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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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lief ein Infoband mit Zahlen.
    Die beiden laufenden Fernseher machten die Leere in dem Raum für Rubin bedrückend greifbar. Ihm drängte sich der Eindruck auf, dass er hier nicht willkommen war. Selbst Freitag hatte keine Lust, Witterung aufzunehmen, obwohl die Luft intensiv von Kreuzkümmel, Kardamom und Nelken gewürzt war. Er blieb nah an Rubins Seite.
    Rubins Blick fiel auf eine Sitzecke mit vier Korbsesseln um einen niedrigen Tisch, auf dem sich ein Samowar und Teeschalen befanden.
    Erst jetzt erschien Hassan wie zufällig aus einem Nebenraum und trat hinter die Theke – die Miene düster.
    Rubin sagte freundlich: »Ich habe ein paar Fragen an Sie.«
    Hassan legte seine Hände flach auf die Verkaufstheke. Genau wie am Morgen ließ er den Hauptkommissar nicht aus den Augen, alles an ihm drückte Ablehnung, wenn nicht Feindseligkeit aus.
    War diese Härte, dieser kalte Stolz, diese undurchdringliche Wand seine Form von Trauer?
    Rubin spürte: In dieser Atmosphäre würde er nichts erfahren, das für ihn von Nutzen sein könnte.
    »Haben Sie in Ihrer Heimat nicht eine schöne Tradition?«
    »Wir haben viele Traditionen. Welche meinen Sie?«
    »Die Tradition, einen Besucher mit einer Tasse Tee zu empfangen«, sagte Rubin und deutete in die Richtung der Sesselrunde.
    Hassan runzelte die Stirn, noch immer mürrisch, aber er verstand die Anspielung und fügte sich. Mit der Tradition konnte und wollte er nicht brechen.
    Er wies Rubin einen Platz zu, von dem aus er den gesamten Laden und die Tür im Blick hatte.
    »Wie trinken Sie Ihren Tee, Herr Kommissar?«
    »Genauso wie Sie.«
    Hassan schenkte Tee in zwei Schälchen und gab in jedes zwei Stück Würfelzucker. Bevor er die Schale an die Lippen führte, nickte er seinem Besucher kurz zu. Rubin erwiderte die Geste, und sie nahmen einen vorsichtigen Schluck. Der Tee schmeckte herb und rauchig. Hassan sagte:
    »Karawanentee, eine Spezialität.«
    Rubin nahm einen weiteren Schluck, den er im Mund prüfend von einer Seite auf die andere schob.
    »Ich könnte mich daran gewöhnen.«
    Hassan drückte seinen Rücken in den Korbsessel. Er hatte sein Handy auf die Tischplatte gelegt und entzündete mit hektischen Bewegungen, die nicht zu seiner kühlen Haltung passen wollten, eine Zigarette. Ihrem Rauch entströmte ein Geruch nach Nelken.
    »Das Handy steht nicht still, seitdem Serkan … Gut, machen wir es kurz. Was wollen Sie wissen, Herr Kommissar?«
    »Haben Sie mit Serkan den Markt gemeinsam betrieben?«
    »Ich bin der Geschäftsführer. Serkan war angestellt. Alles korrekt angemeldet. Ich kann es beweisen.«
    »Das ist nicht nötig.«
    Hassan verdrehte die Augen, er hatte sich die ganze Zeit zusammengerissen, plötzlich platzte es aus ihm heraus: »Ihr seid doch alle hinter uns her!«, schrie er. »Ihr hättet am liebsten, wenn ich gar nicht da wäre! Ich bin seit sieben Jahren in der Stadt, und seitdem gibt es immer nur Ärger!«
    Freitag schreckte bei Hassans Ausbruch auf und sah Rubin verwirrt an, der unbeirrt fragte: »Wer macht Ihnen denn Ärger?«
    »Na, wer wohl? Schirner, mein Nachbar. Er lässt keine Gelegenheit aus, uns schlechtzumachen. Ich wüsste gerne, was ich ihm getan haben soll.«
    »Er behauptet, Ihre Kundschaft stört die Ordnung.«
    »Ja, ja«, rief Hassan hitzig, »das behauptet Schirner immer. ›Hassans Kunden saufen wie die Löcher!‹ Ha, wenn ich das schon höre! Die meisten meiner Kunden haben in ihrem Leben noch nie einen Tropfen Alkohol getrunken. Ich glaube, der Typ hat Wahnvorstellungen.«
    »Hat er alles nur erfunden?«
    »Was weiß ich denn? Wahrscheinlich schluckt er selbst wie ein Loch und kann sich nicht vorstellen, dass sich andere Leute nicht das Hirn aus dem Schädel saufen.«
    »Haben Sie nie mit ihm darüber gesprochen?«, fragte Rubin.
    Hassan stieß ein verächtliches Lachen aus.
    »Pah, reden mit dem!«
    Offensichtlich war nichts aus ihm herauszuholen. Rubin probierte es anders.
    »Wann haben Sie Ihren Bruder Serkan zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern Abend. Etwa um sieben, als ich den Laden verließ.«
    »Haben Sie ihn danach noch einmal gesprochen?«
    »Nein.«
    »Also hat Serkan gestern Abend den Laden geschlossen.«
    »Ja.«
    »Kam das oft vor?«
    »Mal schließt er ab, mal ich. Das ist egal für uns.« Hassan schielte immer wieder auf sein Handy auf dem Tisch.
    »Was genau waren Serkans Aufgaben?«
    »Was gerade anfällt, er hat Waren bestellt und verkauft, Reparaturen übernommen, Computer ausgeliefert und

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