… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Dann blickt sie zu Kasper hinüber. „Und was sagst du?“
„Wenn du gut genug bist?“ Kaspers überlegener Tonfall verwandelt die Frage in eine Warnung.
„Ich werde schon klarkommen.“
Kasper zuckt mit den Achseln und geht auf den Platz zurück. Sune murmelt, dass er verabredet ist, und verdrückt sich.
Das Mädchen nickt Tobias zu. „Ich heiße übrigens Liv.“
„Tobias.“
„Mateus.“
„Spiele ich dann mit dir in einer Mannschaft, Mathias?“
„Ähm, ich heiße Mateus ...“
Na ja, dann hat sie eben ein paar Vokale durcheinandergeworfen, ist doch völlig LATTE! Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie sich ein Grinsen auf Tobias’ Gesicht ausbreitet. Wenn er jetzt anfängt zu lachen, ziehe ich ihm eins über.
„So ähnlich wie, du weißt schon ...“ Ich räuspere mich. „Der Typ mit dem Evangelium?“
Jetzt halt schon den Mund, sage ich mir selbst. Solange du noch ein klein bisschen Würde besitzt.
„Wie bitte?“
„Na, Markus, Johannes, Lukas und Matthäus, die über Jesus und so geschrieben haben ...“
Und schon ist das letzte bisschen weg.
„Ach so, die!“ Liv runzelt die Stirn und sieht verwirrt aus. Tobias gibt ein unterdrücktes Grunzen von sich und ist plötzlich sehr damit beschäftigt, sich zu bücken und seine Schnürsenkel zu binden.
Liv klatscht in die Hände und läuft auf den Platz. „Spielen wir jetzt oder nicht?! Ich bin in einer Mannschaft mit Tobias und dem Evangeliums-Typen!“
Fuck.
Und dann stellt sich auch noch heraus, dass sie gut ist. Sie kommt drei Mal an Kasper vorbei, bis er ihren Trick durchschaut und sie durch ein grobes Tackling aufhält. Livs hübscher Hintern landet auf dem Asphalt, und Kasper kassiert einen strengen Blick von Tobias. „Hey, entspann dich mal, wir spielen doch wohl kein Handball!“
Kasper hält unschuldsvoll die Hände hoch, die klassische Abwehrgeste aller Ballsportler. „Sie ist in mich reingelaufen!“
„Ist schon okay.“ Liv kommt auf die Beine und klopft sich mit den Händen den Kies vom Hintern. „Kasper kann ja schließlich nichts dafür, dass er so plump ist.“
Sie winkt den Ball zu sich, und Tobias wirft ihn ihr zu. Im selben Moment hat sie schon an mich abgegeben und Kasper umrundet. Leider habe ich nicht die gleiche Seite im Taktikbuch aufgeschlagen wie sie, sondern von einem Vollzeitjob als Kiesabklopfer an Livs Hintern geträumt und nicht aufgepasst. Deshalb trifft mich der Ball am Bauch, prallt ab und rollt zum Zaun.
Nun verliert sogar Tobias die Geduld. „Mateus, zum Teufel!“
Schiebetür schnappt sich den Ball und spurtet im seitlichen Krabbengalopp über den Platz. Punkt für die andere Mannschaft.
Zehn Minuten später dreht Liv auch um mich herum Kreise. Es fällt mir schwer, das als Niederlage aufzufassen, denn Liv zu decken, gehört zum Schönsten, was mir im Zusammenhang mit Sport je widerfahren ist. Als ich einmal auf den gegnerischen Korb zuspringe, schwebt sie vor mir empor, und für eine lange Viertelsekunde berührt mein Brustkorb die schönsten Brüste von ganz Østerbro. Gleichzeitig boxt sie auch den Ball vom Korb weg, sodass ich wie ein völliges Weichei dastehe, aber der Augenblick war es ohne Zweifel wert.
Tobias läuft mit einem ironischen Grinsen an mir vorbei. „Ärgerlich, was? Das nennt man Verteidigung.“
„Ach, halt doch ...“
„Vielleicht kann sie dir ein paar Privatstunden geben?“
Jetzt ist Jonathan endlich aufgetaucht. Wie immer mit dem Handy am Ohr. Ich laufe zu ihm. „Das wurde aber auch langsam Zeit!“
„Besser spät als nie. Mit wem spiele ich?“
„Auf meinem Platz. Mit Tobias und Kasper.“
„Spielt da etwa ein Mädchen mit?“
„Nein, er heißt Frank, er kann nichts dafür, dass er so schöne Brüste hat.“
Jonathan nickt, ignoriert meine Provokation völlig und läuft auf den Platz. Das Handy nimmt er in der Hosentasche mit. Schade, sonst hätte ich darin rumschnüffeln können.
Zehn Minuten später wechseln wir. Tobias ist draußen, und Jonathan spielt mit Liv und Schiebetür. Ich bin bei den Lahmärschen Schrank und Kasper und beobachte eine wundersame Entwicklung bei den Gegnern: Jonathan und Liv spielen wie ein Traum zusammen. Sie bewegen sich über den Platz wie zwei übermenschliche Wesen mit einer telepathischen Standleitung. Schiebetür ist völlig überflüssig, denn Jonathan und Liv spielen ausschließlich miteinander.
Wasserpause. Ich hatte mir vorgestellt, in dieser Zeit mit Liv zu reden, doch daraus wird nichts. Während ich
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