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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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sagte Mike. »Ich friere.«
    »Du kannst nicht frieren«, widersprach ich. »Wir haben Juni.«
    »Ich muss daran denken, mir Zigaretten zu besorgen, wenn wir hier fertig sind«, sagte Mike geistesabwesend.
    »Du hörst dich an, als ob dir eine Operation bevorstünde«, sagte ich. Endlich hatte ich es geschafft, die Tür zu öffnen. »Eine Vasektomie oder etwas noch Schlimmeres.«
    »So etwas würde ich nie machen lassen«, sagte Mike. »Wer weiß, wie dann …«
    »Ähm, Mike«, unterbrach ich ihn. Ich nickte in Caitlins Richtung.
    »Was ist eine Vasektomie?«, fragte Caitlin. Sie sagte es mit einem dünnen Lächeln, weil sie wusste, dass sie Mike in Verlegenheit brachte. Mir fiel auf, dass sie uns durch die normalerweise undurchdringlichen Ohrhörer verstanden hatte.
    »Das erzähl ich dir, wenn du etwas älter bist«, sagte ich.
    »Ist es etwas Unanständiges?«
    »Nein, es ist nichts Unanständiges«, sagte ich. Ich bekam endlich den Schlüssel wieder aus dem Schloss. »Es ist etwas, ähm, komplizierter.«
    »Das sagst du immer«, sagte Caitlin. Dann ahmte sie wirklich gut die Stimme eines schwerfälligen, etwas
tumben Vorstädters nach und sagte: »Es ist kompliziert.«
    Mike sah weg, weil er sich das Lachen verkneifen musste. Ich fand es auch komisch, aber Caitlins ständige Spitzen ermüdeten mich. Mike erkannte die Situation und trat einen Schritt vor.
    »Lasst uns endlich hineingehen«, sagte er. Wir stiegen über einen Haufen Werbung, der sich hinter der Tür angesammelt hatte, und waren an der Stätte meiner kommerziellen Hoffnungen und Träume angekommen.
    »So, das ist es also«, sagte ich. Es war ein Hauch von Stolz in meiner Stimme, der nichts mit dem zu tun hatte, was wir sahen, nämlich einen leer stehenden Laden, in dem vor ein paar Wochen noch heruntergesetzte CDs und DVDs verkauft wurden. Es gab vier Reihen von Regalen und einen Verkaufstresen am Ende. Der schmutzfarbene Teppichboden wies graue Trittspuren von lebhaftem Publikumsverkehr auf.
    »Das sieht nach einer ganzen Menge Arbeit aus«, sagte Mike. »Hast du darüber schon nachgedacht?«
    »Ich habe drei Angebote vorliegen«, sagte ich und versuchte, einen geschäftsmäßig klingenden Ton in meine Stimme zu legen. »Es wird wohl nicht mehr als zwanzigtausend Pfund kosten.«
    »Zwanzigtausend?«, meinte Mike misstrauisch. »Bist du sicher? Hier gibt es eine Menge zu tun.«
    Caitlin sah zu mir herüber. Wusste ich wirklich, wovon ich redete?
    Die Antwort lautete: Nein, nicht wirklich, aber ich wollte eine überzeugende Show abliefern.

    »Kommt und seht euch um«, sagte ich. Wir gingen zu dem Tresen. Ich klappte den Eingang hoch und stellte mich dahinter. Ich fühlte mich, als wäre ich schon der Besitzer.
    Trotz der armseligen, schäbigen Einrichtung war ich aufgeregt. Schließlich setzte ich mein Geld für etwas ein, worüber ich schon lange redete. Ich würde mein eigener Boss sein. Ich klatschte in die Hände und schlug anschließend auf den schmutzigen Tresen.
    »Seht nur«, sagte ich grinsend. »Nicht schlecht, oder?« Obwohl ich natürlich wusste, dass die Situation in Mikes und Caitlins Augen wahrscheinlich schlimmer als schlimm aussah.
    Mike zeigte keinerlei Regung.
    »Was ist dahinten noch alles?«, fragte er und zeigte auf die Wand hinter mir.
    »Kopf hoch - du machst ein Gesicht wie ein Arsch mit Ohren«, sagte ich zu Mike. Caitlin lachte, drehte sich aber schnell zur Seite, um sich ein altes Promotion-Poster einer Boyband anzusehen. Sie wollte den Scherz nicht mit mir teilen.
    »Tut mir leid«, sagte Mike. »Ich muss jetzt nur endlich zur Arbeit. Ist schon in Ordnung, Kumpel.«
    »Hier ist noch ein Nebenraum«, sagte ich. Ich öffnete die Tür hinter mir und zeigte in den Raum. »Der ist gut als Lager, und wir können eine kleine Küche einbauen, falls wir etwas zu essen anbieten wollen. Komm und sieh es dir an.«
    »Du hast recht, Alex.« Mike blieb stehen. »Ich kann mir jetzt ein Bild machen.«
    »Ich weiß, dass man sich das schwer vorstellen
kann«, sagte ich, »vor allem wegen der Fenster.« Ich deutete auf die beiden Schaufenster, die mit einer undurchsichtigen weißen Substanz überzogen waren, damit die Passanten nicht hereinstarren konnten. »Aber ich kann mir vorstellen, dass es großartig werden wird.«
    »Ja, bestimmt«, nickte Mike unruhig. »Es wird großartig werden, keine Frage. Wie lange läuft der Mietvertrag?«
    »Zehn Jahre.«
    »Zehn Jahre?«, wiederholte Mike. »Das ist erstaunlich. Wie hast du das denn

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