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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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schnell betrunken werden will. Nach fünf solchenTurbobieren war ich meistens so zerschmettert, dass ich den Rest der Party nur noch aus der Horizontalen erlebte.
    „Ne ziemlich geile Braut, was?“
    Ich werde aus meinen Erinnerungen gerissen. „Wie bitte?“
    „Na diese Liv. Tasty. Wenn man auf eiskalte Oberklassendamen steht.“
    Ich zucke die Achseln und öffne mein Bier. Tobias pflanzt sich in den anderen Sessel, von dem aus man direkt auf den Flachbildschirm sieht. Vor den Fenstern ist neuerdings Platz für ein Sofa, neben der Tür steht eine Kommode. Die restliche Einrichtung besteht aus wackeligen Leiterregalen, die mit Filmen und Videospielen vollgestopft sind. Heute sehen wir jedoch weder das eine noch das andere, was mir eigentlich ganz gut passt. Ich habe weder aufs Spielen noch aufs Filmegucken Lust, lieber will ich mich selbst bemitleiden, während wir Bier trinken und zwei brüchigen Stimmen lauschen, die sich draußen auf der Straße streiten.
    Tobias öffnet eine Schublade in seiner Kommode. „Willst du was rauchen?“
    „Ich weiß nicht so richtig. Was ist es denn?“
    „Pot. Beste Qualität.“
    Ich nicke wissend, obwohl ich nicht weiß, was der Unterschied zwischen Hasch und Pot ist. Ich habe erst zweimal Hasch probiert – natürlich zusammen mit Nick. Beim ersten Mal haben wir es gegessen, und ich war anfangs zutiefst enttäuscht, weil rein gar nichts passierte. Zwei Stunden später dichtete ich im Kopf in fremden Sprachen, während ich mich darüber wunderte, dass ich an jedem Fuß fünf Zehen hatte, waren es denn nicht normalerweise sechs? Beim zweiten Mal hingen wir mit Nicks Kifferfreunden aus Christiania ab. Er steckte mir den Joint in die Hand, und ich nahm ein paar ordentliche Züge, bevor dasDing weiter kreiste. Eine Stunde später fühlte ich mich wie nach zwanzig Achterbahnfahrten. Und mein Puls führte sich auf, als wäre ich gerade den Mount Everest raufgerannt.
    Tobias dreht einen Joint. Ich kann es mir nicht verkneifen, aus dem Fenster zu schielen, aber draußen steht niemand und beobachtet uns. Sogar die Trinker sind inzwischen weitergezogen.
    „Bekommst du denn keine Probleme, wenn du das Zeug vertickst?“, frage ich.
    „Wer behauptet denn, dass ich es verticke?“
    „Das habe ich von verschiedenen Seiten gehört.“
    Kasper vom Basketball hat es mir natürlich erzählt. Und Schrank, der sich jedes Wochenende der westjütländischen Tradition gemäß ins Delirium kifft und säuft. Tobias zuckt mit den Schultern und gibt damit zu, dass ich recht hatte.
    „Ich dachte, die Rocker und Migranten haben hier den Markt in der Hand?“
    „Hier und anderswo“, antwortet Tobias und zündet genüsslich den Joint an.
    „Aber du bist kein Rocker?“, frage ich und höre selbst, wie dämlich das klingt.
    Tobias lacht, dass ihm der Rauch aus Nase und Mund quillt. „Nein, natürlich bin ich kein Rocker. Und obwohl ich aus Albertslund hierher immigriert bin, gehöre ich auch nicht zu diesen Kreisen.“
    „Riskierst du denn damit keinen Ärger?“
    „Meine Kunden sind Leute, die nur hin und wieder rauchen. Wenn man das große Geld machen will, muss man an diejenigen verchecken, die jeden Tag rauchen. Oder das Sortiment erweitern, wenn du verstehst, was ich meine?“
    Ich nicke, obwohl ich nicht ganz folgen kann.
    Tobias nimmt einen weiteren Zug. „Aber darum sollen sich die anderen kümmern.“
    „Die Rocker und so?“
    Tobias nickt und reicht mir den Joint. „Ich kaufe teuer bei den Rockerbrüdern ein und verkaufe mit kleinem Profit weiter. Dann wird man in Ruhe gelassen.“
    Ich nicke und nehme den Joint, der sich warm und trocken anfühlt. „Aber was ist dann mit ...“
    „Mateus“, unterbricht Tobias mich. „Halt einfach die Fresse und rauch.“
    Na gut. Es geht mich ja auch nichts an. Also nehme ich einen ordentlichen Zug und schließe die Augen. Der Rauch kratzt im Hals wie ein Reibeisen, und ich muss mich ziemlich anstrengen, um nicht zu husten. Im Wohnzimmer, und in meinem Kopf, breitet sich Nebel aus.
    „Mein Vater kommt demnächst nach Hause“, murmle ich.
    „Nach Hause? Von wo?“
    „Afrika. Er arbeitet dort als Arzt.“
    „Warum das denn?“
    „Weil es da großen Bedarf an Ärzten gibt. Viele Krankheiten.“
    „Und warum muss sich ausgerechnet dein Vater darum kümmern?“
    „Das weiß ich auch nicht.“
    Und ich traue mich auch nicht, nach dem Grund zu fragen, denn die Antwort steht sowieso fest: Ich bin ihm nicht wichtig genug, als dass er meinetwegen zu

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