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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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dunkelgraue, im Mittelgang hellere, ausgetretene Steinboden.
    Vorne rechts neben dem Eingang befand sich die Kuchentheke mit Torten, Schnittchen, Kaffeestückchen und dem berühmten Bad Löwenauer Astkuchen. Diese Spezialität war ein längliches, gerolltes und mehrfach gekrümmtes Stück Blätterteig in der Form eines Astes, übergroß mit einer reichhaltigen Fettglasur.
    Gegenüber saßen die Gäste, es waren an diesem Tag allerdings nicht allzu viele. Die Tische mit den weißen Decken waren kaum zur Hälfte besetzt. Alle Gespräche wurden wie hinter vorgehaltener Hand geführt.
    Als Schirner Rubin mit Freitag erblickte, eilte er sogleich auf ihn zu. Er sah besorgt aus und sprach in deutlich leiserem Ton als noch am Morgen.
    »Was kann ich für Sie tun, Herr Hauptkommissar?«
    »Ich möchte auf heute Morgen zurückkommen.«
    Schirner wirkte nervös und nickte mehrmals, dann flüsterte er: »Aber nicht hier, bitte kommen Sie in mein Büro.«
    Er berührte Rubin leicht am Arm, und der Hauptkommissar folgte ihm mit Freitag unter den fragenden Blicken der Gäste, die allerdings nicht durch sein Erscheinen neugierig geworden waren, sondern einzig durch das merkwürdige Verhalten Schirners.
    Sie betraten ein winziges Büro mit uralten Tapeten und Regalen voll grauer Aktenordner, in dem es nach alter Erbsensuppe roch. Das Fenster zum Hinterhof war gekippt, trotz der niedrigen Zimmertemperatur war Schirner in Hemdsärmeln. Aus dem Radio dudelte Schlagermusik.
    »Am heißen Strand von Ibiza, da sah ich dich …«
    Freitag winselte leise, Rubin kam ohne Umschweife auf das morgendliche Gespräch zurück.
    »Sie sprachen von Pack, das Hassans Mini-Supermarkt besucht. Wen meinten Sie genau?«
    Schirner zog die Schultern hoch. Er sprach nun fast doppelt so laut wie eben noch im Café.
    »Ich sehe sie jeden Tag. Türken und Russen und was weiß ich noch alles. Sie streichen um mein Café herum. Ich höre oft Beschwerden von meinen Gästen, wer da draußen wieder auf und ab geht.«
    »Können Sie die Menschen beschreiben?«
    »Sie sind laut und ungepflegt, pöbeln herum. Die meiste Zeit sind sie besoffen. Wissen Sie, wie viel Flachmänner und Zigarettenkippen ich jeden Tag vor meinem Laden zusammenkehre?«
    »Haben Sie mit Hassan schon einmal darüber gesprochen?«
    »Was? Reden mit dem?«, entfuhr es Schirner. »Mit dem kann man nicht reden, der ist stur wie ein Maulesel!«
    »Komisch«, sagte Rubin, »ich habe auf dem Marktplatz noch keine Menschen gesehen, auf die Ihre Beschreibung passen könnte.«
    »Tja, Sie sind einfach noch nicht lange genug wieder hier, Herr Hauptkommissar. Wie man hört, sind Sie ja ein geborener Bad Löwenauer. Ich dachte mir gleich, der Name Rubin, der sagt mir was, ich weiß aber nicht, woher.«
    Schirner blickte Rubin erwartungsvoll an, aber der Hauptkommissar half ihm nicht auf die Sprünge.
    »Wie auch immer, jedenfalls gut zu wissen, dass wieder ein Einheimischer in Bad Löwenau für Recht und Ordnung sorgt.«
    Rubin ging nicht auf seine Worte ein und fragte: »Besuchen Hassans Kunden gelegentlich auch Ihr Café?«
    Schirner zuckte entsetzt zusammen. Der gemäßigte Ton war augenblicklich wieder dahin.
    »Was? Das sollten sie sich trauen! Ich würde sie eigenhändig rauswerfen! Das kann ich Ihnen sagen! Bei mir kriegen die kein Glas Leitungswasser.« Schirner war auf hundertachtzig.
    »Was regt Sie so auf?«, fragte Rubin ruhig.
    »Nichts! Nichts regt mich auf, ich will nur, dass hier alles seine Ordnung hat!«
    Schirner stieß den Zeigefinger in die Höhe, Freitag reckte den Kopf nach ihm.
    »Und ich will nicht, dass diese Typen auf unsere Kosten ihre Familien durchfüttern. Wir alle zahlen doch für diese Schmarotzer. Schon am Morgen besoffen, keine Arbeit und keine Lust auf Arbeit. Wir sind so blöd und holen sie uns ins Land! Die lachen sich doch tot, sage ich Ihnen! Hinter unserem Rücken verachten sie uns!«
    »Wie gut kennen Sie den Toten, Ihren Nachbarn Serkan?«
    Bei dieser Frage stutzte Schirner und schien misstrauisch zu werden. Wurde ihm erst jetzt klar, dass er mit einem Polizisten sprach und seine Worte mit Vorsicht wählen sollte? Rubin sah ihm an, dass er angestrengt nachdachte, um nichts Falsches zu sagen.
    »Ich kenne ihn nicht gut. Aber was soll das? Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will gar nichts sagen«, erwiderte Rubin, »ich stelle nur Fragen.«
    »Ich weiß nicht, worauf das hinauslaufen soll, ich …«
    In diesem Moment platzte ein junger Mann ins Büro.
    »Vater,

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