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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Mutter? Oder mein Boss?», motze ich zurück und frage mich, ob ich als Geschäftsmann eigentlich auch so unerträglich
     war.
    Da Günther und Henning noch über der Konzeption eines Warenwirtschaftssystems brüten wollen, treten Fred und ich den Heimweg
     allein an. Zum Glück habe ich als Quasi-Mallorquiner immer Handtuch und Badehose dabei, um keine günstige Gelegenheit für
     einen Strandbesuch zu verpassen. Und das ist so eine. Ich widme mich also dem süßen Leben, Fred treibt sich in den Felsen
     herum. Sollte er Blödsinn machen und dabei erwischt werden, kennen wir uns nicht. Das hat schon ein paarmal geklappt.
    Nach einem erfrischenden Bad döse ich in der Sonne und bin kurz davor einzuschlafen, als ich eine Stimme sagen höre: «Hugos
     Hähnchenhaus.»
    Ich blinzele und sehe einen etwa zwei Meter großen Hahn, der mit einem bunten Zettel wedelt. Wer Leute für Werbezwecke in
     Kostüme steckt, sollte als Gnu verkleidet in einem Raubtiergehege ausgesetzt werden, denke ich.
    «Zwei krosse Hähnchen zum Preis von einem. Nur für kurze Zeit», versucht der Hahn mich zu ködern und hält mir stoisch den
     Zettel hin.
    Beim bloßen Gedanken an ein krosses Hähnchen dreht sich mir der Magen um. Zwei Hähnchen kann ich also erst recht nicht gebrauchen.
     Ich schüttele müde den Kopf.
    «Was ist, Paul? Keine Lust auf Hähnchen?», fragt der Hahn.
    |215| Ich öffne die Augen und mustere den Vogel.
    «Kennen wir uns?», frage ich, als würde ich hin und wieder zwei Meter große Hähnchen auf Partys kennenlernen.
    Keine Reaktion.
    Ich erhebe mich, trete an den Vogel heran und versuche durch den kleinen Sehschlitz oberhalb des Schnabels zu erkennen,
     wer sich hinter der Maske verbirgt. Dabei bemerke ich, dass der Hahn eine Schnapsfahne hat. Er greift sich nun mit den Flügeln
     an den Kopf und zieht daran. Im nächsten Moment kommt das verschwitzte und stark gerötete Gesicht des alten von Beuten zum
     Vorschein. Er strahlt.
    «Na, Paul? Da guckst du, was?»
    Allerdings.
    «Ich hab ein neues Leben angefangen!», sagt Karl und lässt mich erst gar nicht zu Wort kommen. «Tagsüber Promotion. Abends
     Theater. Und was soll ich sagen? Es geht mir phantastisch! Ich fühle mich mindestens zehn Jahre jünger.»
    «Wow. Das ist   …» Eigentlich eine sehr traurige Geschichte, denke ich, sage aber: «Toll! Das ist toll, Karl! Ich freu mich für dich!»
    Karl fingert aus seinem Kostüm einen Flachmann hervor und nimmt einen Schluck. Er hält mir die Flasche hin, ich schüttele
     den Kopf.
    «Uschi und ich wohnen in einem Zimmer in Palma. Klein, aber gemütlich. Sie arbeitet im Hotel. Als Rezeptionistin.»
    Ich nicke ratlos. Was soll man einem alten Mann sagen, der als Hahn verkleidet von seinem Glück schwärmt?
    «Ja, das ist wirklich toll», lacht Karl und streicht sich seine spärlichen klatschnassen Haare zurück. «Fast so, als |216| wären wir beide nochmal jung.» Er packt seinen Flachmann wieder ein und wankt ein wenig. Ich habe Angst, dass er einen Kreislaufkollaps
     bekommt, aber er fängt sich wieder. Wahrscheinlich nur die Hitze, der Alkohol und die Tatsache, dass Karl nicht mehr der
     Jüngste ist.
    «Carlo! Qué coño haces!», ruft in diesem Moment von der Promenade aus ein kleiner Südländer mit einer großen Goldkette.
    «Oh, ich muss weiter», sagt Karl rasch und beeilt sich, den Vogelkopf wieder aufzusetzen. «Wenn du mal Zeit hast, dann
     komm nach Porto Colom. Ich spiele da den Nathan. Noch bis Ende der Saison.»
    Er drückt mir einen Zettel in die Hand und stapft davon.
    Ich lasse mich wieder auf mein Handtuch sinken und schaue ihm nach.
    Da geht er hin. Karl von Beuten, ein freier Mann und ein stolzer Hahn.

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    |217| Ich werde Sie verklagen
    Man braucht gut einen Monat, um ein alter Hase im Wochenmarktgeschäft zu werden. Eines der wichtigsten Prinzipien ist es,
     den nervenzerfetzenden Fragen der Touristen immer mit freundlicher Gelassenheit zu begegnen.
    «Haben Sie Bio-Honig?»
    Mal überlegen. Auf jedem der Gläser vor mir prangt ein Etikett mit der Aufschrift «Bio-Honig». Ein großes Schild über dem
     Stand informiert darüber, dass wir «Bio-Honig aus eigener Herstellung» verkaufen, und unsere kleine Firmenbroschüre trägt
     den Titel «Honig aus kontrolliert biologischer Imkerei». Welcher Amboss muss einem eigentlich auf den Kopf gefallen sein,
     um da noch zu fragen, ob wir Bio-Honig haben?
    «Selbstverständlich. Alle Sorten, die Sie hier sehen, sind aus kontrolliert

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