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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wo ist der Lieferschein von …«
    Freitag sprang sofort an ihm hoch und stupste ihn mit der Nase versehentlich in den Schritt. Davon war der junge Mann offensichtlich peinlich berührt. Hastig schob er Freitags Schädel zurück und machte zwei Schritte von dem Golden Retriever weg, genau in die Richtung, wo Rubin saß. Der Hauptkommissar konnte sehen, dass die linke Hand des jungen Mannes nervös zuckte.
    »Das ist mein Ältester, Frank«, sagte Schirner und klopfte mit dem Handrücken gegen den Oberschenkel seines Sohnes. »Er wird mal mein Nachfolger.«
    Rubin streckte ihm freundlich die Hand entgegen. Freitag starrte ihn mit offenem Maul an.
    Obwohl er vermutlich Mitte zwanzig war, wirkte Frank wie ein Schuljunge. Er war mittelgroß, leicht korpulent und hatte kleine, dunkle, unruhige Augen. Er trug weiße Bäckerkluft, sein Haar war ordentlich geschnitten. Überhaupt war alles an ihm ordentlich, selbst die Züge seines Gesichtes waren ordentlich und ohne besondere Kennzeichen.
    »Ich spreche mit deinem Vater gerade über Hassan. Und über den toten Serkan. Was hältst du von euren Nachbarn?«, fragte Rubin, dem es seltsam vorgekommen wäre, den Jungen nicht zu duzen.
    Frank trat von einem Fuß auf den anderen und vermied es sichtlich, seinem Vater ins Gesicht zu blicken.
    »Serkan? Ja, ich weiß nicht, ich –«
    »Frank hat natürlich auch keinen Kontakt zu diesen Typen«, fiel Schirner ihm ins Wort.
    »Das stimmt.« Franks Stimme klang brüchig. »Das ist nicht unser Umgang. Wir arbeiten hart für unser Geld.«
    Schirner warf sich in die Brust. »Ich sage es jetzt mal ganz klar, Herr Hauptkommissar: Ich will diese Typen nicht in meiner Nähe! Da können Sie von mir denken, was Sie wollen. Zugegeben, was diesem Serkan passiert ist, ist eine schlimme Sache. Man wünscht keinem Menschen den Tod. Aber verlangen Sie nicht von mir, dass ich in Tränen ausbreche! Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Das ist meine Meinung. Ich hoffe nicht, dass unser Café durch diese Sache Umsatzeinbußen hat.«
    Während sein Vater sprach, wurde Frank immer ruhiger, er trat nicht mehr von einem Fuß auf den anderen, und Rubin meinte sogar zu erkennen, dass seine Augen nun größer und klarer geworden waren.
    »Vater hat recht«, sagte Frank. »Wir wünschen niemandem etwas Böses, aber Recht muss Recht bleiben. Wir wollen gar nicht wissen, welche Geschäfte die da drüben machen. Ich meine, womit die ihr Geld verdienen und ihre teuren Handys finanzieren, mit denen sie den ganzen Tag über den Marktplatz spazieren.«
    Schirner hatte die Worte seines Sohnes mit stummem Kopfnicken kommentiert. Es war nicht zu übersehen, wie stolz er auf seinen Sprössling war, dessen Stimme nun lauter, fester und klarer als noch vor wenigen Minuten geklungen hatte.
    Und Rubin entdeckte noch etwas: Gestärkt durch den Zuspruch seines Vaters, sah Frank für Momente wie ein zutiefst glücklicher Mensch aus, stolz und mit der Welt und sich im Reinen.
    »Ja«, fuhr der Junge fort, »wir wollen nicht hoffen, dass wir Nachteile von der Sache haben. Ich meine, unser Café, umsatzmäßig.«
    Rubins Blicke wechselten vom Sohn zum Vater und wieder zurück.
    Frank Schirner wandte sich mit volltönender Stimme an seinen Vater. »Wir können das mit dem Lieferschein später erledigen. Ich mache woanders weiter, Vater.« Er warf Rubin einen fragenden Blick zu. »Wenn ich nicht mehr gebraucht werde, Herr Hauptkommissar, gehe ich wieder an die Arbeit.«
    »Dies ist kein Verhör«, sagte Rubin. »Du kannst gehen.«
    Frank Schirner verließ das Büro. Aus den Lautsprechern klang die Stimme eines Radiomoderators, der mit übertriebener Begeisterung den nächsten Musiktitel ankündigte.
    Rubin kraulte das Fell von Freitag und erkundigte sich, wo Schirner den Abend zuvor verbracht hatte.
    »Ich war zu Hause.«
    »Was haben Sie dort gemacht?«
    »Gearbeitet. Abrechnungen sortiert.«
    »Hatten Sie den Fernseher laufen?«
    »Natürlich nicht, ich sagte doch eben, ich habe gearbeitet!«
    »Das Radio?«
    »Ja, ich glaube, das Radio schon.«
    »Was lief im Radio?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Können Sie sich an den Sender erinnern?«
    »Radio vier, genau wie jetzt, den habe ich immer laufen.«
    »Welche Musik mögen Sie?«
    Schirner riss die Augen auf. »Sie stellen Fragen, Herr Hauptkommissar! Keine Ahnung. Ich höre alles, was eben gerade läuft. Sagen Sie, was soll das Ganze …?«
    »Und Ihre Frau, wo war die?«
    »Sie war die ganze Zeit bei mir. Wir haben –

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