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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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nicht einmal weiß, was ich abends essen will. Er schreibt Artikel, während ich immer noch Zeitungen austrage. Er könnte Liv haben, wenn er sie will. Ich werde sie nie bekommen.
    Jonathan setzt sich erneut auf sein Fahrrad. „Wenn euch das so ankotzt, sollten wir unsere Freundschaft vielleicht lieber beenden. Anscheinend könnt ihr es nicht ertragen, dass ich was ohne euch unternehme.“
    Dann radelt unser ehemaliger Freund die Knippelsbrücke runter und setzt seinen Weg an der Börse vorbei fort. Erst als er ganz unten am Højbro Platz ankommt, verlieren wir ihn aus dem Blick.
    Ich kann Nick dazu überreden, dass wir wieder nach Christiania fahren und das geklaute Fahrrad zurückbringen. Anschließend treten wir den langsamen Rückweg durch die Straßen der Stadt bis nach Østerbro an. In der Store Kongensgade bekomme ich Hunger und gehe mir eine Pizza holen, während Nick mit verletzter Miene draußen wartet. Als wir uns bei Nyboder auf eine Bank setzen, ist es fast zwei Uhr nachts. Ich esse meine Pizza, von der Nick nichts abhaben will, weil er Vegetarier ist und außerdem nur selten Junkfood isst. Stattdessen findet er einen zerknautschten, halb gerauchten Joint in seiner Tasche, zündet ihn an und inhaliert.
    „Meinst du, wir sollen Lars etwas sagen?“
    „Ich glaube nicht, dass Jonathan noch mit ihm redet.“
    „Das ist doch merkwürdig, oder? Er hat seinen Vater immer wahnsinnig angehimmelt.“
    „Aber dann ist er eines Morgens aufgewacht und befand sich in der selben Welt wie wir anderen auch“, sagt Nick düster.
    Ich nehme das letzte Stück Pizza in Angriff. Nick tritt mit der Schuhsohle den Jointstummel aus. „Also fangen wir bald am Gymnasium an.“
    So wie Nick es ausspricht, klingt das, als würden wir in einen Schützengrabenkrieg entsandt.
    „Jonathan wählt wohl nicht dieselbe Ausrichtung wie wir, oder?“
    „Nein.“
    Im Winter habe ich mich noch darüber geärgert, nicht in dieselbe Klasse zu kommen wie Jonathan. Mittlerweile stellt es fast eine Erleichterung dar.
    Jetzt steht eigentlich nichts mehr auf dem Programm, außer den Abend zu einem Fiasko zu erklären. Ich weiß nicht, wie es Nick geht, aber ich hoffe immer noch, dass in dieser Nacht mehr passiert. Etwas Größeres. Wenn jetzt ein nacktes Blasorchester durch die Store Kongensgade marschiert käme, oder sich ein Ufo über Nyboder zeigen würde, dann würden wir diese Nacht sicher dafür in Erinnerung behalten. Anstelle der Nacht, in der unsere Freundschaft mit Jonathan endete.
    In der Store Kongensgade wird eine Tür geöffnet. Ein nacktes Blasorchester kommt nicht heraus, aber dieser Anblick überrascht mich mindestens genauso sehr, denn es ist meine Mutter. Ich blinzele mehrmals, aber es nützt nichts. Noch immer steht meine Mutter dort und hält nach einem Taxi Ausschau. Im zweiten Stock sind drei Fenster beleuchtet, davon abgesehen liegt das Gebäude im Dunkeln. Also war sie wohl dort zu Besuch: Im zweiten Stock links in der Store Kongensgade. Zu dumm, dass ihre Kollegin Bente im Enghavevej am anderen Ende der Stadt wohnt.
    Ich schiele zu Nick hinüber, doch er scheint meine Mutter nicht gesehen zu haben. Ich bete innerlich, dass er nicht gerade jetzt aufsteht, denn dann entdeckt meine Mutter uns vielleicht, und darauf habe ich überhaupt keine Lust. Irgendetwas an ihrem Anblick vor einem fremden Haus bringt meine Hände ein wenig zum Zittern. Ich wünschte, ich könnte die Zeit um zehn Minuten zurückdrehen und diesen Ort verlassen, bevor meine Mutter aus dem Hauseingang kommt. Leider hat die Zeit die dumme Angewohnheit, nur in eine Richtung zu gehen, nämlich vorwärts. Deshalb bleibt mir nur die Wahl, zu vergessen, was ich gerade gesehen habe, oder nach einer Erklärung zu suchen.
    Nick stöhnt leise. Ihm ist gerade eingefallen, dass er versprochen hat, morgen Vormittag mit seiner Mutter und Sandra zu IKEA zu fahren. Sie wollen eine neue Küche aussuchen.
    „Leider glaube ich, dass Henrik vorhat, mitzukommen.“
    „Wer?“, frage ich unkonzentriert.
    „Der neue Freund meiner Mutter. Oder was heißt neu ... Sie kennen sich schon eine Weile, aber neuerdings schleppt er auch seinen Krempel zu uns ins Haus. Einen Rasierapparat, Klamotten, solche Sachen. Wenn der ernsthaft bei uns einzieht, gehe ich freiwillig in eine betreute Wohngruppe. Ich halte diesen Idioten einfach nicht aus.“
    „Was hast du denn gegen ihn?“
    „Er trägt einen Schnurrbart.“
    „Ach du Scheiße ...“
    „Einen blonden Schnurrbart. Er sieht

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