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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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kann nur mühsam verbergen, dass ihm nicht nur Schamski selbst missfällt, sondern auch die Tatsache, dass dieser
     bereits Tagesfreizeiten mit Melissa plant. Ich weiß, dass Konstantin heute Schamskis berufliche Hinrichtung zelebrieren will,
     und ahne deshalb, was jetzt kommt.
    «Was kostet eigentlich so ein Ferrari, wenn man ihn mietet?», fragt Konstantin scheinheilig. Die Vorfreude, Schamski gleich
     in eine peinliche Mietwagenaffäre verstricken zu können, ist dem jungen von Beuten ins Gesicht geschrieben.
    Schamski zuckt mit den Schultern. «Keine Ahnung.»
    Konstantin wirkt empört. «Sie haben diesen Luxusschlitten gemietet und wissen nicht einmal, was er kostet?»
    |86| Schamski sieht ihn ruhig an. «Ich habe den Wagen nicht gemietet. Ich habe ihn nach Mallorca überführt.» Das Wort «überführt»
     betont Schamski. «Einer unserer größten Anzeigenkunden ist Autohändler. Er hat den Wagen nach Palma verkauft. Also habe ich
     ihm den Gefallen getan, das Fahrzeug kostenlos zu überführen, und dabei einen Flug gespart, weil Fähre und Benzin selbstverständlich
     vom Auftraggeber bezahlt werden. Heute Abend bringe ich das Auto seinem neuen Besitzer.»
    Während Schamskis Ausführungen ist es still geworden im Zimmer. Jetzt könnte man eine Stecknadel fallen hören. Konstantin
     sitzt da mit leicht offenem Mund, Schamksi macht keine Anstalten, die Situation irgendwie aufzulockern. Ich weiß, dass
     Schamski klamme Momente mag wie Seebären miese Spelunken. Er sitzt einfach nur da und wartet, bis Konstantin seine Fassung
     zumindest so weit wiedergefunden hat, dass er ein tonloses «Aha» hervorbringt.
    «Aber damit sind wir eigentlich auch schon beim Thema», fährt Schamski seelenruhig fort. «Dieser Großkunde wird künftig sein
     Engagement in unseren Objekten um fast dreißig Prozent reduzieren, um in konkurrierenden Produkten zu werben, deren Zielgruppen
     leider nicht von unserem Portfolio abgedeckt werden. Dazu kann Ihnen aber meines Wissens Herr Dr.   Schuberth mehr sagen.»
    Konstantin verzieht gequält das Gesicht. Ich könnte ihm stundenlang dabei zusehen.
    «Danke für die Überleitung, lieber Herr Schamski», sage ich freundlich und reiche den Anwesenden Kopien meiner Präsentation.
     Schamski und ich siezen uns zwar grundsätzlich bei offiziellen Anlässen, aber die ausgesuchte Höflichkeit, mit der wir uns
     heute die Bälle zuspielen, macht mir besonders viel Spaß. Er und Melissa müssen sich ein |87| Exemplar teilen, das macht aber nichts, weil sie spätestens seit seinem Eröffnungsplädoyer sowieso mit ihm schlafen möchte.
     Auch Karl scheint die Sitzung diesmal zu gefallen, denn er greift munter nach den Unterlagen. Schwer auszumachen, was Timothy
     denkt, er hat bislang keine Miene verzogen. Konstantin wirkt immer noch, als hätte man ihm einen mit Chloroform getränkten
     Lappen ins Gesicht gedrückt, was mir entgegenkommt, weil ich meinen Vortrag ohne seine blöden Zwischenfragen über die Bühne
     bringen kann. Am Ende meiner knapp halbstündigen Ausführungen steht ein Investitionsbedarf in Höhe eines ansprechenden Lottogewinns,
     um konkurrierende Dienste entweder zu kaufen oder durch eigene Angebote vom Markt zu drängen. Ich bedanke mich artig und lehne
     mich zurück. Schamski wirft mir ein verstohlenes Grinsen zu.
    Konstantin spart sich eine Diskussionsrunde, der Vormittag ist offenbar für ihn gelaufen. Ob er lediglich schockiert ist
     von den nackten Zahlen oder Angst vor der Reaktion seiner lieben Mutter hat, kann ich nicht beurteilen. Ich gehe davon aus,
     dass die Patriarchin Gift und Galle spucken wird. Schade, dass ich nicht dabei sein kann.
    Schamski und Melissa kommen früher als geplant zu ihrem Bootsausflug. Dass ich nicht einmal pro forma gefragt werde, ob ich
     an der Tour teilnehmen möchte, überrascht mich nicht und konveniert mit meinen Plänen, mir ein wenig die Beine zu vertreten.
     Außerdem gönne ich den beiden ihren romantischen Mittagstrip schon aus eigenem Interesse. Solange es Melissa auf Schamski
     abgesehen hat, bin ich erst mal aus der Schusslinie.
    Auf dem Weg in den Garten fängt mich Timothy ab. «Ich bin beeindruckt von Ihrem Vortrag», sagt er. Sein ehrliches Lob überrascht
     und erfreut mich. Er verspielt die aufkeimende |88| Sympathie aber gleich wieder dadurch, dass er mir auf die Schulter klopft mit den Worten: «Sie und Ihr Kollege sind ein gutes
     Team. Ich bin sicher, Sie beide werden die Sache schon schaukeln,

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