… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
hineingekommen bin. „Sie hätten uns ganz leicht kaltmachen können! Und weißt du warum? Weil du unbedingt den Mafioso spielen musstest. Und was hat dich auf einmal geritten mit diesem Ecstasy!? Wir waren uns verdammt noch mal einig, nur Piece zu kaufen!“
„Und wenn du noch ein bisschen lauter brüllst, kann man dich auf ganz Amager hören“, raunzt Nick und wirft mir meinen Schuh an den Kopf.
„Das war schwachsinnig und verdammt gefährlich, kapierst du das?“
„Und du bist soo scheinheilig. Du bist immer irgendwie bei allem mit dabei, aber wenn was schiefgeht, ist alles plötzlich meine Schuld.“
„Es WAR deine Schuld!“, schreie ich. „Du hast doch immer weiter nach Jonathan gefragt. Als ob sie dir irgendwas erzählen würden!“
„Es hätte doch sein können!“
„Die wurden doch schon total paranoid, als sie rausfanden, dass sie nicht einmal seinen richtigen Namen kannten. Und trotzdem musstest du unbedingt den Detektiv spielen.“
„Ich versuche es zumindest.“
„Uns in den sicheren Tod zu treiben?“
„Nein, aber rauszufinden, was mit Jonathan nicht stimmt!“
„Und wenn er mit den Jungs ein Problem hat, dann wissen sie jetzt seinen richtigen Namen.“
Erst als ich es ausspreche, geht mir ernsthaft auf, was wir getan haben. Jonathan hielt es für notwendig, bei Borste und Afro einen falschen Namen anzugeben, und jetzt haben wir ihnen in unserer grenzenlosen Dummheit seinen richtigen verraten.
Sogar Nick ist blass geworden.
Ich steige in meinen Schuh: „Ich finde jedenfalls, dass wir in Zukunft alles ignorieren sollten, was Ikarus uns schreibt. Ich traue ihm nicht. Oder ihr.“
Ich gehe zum 7-Eleven hinüber, wo gerade keine anderen Kunden sind. Blicke auf mein Handy. Es ist immer noch aus, also schalte ich es wieder ein und nehme zwei Colas aus dem Regal. Ich bezahle und gehe zu Nick zurück. „Die trinken wir jetzt, und dann fahren wir nach Hause.“
Aber so leicht lässt Nick sich natürlich nicht abspeisen. Als er die Hälfte seiner Cola getrunken hat, holt er die kleine Plastiktüte aus der Tasche. „Wir könnten auch die hier probieren.“
„Willst du mich verarschen?“
„Nur eine halbe für jeden?“
„Es ist drei Uhr nachts.“
„Na und?“
„Wir müssen in fünf Stunden in der Schule sein. Wir gehen seit heute aufs Gymnasium, falls du das vielleicht vergessen haben solltest.“
„Also streng genommen seit gestern.“
„Und?“
„Man sollte jeden Tag etwas Neues ausprobieren, oder? Gestern haben wir auf dem Gymnasium angefangen, heute können wir Ecstasy probieren. Reizt es dich denn gar nicht?“
Es reizt mich höchstens, ihm die Pille aus der Hand zu schlagen, aber das würde ihn vermutlich noch mehr anstacheln. Außerdem habe ich keine Lust, die Rolle des Vernünftigen zu spielen. Das erwartet er nämlich von mir, aber diesmal täuscht er sich.
Nick hält sich die Pille vor den Mund. „Hast du denn gar nichts einzuwenden?“
Nein, habe ich nicht. Der Heilige Mateus hält seinen Mund.
„Gut.“ Nick legt die Pille auf seine Zunge. „Dann tu ich’s jetzt.“
Er spült die Pille mit dem Rest seiner Cola runter. Danach sagt keiner von uns etwas. Ich blicke über den stillen Platz und denke, dass ich nach Hause fahren sollte. Wenn Nick sein schlechtes Gewissen mit Drogen und Feiern bekämpfen will, soll er das von mir aus tun, aber ich komme nicht mit.
„Na, wirkt sie schon?“, frage ich säuerlich und stehe auf. Im selben Moment klingelt mein Handy. Es ist meine Mutter, und ich bin versucht, sie erneut zu ignorieren, aber irgendetwas bringt mich dazu, den Anruf anzunehmen. Normalerweise ruft sie nicht so spät an.
„Ah, endlich! War dein Handy aus?“
„Äh, ja ...“
„Mateus, hör zu, es ist was Schlimmes passiert.“
Es geht um meinen Vater.
Mein Vater ist tot.
„Mateus, hörst du mich?“
„Ist was mit Papa?“
Nick sieht von der Bank zu mir herüber. Er kann hören, dass meine Stimme zu zittern begonnen hat.
„Papa?“ Meine Mutter klingt verwirrt. „Nein, Papa ist nichts passiert. Aber Jonathan. Er wurde kurz vor Mitternacht eingeliefert. Man hat ihn zusammengeschlagen.“
„Jonathan?“
Nick steht von der Bank auf. „Ist das deine Mutter? Ist sie auf der Arbeit?“
Ich nicke und umklammere mein Handy so fest, dass es knackt. „Ist ... ist er ...“
„Nein. Aber er hat ziemlich viel abgekriegt.“
„Wer ...“
„Das wissen wir nicht. Anscheinend war es ein völlig unmotivierter Überfall. Jonathan weiß
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