage ich. » O Mann, die Imbisswagenbranche ist ganz schön rabiat.«
» Stimmt«, bestätigt Lina. » Ähnlich wie die Hotel- und Restaurantbranche. Dort geht es zu wie bei einem römischen Gladiatorenkampf.«
Ich lache. » Geht es Ihnen gut?«
» Ich bin gerade auf dem Weg zu einer Fokusgruppe, die von Marktforschern geleitet wird. Die versuchen mir weiszumachen, dass alles Innovative und Neue einfach nicht funktioniert…«
» Spaßig«, sage ich. » Ich habe mich immer gefragt, was Marktforschung wirklich bedeutet.«
» Es bedeutet die Zerstörung von Kreativität. Okay, ich werde gleich eine Rundmail an all meine Kollegen wegen des SchlankMobils schicken, ja?«
» Schreiben Sie hinein, dass man mit dem Passwort ›Lina‹ einen Dollar Preisnachlass auf ein Dessert bekommt«, sage ich.
Lina lacht. » Tolle Idee, aber wir sollten nicht meinen Namen nehmen. Ich bin ohnehin schon als selbstsüchtig verschrien. Das Passwort sollte anders lauten… Brooklyn! «
Lina muss einen großen Einfluss in ihrer Firma haben, weil die Schlange ab Punkt zwölf fast bis zum Ende des Blocks reicht. Einem Kunden schmecken meine fettarmen Brownies so gut, dass er sich ein zweites Mal anstellt und drei weitere kauft, was irgendwie dem Sinn von fettarmer Ernährung widerspricht, aber was soll’s. Nach zwei Stunden, fast alles ist ausverkauft, kommt eine hübsche junge Frau in meinem Alter an die Theke, begleitet von einem bärtigen Mann mit einem kleinen Digital-Camcorder.
» Mein Name ist Becca. Ich bin von Grub Street, dem Feinschmecker- und Restaurant-Blog des New York Magazine. Dürfen wir Sie kurz interviewen für einen Beitrag über die neuesten Food Trucks?«
Ich überlege nicht lange. » Klar!«
» Auf Twitter und in den einschlägigen Blogs gab es viele Stimmen zu Ihrem Truck. Wie sind Sie auf das Konzept
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